Positives Körperbild bei Kindern fördern: Studie liefert neue Erkenntnisse

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Die sozialen Medien machen es Eltern nicht einfach, ihren Kindern ein positives Körperbild zu vermitteln. Eine neue Studie gibt wichtige Aufschlüsse. 

Dünn sein, gut ausschauen, richtig posen: Durch die sozialen Medien kommen Kinder schon früh in Kontakt mit Schönheitsidealen. Eine österreichische Studie des Instituts für Jugendkulturforschung und Kulturvermittlung ergab im vergangenen Jahr, dass sich Jugendliche durch idealisierte Körperbilder im Netz zunehmend unter Druck fühlen. 51 Prozent gaben an, etwas an ihrem Körper ändern zu wollen. Bei den Mädchen waren es sogar 60 Prozent. Wie schaffen es Eltern, ihren Kindern von klein auf ein positives Körperbild zu vermitteln? Eine neue Studie gibt Aufschluss.

Gesunde Körperwahrnehmung im Fokus der Forschung

In den vergangenen Jahren hat die Bewegung „Body Positvity“ große Erfolge gefeiert. Experten verweisen dagegen auf den Ansatz der sogenannten „Body Neutrality“. Dieser sieht es vor, eine gesunde Körperfunktion anstelle ästhetischer Ideale in den Mittelpunkt zu stellen.

Mädchen blickt besorgt auf ihr Handy
Wegen der sozialen Medien machen sich bereits Kinder große Gedanken um ihr Aussehen. © IMAGO

„Wenn wir als Gesellschaft weniger auf Schönheitsideale fokussiert sind, sondern den Erhalt der gesunden Körperfunktion in den Vordergrund rücken, ist viel gewonnen“, zitiert das Deutsche Ärzteblatt Prof. Dr. med. Dr. phil. Astrid Müller, Vorstandsmitglied der DGESS und leitende Psychologin an der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Hannover.

Bei dem Konzept geht es darum, Dankbarkeit und Wertschätzung dafür zu empfinden, was der eigene Körper tun kann. Laut der US-Zeitschrift Psychology Today reichen die positiven Folgen von einem höheren Selbstwertgefühl bis hin zu einem geringen Risiko für Essstörungen und Depressionen. Allerdings konzentrierte sich die Forschung weitestgehend auf Erwachsene – bis jetzt.

Neue Studie untersucht Körperbild von Kindern

Für eine neue Studie schlossen sich Forschende der University of the West of England (Großbritannien) und der Universität Maastricht (Niederlande) zusammen. Insbesondere wollte die Studie untersuchen, wie Kinder ihre Körperfunktionen wahrnehmen und welche Rollen dabei ihr Alter, Geschlecht sowie ihr Körperbild spielen.

Insgesamt nahmen 381 britische Kinder im Alter zwischen vier und sechs Jahren an der Studie teil. Das Vorgehen war wie folgt: Jedes Kind wurde zu einem individuellen Gespräch mit einem Mitglied des Forscherteams eingeladen. Dabei wurden die jungen Studienteilnehmer gebeten, „all die erstaunlichen Dinge“ aufzuzählen, die sie mit ihrem Körper tun können. Innerhalb einer Minute konnten Kinder so viele Dinge nennen, wie ihnen einfielen.

Außerdem wurde ihnen die folgenden Fragen gestellt: „Liebst du deinen Körper?“ und „Glaubst du, dass dein Körper erstaunlich ist?“ Dabei konnten sie mit „Ja“ oder „Nein“ antworten. Bei einer positiven Antwort mussten sie einen von drei Kreisen auswählen und sich hineinstellen, wobei der kleinste Kreis „ein bisschen“ bedeutete und der größte Kreis „viel“. Je positiver die Antwort, desto größer die Punktzahl. Höhere Werte wurden mit einem insgesamt positiven Körperbild in Verbindung gebracht.

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie

Im Durchschnitt zählte jedes Kind fünf verschiedene Dinge auf, die es mit seinem Körper tun kann. Die meisten nannten körperliche Fähigkeiten (85 Prozent) wie „hüpfen“, „auf einen Felsen klettern“, „Basketball“ und „Karate“. Fast die Hälfte (46 Prozent) gab kreative Fähigkeiten an, darunter „Spiele spielen“, „singen“ und „malen“. Auf Platz drei (28 Prozent) folgten Tätigkeiten, die mit täglichen Routinen und Selbstfürsorge zu tun haben („Wasser trinken“, „Schuhe anziehen“, „schlafen“).

Rund ein Viertel nannte die Kommunikation mit anderen („lachen“, „winken“). 23 Prozent erwähnten Sinneseindrücke („Dinge riechen“, „Finger zum Berühren“). Am wenigsten genannt mit jeweils zehn Prozent waren interne Prozesse wie „atmen“ oder „blinzeln“ sowie kognitive Fähigkeiten („Wörter in der Schule lesen“).

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Kinder: Bewusstsein für Körperfunktionen stärkt positives Körperbild

Je älter die Kinder waren, desto mehr Dinge zählten sie innerhalb des Zeitlimits auf. Interessanterweise gab es aber keine Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen. Bei ihrer Analyse kamen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass Kinder, die mehr Fähigkeiten aus verschiedenen Bereichen nannten, auch ein positiveres Körperbild hatten.

Die Forschenden schlussfolgerten, dass Kinder ein positiveres Verhältnis zu ihrem Körper haben, je mehr ihnen bewusst ist, was dieser tagtäglich für sie tut – und zwar jenseits der rein physischen Funktionen. Wenn Kinder lernen, auch andere Körperfunktionen zu schätzen, könnte dies die Wertschätzung für ihren Körper und ihr Körperbild insgesamt stärken, so der Rückschluss der Wissenschaftler.

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