Mit Ostern feiern die Christen das zentrale Fest des Glaubens, der Hoffnung und der unbesiegbaren Liebe. Zu Beginn der Auferstehungsfeier um 5 Uhr am Morgen wurde in Rottenbuch vor der Stiftskirche Mariä Geburt eine von den Imkern gespendete Kerze aus echtem Bienenwachs entzündet.
Rottenbuch – „Dies ist die Nacht, von der geschrieben steht: Die Nacht wird hell wie der Tag, wie strahlendes Licht wird die Nacht mich umgeben.“ So heißt es im Lobpreis der Osternacht. Die eine große Feier, die mit dem Abendmahl am Gründonnerstagabend begann, sich fortsetzte in der Verehrung des Kreuzes am Karfreitag und in der Stille der Grabesruhe am Karsamstag, führte in der Osternacht zur zentralen Botschaft: Christus ist auferstanden, der Tod hat keine Macht mehr über ihn. Und so dürfen wir glauben, „dass auch wir mit ihm leben werden“, wie es im Römerbrief 6,8 heißt.
Darum wurde die Osterkerze am Osterfeuer entzündet und in das Dunkel des Kirchenraumes getragen. Darum wurde sie in das Wasser gesenkt, damit es geweiht wird zur Taufe neuer Christen. Pfarrer Josef Fegg zeigte sich hocherfreut darüber, dass der Bienenzuchtverein Rottenbuch, zu dem auch die Imker aus Bad Bayersoien, Schönberg und Wildsteig gehören, diese gespendet hat.
Fünf Kilogramm schwer und einen Meter lang
Die fünf Kilogramm schwere und einen Meter lange Kerze aus reinem Bienenwachs wurde wieder von Bruder Clemens im Kloster Schweikelberg in Vilshofen an der Donau in traditioneller Handarbeit gezogen. Mit dem Ordensmann steht der Wildsteiger Imker Matthias Kauf, der auch stellvertretender Vorstand ist, seit vielen Jahren in Kontakt. In liebevoller Kleinarbeit verzierte Kordula Keller die Kerze mit dem auferstandenen Herrn, versehen mit dem Alpha und Omega sowie der Jahreszahl 2025. Als Dankopfer der Schöpfung für die Erlösung wird die Kerze die Pfarrei ein Jahr lang begleiten.
Pfarrer Fegg wies darauf hin, dass die Biene als Symbol des Fleißes und der Betriebsamkeit explizit erwähnt wird. Im vom Diakon oder Priester vorgetragenen Exultet am Beginn der Liturgie in der Osternacht heißt es: „…nimm diese Kerze entgegen als unsere festliche Gabe! Aus dem köstlichen Wachs der Bienen bereitet, wird sie dir dargebracht von deiner heiligen Kirche…“ und weiter: „…Wenn auch ihr Licht sich in die Runde verteilt hat, so verlor es doch nichts von der Kraft seines Glanzes. Denn die Flamme wird genährt vom schmelzenden Wachs, das der Fleiß der Bienen für diese Kerze bereitet hat.“
Oft hielten Pfarrer auch selbst Bienen
Die Bedeutung des Bienenwachses stellte der vor fünf Jahren im Alter von 99 Jahren gestorbene frühere Fachberater Vinzenz Weber aus Weilheim in seinem Wachsbuch heraus. Im 13. bis 16. Jahrhundert verbrauchten Kirchen und Klöster große Wachsmengen, waren auch deswegen große Förderer der Bienenhaltung.
Oft hielten Pfarrer auch selbst Bienen, wie der frühere Böbinger Seelsorger Anton Stemmer. Er segnete bei einem feierlichen Wallfahrtsgottesdienst vor 67 Jahren die Imkerkerze auf dem Hohen Peißenberg. Dort finden sich alljährlich im Dezember die Bienenzüchter zur Ambrosiusmesse ein.
Beruhigende Wirkung
Das Wachs – bei der Produktion durch die Biene noch rein weiß – wird im Bienenstock nach und nach mit Propolis, Pollen und Pollenöl angereichert. Es wird wegen des enthaltenen Carotins dadurch nicht nur zu gelbem Wachs, es nimmt auch Aroma- und Wirkstoffe, also sekundäre Pflanzenstoffe aus Pollen, Propolis und Honig, auf. Beim Verbrennen der Osterkerze wie auch bei jeder anderen reinen Bienenwachskerze entsteht daher ein besonders sanftes Licht, und es verbreiten sich auch Aromastoffe, die leicht beruhigend wirken.