Gefährlicher Leberkrebs – Ultraschallwellen können Tumorzellen zerstören
Wer an Leberkrebs erkrankt ist, musste sich bisher auf eine strapaziöse Behandlung einstellen. Ein neues Therapie-Verfahren macht Betroffenen jetzt Hoffnung.
Leberkrebs entsteht meist in Folge einer geschädigten Leber. In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 9.500 Menschen. Nur wenn er früh erkannt wird, besteht eine Chance auf Heilung. Ein neues Therapie-Verfahren aus den USA macht Betroffenen jetzt Hoffnung: Dabei werden Tumorzellen mit Ultraschall entfernt, minimal-invasiv und ohne Nebenwirkungen.
Leberkrebs mit Ultraschall behandeln – so funktioniert das Verfahren
Bei der neuen Behandlungsmethode, der sogenannten Histotripsie, werden Tumorzellen in der Leber mit hoher Intensität von einem Ultraschallgerät (per Roboterarm) beschossen. Genauer gesagt ihre Mikrobläschen, die jede Zelle – so auch die Krebszelle – enthält. Durch die Schallwellen vergrößern sich die Bläschen, bis sie platzen und dabei die gesamte Tumorzelle zerstören. Die Tumorzellen werden also mechanisch beseitigt, ohne dass umliegendes Gewebe verletzt wird. Die Überbleibsel der Zelle, eine flüssige Masse, wird in den folgenden Wochen vom Körper abgebaut.

Während der Behandlung können Ärzte die Mikrobläschen mit einem gewöhnlichen Ultraschallgerät beobachten. Ein Vorteil der Methode: Dem Patienten bleiben Operationen und andere Eingriffe, wie Punktionen, erspart. Auch belastende Chemotherapien oder Strahlenbehandlungen sind laut Experten nicht nötig. Damit ist die Histotripsie besonders schonend. Bisher ist das Verfahren in Deutschland nicht zugelassen, mehrere Kliniken führen aber bereits Studien an Patienten durch. Prof. Dr. Philipp Wiggermann vom städtischen Klinikum Braunschweig in einer Mitteilung der Klinik:
„Tumore dank dieser neuen Therapieform nicht-invasiv zu zerstören könnte für viele Patientinnen und Patienten in der Zukunft einen Vorteil darstellen. Es ist nicht nur sehr schonend, sondern es würde auch eine ambulante Therapie ermöglichen.“
Durch den Vergleich von Computertomographie- (CT) oder Magnetresonanztomographie-Bildern (MRT) können Ärzte anschließend überprüfen, ob die Behandlung erfolgreich war.
Ultraschall-Therapie stammt aus den USA
Die Ultraschall-Therapie stammt aus den USA und wurde dort an der Universität von Michigan im Rahmen der klinischen Studie #HOPE4LIVER-Studie (übersetzt: “Hoffnung für die Leber“) entwickelt. Neben dem Klinikum Braunschweig ist auch das Uni-Klinikum Magdeburg an dem Projekt beteiligt. Um die Wirksamkeit der Methode zu testen, führten beide Kliniken erstmals in Europa Studien an Patienten mit primärem und metastasierten Lebertumoren durch, bei denen gängige Behandlungsmöglichkeiten nicht angeschlagen hatten.
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Nach der Behandlung des ersten Patienten zeigte sich Oberarzt Dr. Mathis Planert zuversichtlich: „Die erste Behandlung in der #HOPE4LIVER-Studie hier am Klinikum Braunschweig konnte erfolgreich durchgeführt werden und hat den anvisierten Tumor zerstört. Dem Patienten ging es sowohl vor als auch nach der Behandlung gut.“
Neue Hoffnung für Betroffene auf Heilung
Leberkrebs zählt zu den besonders aggressiven Krebsarten und entsteht häufig infolge einer Fettleber. Bisher ist er in Deutschland verhältnismäßig selten. Da Leberkrebs lange keine eindeutigen Symptome zeigt, merken Betroffene die Erkrankung aber oft erst spät. So wurden nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft bisher sieben von zehn Leberkrebserkrankungen erst in fortgeschrittenen Stadien festgestellt. In diesem Fall ist die Prognose ungünstig, denn je früher die Krankheit entdeckt wird, desto höher sind die Heilungschancen.
Die neue Ultraschall-Therapie könnte neue Erfolge bringen. Sie ist für Betroffene nicht nur besonders schonend – erspart ihnen Chemotherapien, Operationen und die Einnahme von Medikamenten – sondern auch äußerst effektiv. Im Tierversuch zeigte sie sogar Wirkung, wenn sich schon Metastasen gebildet hatten. So berichtet die Deutsche Welle von Studien an Nagetieren. Diese zeigen dem Bericht zufolge: das Immunsystem ist in der Lage, die restlichen Krebszellen zu zerstören, wenn zuvor 50 bis 75 Prozent eines Lebertumors mit Ultraschallwellen beseitigt wurden. Offenbar „lernt“ es beim Abtransport der Gewebemasse, Krebszellen zu erkennen und reagiert mit einer entsprechenden Immunantwort.
Histotripsie könnte auch bei anderen Tumoren zum Einsatz kommen
In Deutschland ist die Histotripsie bisher nur im Rahmen klinischer Studien und auch nur zur Behandlung von Leberkrebs zugelassen. Experten sind aber zuversichtlich, dass Mediziner mit dem Verfahren künftig Tumore im ganzen Körper behandeln könnten.
Denkbar wäre der Einsatz bei:
- Nierenkrebs
- Prostatakrebs
- Befallenen Lymphknoten
- Harnblasenkrebs
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion nicht beantwortet werden.