„Sklaverei ist in den USA quicklebendig“ - Trump will Farmer über illegale Arbeiter entscheiden lassen
Vor seinen „Freunden“ aus der Landwirtschaft in Iowa kündigte Trump an, sie könnten ihre illegalen Arbeiter behalten - „wenn sie sich für sie verbürgen“.
Des Moines, Iowa - „Wie Sie vielleicht mitbekommen haben, habe ich mir ein wenig Ärger eingehandelt“, sagte Präsident Donald Trump am Donnerstag (3. Juli) bei einer Rede in Iowa. Berichten von Landwirten zufolge sorgten die unlängst durchgeführten ICE-Razzien der US-Regierung für erhebliche Ernteverluste. Gegenüber The Guardian erklärte Landwirtin Lisa Tate, dass 70 Prozent der Arbeitskräfte nicht mehr auf den Feldern erschienen sind, da sie sich vor einer Deportation durch ICE fürchten.
„Wenn 70 Prozent der Arbeitskräfte nicht auftauchen, werden 70 Prozent der Ernte nicht gepflückt und verderben“, sagte sie weiter. Tate ist Landwirtin in sechster Generation in Ventura County, Kalifornien, einem Gebiet, das jedes Jahr Obst und Gemüse im Wert von Milliarden von Dollar produziert. In landwirtschaftlich geprägten Staaten wie Kalifornien, Iowa, Texas und Pennsylvania haben die Einwanderungsmaßnahmen auch laut Newsweek dazu geführt, dass die Ernte auf den Feldern verrottet.
Farm-Arbeiter in Abschiebe-Angst: ICE-Razzien führen zu 70 Prozent Ernteverlust
Ein weiterer Betriebsleiter erklärte gegenüber dem Nachrichtenportal, er habe auf seinem Feld normalerweise 300 Arbeiter, die Zahl habe sich nach den ICE-Razzien auf 80 verringert. Ein Großteil der Farm-Arbeiter seien Einwanderer, die sich illegal in den USA aufhalten, so der Bericht von The Guardian. Sie ernten all das, was von Hand gepflückt werden muss. „Die meisten Amerikaner wollen diese Arbeit nicht machen“, so Landwirtin Tate.
Vertreter der Landwirtschaft warnen laut einem Bericht von Nebraska Public Media davor, dass die Abschiebe-Politik sowohl der Landwirtschaft als auch den Verbrauchern schaden wird. Dazu gehört auch Matt Teagarden, der Leiter der Kansas Livestock Association: Die Razzien „stören unsere Lebensmittelversorgung und tragen zu höheren Lebensmittelpreisen bei“, so Teagarden. In den Gemeinden verbreite sich eine generelle Angst. Die ICE-Abschiebungen führen ihmzufolge dazu, dass auch „völlig legale Arbeiter aus Angst zu Hause bleiben.“

Trump in der Zwickmühle - Zwischen Hardlinern und der Industrie
Die Abschiebungen von illegalen Einwanderern bringen Präsident Trump also in die Bredouille. Er sitzt zwischen den Stühlen zweier Gruppen, deren Unterstützung er nicht verlieren will. Die Verfechter seiner harten Grenzpolitik auf der einen Seite, und hochrangige Vertreter der Agrarindustrie auf der anderen Seite. In den USA gibt es nach Informationen des Economic Policy Institute 2,4 Millionen Farm-Arbeiter, von denen etwa 40 Prozent keinen legalen Status haben.
Die Präsidentin der United Farm Workers, Teresa Romero, erklärte gegenüber CNN, dass sie Anrufe von besorgten Landarbeitern aus ganz Kalifornien wegen der ICE-Razzien in diesem Bundesstaat erhalten habe. Es sollen daher bereits Gespräche zwischen Interessenvertretern der Landwirtschaft und der Trump-Regierung stattgefunden haben, um einen dauerhaften Kompromiss bezüglich des Schicksals illegaler Farm-Arbeiter zu finden. Mehrere Quellen hätten gegenüber dem Nachrichtensender von „verschiedenen neuen Möglichkeiten“ gesprochen, die in Betracht gezogen würden.

„Eine gute Idee“: Schicksal illegaler Farm-Arbeiter in die Hände ihrer Chefs legen
Im Agrar-Staat Iowa scheint Trump in seiner Rede nun offenbart zu haben, wie diese Möglichkeiten aussehen könnten. Nachdem er die Erfolge von ICE gelobt hatte, räumte er ein, dass er bei all dem den Landwirten jedoch nicht die Arbeitskräfte wegnehmen wolle. „Viele der Farmer, hier sitzen grade vier meiner Freunde in der fünften Reihe, ihre Arbeitskräfte arbeiten teilweise schon seit Jahren für sie“, so der Präsident.
„Wir werden etwas machen, was - wie ich denke - eine gute Idee ist“, fügte er hinzu, „wir werden sozusagen den Landwirten die Verantwortung übertragen“, so Trump. „Wenn ein Landwirt bereit ist, sich für diese Leute [seine Arbeiter] zu verbürgen, dann müssen wir sagen: Das geht in Ordnung“, erklärte er weiter, denn er wolle, dass es den Farmen gut gehe.
Kritik an Bürgschaft für Farm-Arbeiter: „Sklaverei in den USA ist quicklebendig“
Die Industrie-Vertreter in der fünften Reihe könnte diese Idee gefreut haben. Was eine solche Regelung für die Farm-Arbeiter in der Praxis bedeuten würde, stößt jedoch auf nachvollziehbare Kritik: „Die Sklaverei ist in den USA quicklebendig, und die Landwirte können den Arbeitnehmern jetzt mit Abschiebung drohen, wenn sie nicht tun, was sie wollen“, heißt es etwa auf Reddit unter einem Video von Trumps Rede in Iowa.
Ein anderer Kommentar lautet: „Wenn Landwirte darüber entscheiden, wer abgeschoben wird oder nicht, dann haben Sie [die Regierung] die Sklaverei nicht abgeschafft. Sie haben sie privatisiert.“ Auch Frank Knapp, Geschäftsführer der Secure Growth Initiative, teilte gegenüber Newsweek mit: „Es ist klar, dass Landwirte von Arbeitskräften ohne Papiere abhängig sind“, allerdings warnte er vor einer solchen Ausnahmeregelung für einzelne Branchen: „Kein Unternehmen sollte eine solche Kontrolle über Leben und Tod seiner Mitarbeiter erhalten.“ (nana)