Mehr Platz für Obdachlose benötigt

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Potenzielle Unterkunft für Obdachlose: Dieses Gebäude am Talangerplatz gehört der Gemeinde Krailling. © Dagmar Rutt

Die eine Kraillinger Obdachlosenunterkunft reicht nicht mehr aus. Die Gemeinde Krailling prüft ein zweites Gebäude auf Eignung.

Die Gemeinde Krailling braucht dringend mehr Platz, um Obdachlose unterbringen zu können. In der derzeit einzigen Unterkunft für obdachlose Menschen in der Gautinger Straße gibt es keine freien Kapazitäten mehr. Das berichtete Karin Greber, zuständig in der Gemeindeverwaltung für Obdachlose, in der jüngsten Bauausschusssitzung. „Alle zwölf Plätze sind belegt“, so Greber. Da die Unterbringung von Menschen ohne Wohnung eine Pflichtaufgabe jeder Kommune ist, schlägt die Verwaltung jetzt Alarm, um nicht demnächst Anfragende teuer in einer Pension oder Ähnlichem unterbringen zu müssen.

Der Ausschuss beschloss einstimmig, dass die Verwaltung ein gemeindeeigenes, derzeit leerstehendes Gebäude am Talangerplatz auf seine Eignung als weitere Obdachlosenunterkunft prüfen soll. Greber hatte zuvor die Situation erläutert: „Vermutlich muss ab November eine vierköpfige Familie, der Obdachlosigkeit droht, untergebracht werden.“ Man hoffe, dies zwar noch abwenden zu können, aber man wolle eben auch einen Plan B haben. Das Haus in der Gautinger Straße platze aus allen Nähten. Im Erdgeschoss leben laut Greber getrennt in zwei Zimmern zwei Frauen und zwei Männer. Im ersten Stock lebt in einem Raum eine Familie mit drei Kindern und nebenan eine Frau mit zwei Kindern. Für alle Bewohner gebe es lediglich eine Küche und ein Badezimmer, wobei eine weitere Toilette und eine Dusche hinter der Küche zur Verfügung stünden.

Jeder Obdachlose zahle eine Nutzungsgebühr in Höhe von 210 Euro im Monat, erläuterte Greber. Das reiche längst nicht aus, um alle Kosten für Strom, Wasser, Reparaturarbeiten und die Bezahlung einer AWO-Mitarbeiterin zu decken. Letztere kümmere sich im Auftrag der Gemeinden Neuried, Planegg, Gräfelfing und Krailling um Obdachlose, berichtet Karin Gerber. „Sie hilft etwa bei Anträgen für das Arbeits- und Sozialamt.“ Ihr Gehalt werde von den Kommunen gemeinsam getragen.

Das Konfliktpotenzial, nicht zuletzt den verschiedenen individuellen Hintergründen geschuldet, sei hoch. Neben Familien und Kindern lebten dort, teilweise seit sechs Jahren, Menschen mit Suchtproblemen und ehemalige Häftlinge. „Das Ziel ist ja, die Bewohner wieder in die Gesellschaft mit einer eigenen Wohnung einzugliedern“, sagt Greber. Die Unterkünfte für Obdachlose sollten daher funktional, aber nicht zu gemütlich sein. Es sei immer einer Gratwanderung, sich zu kümmern, aber die Bewohner auch zu animieren, sich ein eigenes Dach über dem Kopf zu suchen.

Als Alternative zum Gebäude am Talangerplatz diskutierte der Bauausschuss auch das Aufstellen von Containern. Die Mitglieder waren sich aber ob eines fehlenden Aufstellungsortes zügig einig, erst einmal zu prüfen, inwieweit, wie schnell und mit welchem finanziellen Aufwand der Talangerplatz ertüchtigt werden kann. Neben der Überholung der Elektrik und der Ausbesserung von Wänden und Böden müssten eine Kochzeile eingebaut und das Bad erneuert werden, hieß es aus der Verwaltung.

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