Ultrafeinstaub: Studie belegt Krankheitsrisiko - MdB sieht Flughafen München in der Pflicht zu handeln
Nach Warnungen unter anderem vom Bund Naturschutz bestätigt der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags Gefahren für die Gesundheit durch Ultrafeinstaub. MdB Mehltretter erwartet Reaktionen vom Flughafen München.
Flughafen München - „Es wird Zeit, dass endlich gehandelt wird.“ Das ist der Schluss, den der Freisinger SPD-Bundestagsabgeordnete Andreas Mehltretter aus einer von ihm im Auftrag gegebenen Ausarbeitung des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages zum Thema Ultrafeinstaub zieht. Es gebe schnell wirksame Maßnahmen, um Ultrafeinstaub zu reduzieren. „Alle Verantwortlichen müssen dafür sorgen, dass diese Maßnahmen endlich umgesetzt werden“, fordert Mehltretter – auch in Richtung Flughafen selbst.
Nachdem der Bürgerverein Freising, das Bündnis Aufgemuckt und der Bund Naturschutz kürzlich aufgrund von Messdaten auf dem Vorfeld Ost des Airports Alarm geschlagen hatten (wir berichteten), äußert sich nun also auch MdB Mehltretter alarmiert. Nach Ansicht der Weltgesundheitsorganisation werden Ultrafeinstaubkonzentrationen von 10 000 Partikeln pro Kubikzentimeter als Tagesmittel als hoch angesehen. Laut Mehltretter wird dieser Wert in Freising an 91 Tagen, in Hallbergmoos an 102 Tagen überschritten.
Asthma, COPD, Krebs und Infarkte
Die Ergebnisse des Wissenschaftlichen Dienstes zeigten, so Mehltretter, eindeutig: „Der durch den Flugverkehr verursachte Ultrafeinstaub erhöht das Krankheitsrisiko signifikant.“ Die Studie bestätige, „dass die Sterblichkeit zunimmt, wenn Menschen Ultrafeinstaub ausgesetzt sind“. Vor allem bei der Entstehung von Atemwegserkrankungen wie Lungenkrebs, der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) und Asthma, aber auch von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkten und Schlaganfällen käme dem Ultrafeinstaub eine wichtige Rolle zu.
Ebenso belegt sei eine erhöhte Belastung im Umfeld von Flughäfen. Insgesamt könne festgehalten werden, dass „Ultrafeinstaub von Flugzeugen schlecht für die Gesundheit ist“. Mehltretter fordert, wirksame Maßnahmen wie elektrische Schlepper und schwefelarmes Kerosin zügig umzusetzen.
Elektrisches Schleppen durch sogenannte Taxibots ergebe jedoch in München keinen Sinn, erklärt die Flughafen München GmbH (FMG). In München sei dies aufgrund der sehr kurzen Rollzeiten im bestehenden Zwei-Bahn-System nicht zielführend. „Es macht wenig Sinn, die Flugzeuge mit Taxibots zu den Startbahnköpfen zu schleppen, um dann dort die Triebwerke mehrere Minuten lang warmlaufen zu lassen“, erklärt Flughafensprecher Robert Wilhelm. In München erfolge das Warmlaufen in Kombination mit dem Rollen zur Startposition.
Eine Entschwefelung von Kerosin begrüße die FMG grundsätzlich. Jedoch könne der Flughafen hierbei lediglich die Tank-Infrastruktur zur Verfügung stellen, der Kerosinbezug erfolge direkt über die Airlines. Den Flughäfen seien die Hände gebunden. Wilhelm: „Die Initiative für die weitere Reduzierung des Schwefelgehalts von Kerosin muss international koordiniert erfolgen und mit konkreten Normen verbunden sein.“
Während Entstehung und Folgen von Feinstaub schon ausgiebig wissenschaftlich untersucht worden seien, stehe die Forschung die kleineren Partikel im Ultrafeinstaub betreffend noch am Anfang, moniert Mehltretter. Es bräuchte eine bessere Datengrundlage. Der MdB fordert deshalb, die Messstationen für das Programm des Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz auszuweiten. „Besser wäre auch eine Messung des Ultrafeinstaubs durch den Flughafen selbst“, so Mehltretter. In dieselbe Kerbe hatten wie berichtet vor wenigen Wochen auch Bürgerverein und BUND geschlagen und die FMG aufgefordert, „die Belastungen endlich zu erfassen und zu reduzieren“.
FMG führt keine Messungen durch
Hier antwortet Flughafensprecher Wilhelm, die Messung und Bewertung von Ultrafeinstaub seien Forschungsthemen für ein wissenschaftliches Umfeld. Er räumt ein, dass die FMG selbst keine Messungen durchführe, aber aktiv die Messungen der Universität Bayreuth im Auftrag des Staatsministeriums unterstütze – „insbesondere mit der mobilen Luftgütemessstation in Hallbergmoos“.