Es geht weit über den Namen hinaus. Die Polizeiinspektion Murnau betreut mit ihren 33 Beamten und sechs Angestellten im Dienst nicht allein die Marktgemeinde, sondern hat insgesamt rund 350 Quadratkilometer im Blick: Murnau, Uffing, Riegsee, Seehausen, Spatzenhausen, Großweil, Ohlstadt, Eschenlohe, Bad Kohlgrub, Saulgrub, Bad Bayersoien. Zu berichten gibt es da viel, möchte man ein vergangenes Jahr Revue passieren lassen. Das macht die PI Jahr für Jahr, mit ihrem Sicherheitsbericht. Jüngst für 2024. „In dem Jahr war ganz schön was los“, meint Joachim Loy, Leiter der PI, als er mit seinem Vize Thomas Wackerle und mit Polizeioberkommissar Georg Öttl die Kriminal- und Verkehrsstatistik vorstellte.
Murnau - Eines vorweg: Im Dienstgebiet der PI Murnau sank die Zahl der Straftaten von 2023 auf 2024 um etwa sieben Prozent. Wurden 2023 noch 985 Straftaten registriert, waren es im vergangenen Jahr 69 weniger. Weniger Rohheitsdelikte (152; -14), weniger Ladendiebstähle (36; -24), weniger Kfz-Sachbeschädigungen (21; -26), weniger Rauschgiftdelikte (30; -28). Die Zahl der Fahrraddiebstähle stieg aber an, um 25 auf 54 Fälle. Doch „wir haben gegengesteuert“, sagt Loy, und „Aktionen durchgeführt.“ Inzwischen ist der Bahnhofsbereich, hier verschwanden die meisten Bikes, videoüberwacht. Was die Aufklärungsquote anbelangt, die lag 2024 bei 64,7 Prozent, unter dem Landkreisschnitt (73 Prozent), unter dem Bayernschnitt (67,9 Prozent). Aber „immer noch sehr hoch“, sagt Loy, ehe er auf die Häufigkeitszahl hinweist. Diese gibt die Anzahl der bekannt gewordenen Straftaten auf 100.000 Einwohner hochgerechnet an. Im PI-Bereich liegt diese Zahl bei 3.030 – im Landkreis bei 4.969, in Bayern bei 4.635. „Im Vergleich sind wir der Wahnsinn“, sagt der PI-Leiter. Murnau sei, und da bleibt Loy seiner Einschätzung aus vergangenen Jahren treu, „einer der sichersten Orte Deutschlands“. Bei den Straftaten im Dienstgebiet entstand ein Gesamtschaden von über sechs Millionen Euro. 480 Tatverdächtige konnten ermittelt werden. Gut die Hälfte der Tatverdächtigen waren in der Vergangenheit schon in Erscheinung getreten. Etwa jeder Achte handelte unter Alkoholeinfluss. In Fällen gefährlicher Körperverletzung war sogar über die Hälfte der Tatverdächtigen alkoholisiert. 2024 wurden bei den Rohheitsdelikten (Körperverletzung, Raub, Misshandlung Freiheitsberaubung) 152 Fälle angezeigt, 14 weniger als im Vorjahr. Aufklärungsquote: 87,5 Prozent.
Sicherheitsbericht der PI Murnau: Das Problem mit Cannabis
Bei den Sexualdelikten wurden 33 Fälle bekannt. Doch Loy weist auf die hohe Dunkelziffer bei Missbrauchsfällen hin. Zu den Eigentumsdelikten: hier entstand ein Sachschaden in Höhe von rund 182.000 Euro. Gut 43 Prozent der einfachen Diebstähle konnten aufgeklärt werden, bei Diebstählen unter erschwerenden Umständen konnte etwa jeder fünfte Fall gelöst werden. Kritisch betrachtet Loy die Zahlen aus der Betäubungskriminalität. Hohe Dunkelziffer. „Ist ein Kontrolldelikt“, betont der PI-Leiter. 30 Fälle wurden zur Anzeige gebracht, in 18 Fällen ging es um den Besitz oder den Erwerb von Cannabisprodukten. Die Cannabis-Legalisierung beschäftigt die Murnauer Polizeiinspektion. „Die Gesetzeslage ist immer noch sehr unübersichtlich“ und die Polizei, wenn es um die Anwendung des Gesetzes gehe, „eher belastet“, meint Loy, der findet: „es braucht ganz klare Regeln.“
Wie bereits erwähnt, war 2024 „ganz schön viel los“, was Loy mit besonderen Vorkommnissen untermauert. Loy erinnert etwa an die Proteste der Landwirte, „da war Murnau bissl a Schwerpunkt“. Einen großen Schatten auf Murnau warf der Doppelmord an zwei ukrainischen Staatsbürgern durch einen Russen. Etwa drei Wochen darauf dann der Großalarm in der BGU: ein 47-Jähriger hatte in einer Berufsschule in Penzberg eine Mitschülerin bedroht und ein unbekanntes Pulver geschluckt. Evakuierung. Zeitweise Schließung der Notaufnahme. Für alle Rettungsorganisationen „ein Rieseneinsatz“, so Loy. „Wahnsinn, wie brutal da vorgegangen wurde“, meint der Leiter zu einer Schlägerei, an der im Juli zahlreiche Leute beteiligt waren. Aus der Menge heraus habe ein Brüderpaar „hemmungslos auf Beamte eingeschlagen“. Auch an Halloween musste die Polizei ausrücken. Zum Kulturpark. Dort hatte ein 23-Jähriger zunächst einen Mann gewürgt und dann auf einen Helfer eingestochen. Der Täter konnte nach kurzer Fahndung festgenommen werden – er hatte seinen Schlüsselbund verloren. Positives kann Loy zu den Asylunterkünften berichten: „bei uns wirklich absolut friedlich.“ Auf Trab halten die Beamten derweil Vermisstensuchen. Davon gab es 2024 zahlreiche. „Fast einmal die Woche“, sagt Loy. „Uns tun die Menschen immer sehr, sehr leid“. Gesucht würden in „99,9 Prozent“ der Fälle Ältere.
Unabdingbarer Teil des Sicherheitsberichtes ist die Verkehrsstatistik. 771 Unfälle wurden 2024 registriert, knapp 40 weniger als 2023. Die häufigsten Unfallursachen: mangelnder Sicherheitsabstand (166), laut Öttl „der klassische Auffahrunfall“, dann Fehler beim Abbiegen, Anfahren, Einfahren, Wenden oder Rückwärtsfahren (201), Missachtung der Vorfahrt (43) und falsche Straßenbenutzung (42). Drei Unfälle endeten tödlich: Auf der B2 geriet eine 35-Jährige auf die Gegenfahrbahn. Mehrere Autos kollidierten. Ein 30-Jähriger starb. Auf einer Nebenstraße der Bahnhofstraße in Murnau übersah ein Zusteller beim Rückwärtsfahren eine Passantin. Die 83-Jährige zog sich bei dem Unfall Kopfverletzungen zu, Wochen später verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand. Sie verstarb. Andernorts fuhr eine 83-Jährige mit ihrem Pkw rückwärts gegen ein Gebäudeeck. Ein heftiger Aufprall. Wochen später erlag die Frau ihren schweren Verletzungen.