„Aberwitzige Klebeband-Konstruktionen“: Polizisten flicken ihre Autos jetzt mit Panzertape
Schimmel an den Wänden und defekte Fahrzeuge: Um die Polizei ist es vielerorts nicht gut bestellt. Doch es gibt noch ein weiteres Problem.
Berlin – Schimmel an den Wänden, Ungeziefer im Büro, defekte Dienstwagen: Die Bedingungen, unter denen viele Polizistinnen und Polizisten in Deutschland arbeiten müssen, sind schlecht. Das ist das Ergebnis einer Erhebung der Gewerkschaft der Polizei (GdP), über die das Netzwerk von IPPEN.MEDIA, zu dem der Münchner Merkur gehört, exklusiv berichtet hat.
Betroffen sind demnach hunderte Liegenschaften in ganz Deutschland, inzwischen haben sich zahlreiche weitere GdP-Vertreter an unsere Redaktion gewandt. Besonders schwierig ist die Lage augenscheinlich in Berlin, die finanzielle Not dort besonders groß. Die Gewerkschaft spricht von einem Investitionsstau von knapp drei Milliarden Euro bei Polizei und Feuerwehr (bundesweit ist die Rede von einem zweistelligen Milliardenbetrag).
Schließanlagen und Türen defekt: Jeder kann einfach in die Polizeiwache marschieren
Berliner Polizisten berichten von desolaten Fuhrparks und gesundheitsgefährdenden Arbeitsbedingungen. Zuständig für die Liegenschaften ist dort die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM). „Die BIM kann mangels fehlender Finanzmittel kaum mehr als Flickschusterei betreiben“, sagt Stephan Weh, Chef der Berliner GdP, im Gespräch mit dieser Redaktion.
Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hatte zuletzt angekündigt, im neuen Haushalt deutlich mehr Geld für Polizei und Feuerwehr einzuplanen. Im kommenden Jahr sollen demnach für die Sanierung von Polizeidienststellen knapp 58 Millionen Euro zur Verfügung stehen – das sind 40 Millionen Euro mehr als 2025. Die angekündigten Finanzmittel seien zwar „unglaublich wichtig“, sagt Weh, „aber sie werden eben auch nicht reichen.“
In vielen Liegenschaften hat Berlins Polizei laut Weh mit kaputten Heizungen zu kämpfen, was die Arbeit enorm erschwere. „Wenn du im Winter nicht heizen kannst, weil reihenweise Heizrohre und Anlagen ausfallen und du im Sommer mangels Hitzeschutz nicht kühlen kannst, ist das ebenso gesundheitsgefährdend wie Bleirohre oder krebserregende Stoffe in den Wänden und Ungeziefer“, so Weh. Hinzu kämen Mängel bei der Sicherheit der Liegenschaften: Weil Schließsysteme und Türen defekt seien, gebe es Dienstellen, in die jeder einfach so hineinmarschieren könne.
Polizei-Fuhrpark desolat: Dienstautos mit Panzertape zusammengehalten
Auch beim Fuhrpark gibt es Probleme, Weh spricht von einer „absoluten Katastrophe“. Zahlreiche Bilder zeigen, dass Einsatzwagen notdürftig mit Panzertape oder Paketband geflickt wurden. „Wir können froh sein, dass wir derart viele MacGyvers in unseren Reihen haben, die mit aberwitzigen Klebebandkonstruktionen flicken, was das Zeug hält“, sagt Weh. „Wenn hier nicht endlich richtig Gelder hereinfließen, werden die Fahrzeuge zur immer größeren Gefahr im Einsatz.“
Auch aus anderen Bundesländern, darunter Bremen, Schleswig-Holstein, Sachsen und Sachsen-Anhalt, gibt es Berichte von desolaten Polizeifahrzeugen, die die Arbeit nicht nur erschwerten, sondern auch zunehmend zum Risiko würden.
Ein weiteres Problem in vielen Dienstellen: Schwache Internetverbindungen. „Beim Öffnen größerer PDF-Anhänge vergehen mehrere Minuten, bis der Vorgang weiterverarbeitet werden kann“, heißt es etwa von der GdP in Rheinland-Pfalz. Mehrere Bundesländer haben inzwischen mehr Finanzhilfen vom Bund gefordert – etwa in Form eines Sondervermögens für Polizei und innere Sicherheit, das an die Länder verteilt wird.