Im Nu war das Geld in dem Kasterl verschwunden. Die heiligen Könige konnte Bürgermeister Rolf Beuting (ÖDP/Bürgerforum) aber auch schlecht ohne Gabe von der Bühne in die Menge zum Spendensammeln aufbrechen lassen. Wie in den Vorjahren auch, wurde der Neujahrsempfang der Marktgemeinde Murnau mit Sternsingern eröffnet. Anschließend blickte Beuting ein wenig voraus, vor allem aber zurück auf ein Jahr mit schönen, traurigen und prägenden Ereignissen.
Murnau - Lange sollte sein Vortrag nicht dauern. Er wolle sich kurzfassen, meinte Bürgermeister Rolf Beuting, der glaubte, inzwischen als nicht der längste Redner „unter dieser Sonne“ bekannt zu sein. Nichtsdestotrotz war sein Rückblick auf das Jahr 2024 mit vielen Punkten gespickt. Darunter fanden sich schöne Ereignisse wie die 100-Jahr-Feier des Staffelsee-Gymnasiums, die Einweihung der neuen Rettungswache und des inklusiven Skateplatzes, das Ertönen einer neuen Orgel in der St. Nikolaus-Kirche und der Start des Blaues Land-Busses. Doch da waren auch andere Ereignisse. Der Doppelmord an zwei ukrainischen Soldaten. Ein „unrühmliches Thema“, mit dem Murnau weltweit Schlagzeilen gemacht habe, und das gezeigt habe, dass „wir nicht vom Weltgeschehen abgekoppelt sind“, sagte Beuting. Ferner erinnerte der Rathauschef an „ausgiebige Regenperioden“ zurück. „Die größten Unwetter sind an uns vorbeigezogen; wir haben einigermaßen Massel gehabt.“ Er mahnte aber, dass Unwetterereignisse zunehmen werden und es nur eine Frage der Zeit sei, bis es Murnau erwische.
Der Bürgermeister erinnerte ferner an Persönlichkeiten zurück. Etwa an die langjährigen Tafel-Leiterin Irmgard Zink, die im vergangenen Jahr verstarb. Sie habe „im Alter von über 70 Jahren“ mit dem Tafel-Engagement begonnen. Für Beuting ein Vorbild: „Lassen Sie sich da nichts einreden, dass Sie für irgendetwas zu alt sind“, appellierte er. Da müsse man, fand er, vor allem auf sich selbst hören, schauen, was man sich zutraue, sehen, wie es einem damit gehe. Denn: „Wir brauchen tatsächlich alle Hände, um die Gemeinschaft zusammenzuhalten und zu bilden.“ Ein „wirklicher Schockmoment“ war für Beuting der Tod seines fast gleichaltrigen Bürgermeisterkollegen Robert Stumpfecker aus Unterammergau im vergangenen Frühsommer. Da spüre man, wie zerbrechlich das menschliche Leben sei, sagte Beuting. Prägend war für den Murnauer Rathauschef auch die Reise mit Großweils Bürgermeister Frank Bauer nach Lviv. Diese „hat mir klar gemacht, was der Krieg für die Menschen bedeutet“. Eine Botschaft, die Beuting von den Menschen in der Ukraine mitnahm: „Lasst uns mit dem Krieg bitte nicht allein.“
In Murnau sei das Jahr 2024 „leider mit einem veritablen Streit“ geendet, schloss Beuting seinen Rückblick mit dem mehrheitlich gefassten Gemeinderatsbeschluss, das ehemaligen Postgebäude gewerblich und nicht als Bürgerhaus nachzunutzen. „Bestimmte Dinge sind nicht mehr zu finanzieren“, bedauerte Beuting. „In der Sache stehe ich schon dahinter, vom Stil her hätte man’s vielleicht auch anders hinkriegen können oder vielleicht auch müssen.“ Ehe er noch ins neue Jahr und auf Jubiläen – 30 Jahre Kunstverein, 40 Jahre Krankenhausbesuchsdienst, 60 Jahre Altenclub St. Nikolaus, 100 Jahre Imkerverein, 150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Murnau und 30 Jahre Jugendfeuerwehr, 160 Jahre TSV Murnau schaute – meinte Beuting, dass man 2024 Freude, Trauer, Streit und Zusammenhalt miteinander geteilt habe. Wenn man mit solchen Erfahrungen anständig umgehe, machen diese „uns am Ende stärker“. Sein Appell für 2025: „Lassen Sie uns das gemeinsam machen, und dann stehen wir auch zusammen, wenn es drauf ankommt.“
Das vergangene Jahr sei mit vielen Herausforderungen verbunden gewesen, betonte Landrat (GAP) Anton Speer (Freie Wähler). Damit wird 2025 nicht Schluss sein. Viele Themen hatte Speer mitgebracht. So informierte er etwa darüber, dass die zweitgrößte Unterkunft für Geflüchtete in Murnau im ehemaligen Tengelmann-Markt im März in Betrieb gehen werde. „Wir wollen das mit der Gemeinde, mit der Bevölkerung machen“, sagte der Landrat. „Nach wie vor dramatisch“ sei die Finanzlage der Krankenhäuser. „Wir müssen unsere Krankenhäuser im ländlichen Raum erhalten“, mahnte er. Mit Blick auf die Kreisumlage betonte Speer, dass man den Hebesatz „unbedingt auf 55 halten“ müsse. Denn „die Gemeinden müssen investieren“. Der Landrat bedauerte, dass „immer mehr Aufgaben vom Bund und teilweise auch Land auf uns heruntergebrochen werden“, und „den Letzten beißen die Hunde“, in diesem Fall Landkreis und Gemeinden. Mit etwas Positiven aber wollte er schließen. Was im Landkreis zuversichtlich stimme sei „der große Zusammenhalt“ und „die großartige Arbeit der Ehrenamtlichen“. Der Neujahrsempfang der Marktgemeinde bot abermals die Möglichkeit, all den Engagierten Dank auszusprechen. Das sei laut Beuting „einer der Hauptzwecke“ dieses Abends.
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