Der Landkreis Oberallgäu will gegen die zunehmenden Biberschäden an Infrastruktur und Wirtschaftsbetrieben vorgehen, indem er eine Allgemeinverfügung zum Fangen und Töten von Bibern erlassen hat. Das hat zu einer Klage des Bund Naturschutz (BN) geführt.
Oberallgäu – Im Landkreis Oberallgäu haben sich die Biberschäden in den letzten Jahren erheblich ausgeweitet. „Die Tiere haben unter anderem Bahndämme unterhöhlt, die Trinkwasserversorgung gefährdet und Straßen sowie Wirtschaftsflächen beschädigt“, heißt es in der Mitteilung des Landratsamts. Um diese Gefahren abzuwehren, hat das Landratsamt am 2. September eine Allgemeinverfügung erlassen, die das Fangen und, wenn notwendig, die Entnahme der Biber vorsieht.
Bund Naturschutz klagt gegen Bibertötung im Oberallgäu
Diese Maßnahmen sind aus Sicht des Landratsamts notwendig, um die Sicherheit der Bevölkerung, der Infrastruktur sowie den Fortbestand betroffener Wirtschaftsbetriebe zu gewährleisten. Bereits im Jahr 2023 mussten auf der Bahnstrecke zwischen Sonthofen und Oberstdorf aufwendige Reparaturen durchgeführt werden, nachdem Biber den Bahndamm bei Altstädten massiv unterhöhlt hatten. Im Frühjahr 2024 ereignete sich ein weiterer Vorfall, bei dem ein Traktor in eine Biberröhre einbrach.
Trinkwasserversorgung wurde gefährdet
Auch die Trinkwasserversorgung des Zweckverbands Fernwasserversorgung Oberes Allgäu wurde in der Vergangenheit durch Biberröhren gefährdet. Der Landkreis Oberallgäu ist inzwischen fast flächendeckend mit Bibern besiedelt. Dazu zählen geeignete und konfliktträchtige Biberlebensräume. Regelmäßig werden dem Landratsamt auch nach Revierkämpfen schwer verletzte Biber gemeldet. Der BN hat nun gegen die Allgemeinverfügung Klage erhoben. Das Landratsamt Oberallgäu hält die sofortige Umsetzung der Allgemeinverfügung für erforderlich, um die anhaltenden Gefahren effektiv abwehren zu können.
Bund Naturschutz will bisherige Regelung beibehalten
Der BN hält diese Vorgehensweise für sachlich nicht sinnvoll und rechtlich nicht haltbar. Auch werden bisher im Landkreis Oberallgäu bei konkreten Problemen bereits Biber geschossen, wenn es keine andere Lösung gibt. In den Jahren 2021 bis 2023 waren das 107 getötete Biber. „Diese sachbezogene und im Einzelfall begründete Praxis hat sich nach Ansicht des BN bewährt und sollte beibehalten werden“, erklärt Dr. Christine Margraf, die Artenschutzreferentin des BN.
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