Warum Thyssenkrupp Tausende Stellen streichen muss

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Im Rahmen der Neuaufstellung von Thyssenkrupp Steel könnten Tausende Beschäftigte ihre Stellen verlieren. (Archivfoto) © Rolf Vennenbernd/dpa

Thyssenkrupp will die Stahlsparte neu aufstellen. Dabei könnten Tausende Stellen wegfallen. Was sind die Ursachen?

Duisburg – Thyssenkrupp will seine Stahlsparte grundlegend reformieren. Der Vorstand arbeitet laut Medienberichten an einem neuen Konzept, das vor allen die Kosten massiv senken soll. Damit gehe auch ein Stellenabbau einher. Bis zu 5000 Beschäftigte könnten vom Umbau betroffen sein. Das Unternehmen hat sich jedoch gegen die Berichte zur Stellenstreichung gewehrt.

Bislang hat Thyssenkrupp Steel etwa 27.000 Beschäftigte. Spartenchef Bernhard Osburg soll nun prüfen, wie sich die Autokonjunktur in den nächsten Jahren entwickelt. Davon solle er ableiten, wie viele Stellen in Zukunft verzichtbar sein, berichtete das Manager Magazin. Die Unternehmensberatung Bain & Company unterstütze ihn dabei und solle einen „frischen Blick“ einbringen.

Thyssenkrupp plant „grundlegende Neuaufstellung“ für Stahl-Sparte – und könnte Tausende Stellen streichen

Schon Anfang April will Osburg den Aufsichtsrat um den früheren Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel über seine Erkenntnisse informieren. Gabriel hatte die Spekulationen über den Stellenabbau in einem Interview mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) erst angestoßen.

Als Aufsichtsratsvorsitzender von Thyssenkrupp Steel erklärte Gabriel, dass das Unternehmen nicht so weitermachen könne und die Stahlsparte eine „grundlegende Neuaufstellung“ benötige. Als Ursachen nennt er die schwache Konjunktur und grundlegende Veränderungen, „die nicht mehr erwarten ließen, dass die alten Absatzzahlen im Stahl auch nur annähernd erreicht werden“.

Sinkende Nachfrage machen „Kapazitätsanpassungen“ bei Thyssenkrupp nötig

„Wir haben Anlagen, die auf eine jährliche Produktion von knapp 12 Millionen Tonnen ausgelegt sind, aber wir verkaufen derzeit nur etwa neun Millionen Tonnen – Tendenz möglicherweise sogar fallend“, erklärte Gabriel gegenüber der WAZ. Das lasse sich eine gewisse Zeit überbrücken, „aber nicht auf Dauer“.

„Wir alle zusammen im Unternehmen, das Management und die Mitbestimmung, müssen jetzt schauen, dass wir einen Plan entwickeln, der uns in die Zukunft trägt“, sagte Gabriel. Dabei machte er deutlich: „Es kann sicher nicht ausgeschlossen werden, dass bei Kapazitätsanpassungen auch ein Beschäftigungsabbau erfolgt.“ Die Spar-Reform soll zwei Milliarden Euro kosten.

Tausende Stellen sollen bei Thyssenkrupp Steel wegfallen

Konkrete Zahlen zu liefern, ist nun Aufgabe von Bernhard Osburg. Laut Manager Magazin ist klar, dass es Tausende Stellen betreffe. Zumindest in Duisburg hätten jedoch viele Beschäftigte das Rentenalter fast erreicht.

Doch nicht nur die Beschäftigten von Thyssenkrupp Steel in Duisburg könnten vom Stellenabbau betroffen sein. Der Sparplan schließe auch die Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) mit 3000 Beschäftigten ein. Dabei handelt es sich um ein Joint Venture, das Thyssenkrupp gemeinsam mit Salzgitter und dem französischen Röhrenhersteller Vallourec.

Thyssenkrupp fordert Salzgitter-Beteiligung an Kosten des Stellenabbaus – laut Medienbericht

Thyssenkrupp Steel fordert laut dem Bericht des Manager Magazins, dass sich jeder gemäß seinem Anteil am Stellenabbau finanziell beteilige. Nur weil etwa Salzgitter geografisch weiter entfernt liege, könnten sich die Niedersachsen nicht einfach einen schlachten Fuß machen, soll Osburg laut Manager Magazin gesagt haben, das sich auf hochrangige Unternehmenskreise beruft.

Offiziell stimmten die Gesellschafter der HKM darüber überein, ihre Pläne „weiterzuentwickeln und zu konkretisieren“. Salzgitter-Chef sehe jedoch Thyssenkrupp als Mehrheitseigner in der Führungsrolle. Das französische Unternehmen Vallourec hat das Joint Venture dagegen gekündigt, ist jedoch noch bis 2028 gebunden. Laut Manager Magazin droht das Unternehmen jedoch mit Klage.

Neben den Planungen nach einer Umstrukturierung der Stahlsparte prüft der Essener Konzern einen Verkauf von Thyssenkrupp Steel. Vorstandschef Miquel Lopez hat etwa Verhandlungen mit der EPH Holding des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky über eine Zusammenarbeit geführt, die jedoch ohne Ergebnis blieben. (ms)

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