Preise steigen weiter: So trifft die Inflation Menschen in Deutschland
Die Preise für Lebensmittel und Energie sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Warum es so gefährlich ist, dass die Inflation vor allem Niedrigverdiener trifft.
München – Ob Gas, Butter oder Restaurantbesuch – das Leben ist teuer geworden und die Inflation bleibt ein drückendes Thema in Deutschland. Von den gestiegenen Kosten für Energie, Lebensmittel und Dienstleistungen sind besonders Geringverdiener betroffen, deren finanzielle Belastung stetig zunimmt. Wie sehr, zeigen aktuelle Zahlen des Preismonitors des Statistischen Bundesamtes. Und das könnte trotz niedrigerer Inflation so weitergehen, prognostizieren Ökonomen.

Butter über 65 Prozent teurer – Inflation trifft besonders Geringverdiener
Die Preise Lebensmittel und Energie sind in den vergangenen Jahren rasant gestiegen; auch der vergangene Dezember „glänzte“ mit einer Teuerungsrate von 2,6 Prozent – dem zweithöchsten Wert des Jahres. Laut Statistischem Bundesamt trifft die Inflation vor allem den Dienstleistungssektor sowie Energiekosten und bestimmte Nahrungsmittel – und damit Posten, bei denen das Sparen vor allem Geringverdienern nur schwer möglich ist.
Beispiele gibt es viele: Ein halbes Pfund Butter kostet inzwischen bis zu 3,99 Euro – ein Preisanstieg von über 65 Prozent in vier Jahren. Schnittkäse ist seit 2020 nach den Destatis-Zahlen um über 47 Prozent, frische Brötchen und Vollmilch um über 34 Prozent teurer geworden. Auch kaum verzichtbare Grundhygieneartikel wie Zahncreme (plus 42,9 Prozent), Toilettenpapier (41 Prozent), und Deo (plus 37 Prozent) kosten deutlich mehr als noch im Jahr 2020.

Doch auch die Preise für Dienstleistungen und in der Gastronomie haben drastisch angezogen: Ein Besuch beim Herrenfriseur ist um 27 Prozent teurer geworden, ein Hauptgericht in Restaurant kostet über 31 Prozent, im Fast-Food-Lokal sogar fast 33 Prozent mehr als noch 2020.
Dabei waren Versicherungen, Gastro und Speiseöl 2024 die größten Inflationstreiber. Allein im vergangenen Jahr stiegen die Beiträge für Versicherungen um 13,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, die Kosten für soziale Einrichtungen wie Pflegeheime oder Tagesbetreuungsstätten kletterten um 7,8 Prozent. Der Besuch in Gaststätten wurde 6,8 Prozent teurer, die Wartung oder Reparatur eines Fahrzeuges um 6,1 Prozent.
Preise klettern weiter: Ökonomen erwarten weitere Teuerungen
Der Verbraucherpreisindex zeigt: Insgesamt liegt der Preisabstand gegenüber dem Jahr 2020 über alle Waren und Dienstleistungen hinweg bei satten 19,9 Prozent – auch wenn zuletzt die Preise für Gas, Heizöl und Benzin wieder etwas gefallen sind. Doch Experten prognostizieren, dass die Preise weiterhin steigen. Ökonomen rechnen global, aber auch für Westeuropa, mit einer anhaltend hoher Inflation bis 2028, meldet das Institut für Wirtschaftsforschung (ifo).
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Für das Jahr 2025 liege die erwartete weltweite durchschnittliche Inflationsrate bei 3,9 Prozent, und für die Jahre 2026 und 2028 bei 3,5 Prozent. Immerhin: Die niedrigsten Inflationsraten sagen die Experten für Westeuropa voraus (2,1 Prozent).
Gesellschaftliche Dimension: Steigende Lebenshaltungskosten „größte Angst“ der Deutschen
Die Auswirkungen der Inflation sind nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich deutlich spürbar: So landete die Furcht vor höheren Lebenshaltungskosten mit 57 Prozent auf Platz eins im Ranking der Studie „Die Ängste der Deutschen“ der R&V-Versicherung. „Die Menschen blicken mit Skepsis auf die aktuelle Entwicklung. Hohe Tarifabschlüsse, Inflationsprämien und spürbar langsamer steigende Preise konnten den Deutschen ihre Sorgen nicht nehmen“, so Studienleiter Grischa Brower-Rabinowitsch.
Inflation und sinkende Kaufkraft: Extremistische und populistische Parteien profitieren
Die Folgen könnten dramatisch sein. Denn eine Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) zeigt, dass Inflationsschocks vor allem Populisten und Extremisten in die Hände spielen. Die Analyse von 65 Wahlen in 18 Industrieländern zwischen 1948 und 2023 zeigte, dass die sinkende Kaufkraft der Bevölkerung durch schneller steigende Preise als Einkommen, zu einem Anstieg des Stimmenanteils populistischer und extremistischer Parteien um 2,8 Prozentpunkte führt. Gleichen jedoch Lohnerhöhungen die Inflöation vollständig aus, liegt der Stimmenzuwachs nur bei 1,3 Prozentpunkten, so die Studie.