Erkenntnisse der Sol Foundation 2024 - Investoren in Startlöchern: Wie Experten das Ende der UAP-Geheimhaltung vorbereiten
Unidentifizierte Objekte in der Luft und unter Wasser
Ryan Graves, ehemaliger Navy-Pilot und Gründer von Americans for Safe Aerospace, betonte die anhaltende Gefahr, die von UAP für die Luftfahrt ausgeht. Er berichtete von mehreren Fällen, in denen Objekte unerklärliche Flugmanöver ausführten und nahe an Flugzeugen vorbeiflogen. Er forderte ein verbessertes Meldesystem für UAP-Sichtungen durch Piloten. Ein von seiner Pilotenvereinigung vorgeschlagener Gesetzesentwurf sieht unter anderem vor, dass Audio-, Video- und Radardaten an die Nasa weitergeleitet werden. Ob er verabschiedet wird, ist ungewiss.
Auch in den Ozeanen werden immer wieder UAP erfasst, berichtete der frühere Konteradmiral der U.S. Navy, Dr. Tim Gallaudet. So habe ein US-Schiff 1991 vor der Küste Japans mit dem aktiven Sonargerät ein Objekt erfasst, das zunächst wie ein U-Boot wirkte. Doch der Versuch, das Objekt mit dem passiven Sonar genauer zu bestimmen, schlug fehl.
Auch vor der Küste Südkaliforniens herrsche viel UAP-Aktivität. Die USS Jackson, eine Fregatte der US Navy, habe „Transmedium-Objekte“ erfasst, die aus dem Wasser auftauchten und wieder darin verschwanden. Gallaudet, früher Staatssekretär im Handelsministerium sowie Chef der Ozeanographiebehörde NOAA, schlug einen koordinierten, behördenübergreifenden Ansatz vor, um das UAP-Thema anzugehen.
Auch vor der Küste Japans werden laut Aaro immer wieder UAP beobachtet. Der japanische frühere Abgeordnete Yoshiharu Asakawa sprach über seine dreijährigen Bemühungen, das Tabuthema im Parlament zur Sprache zu bringen. Immerhin räume das Verteidigungsministerium inzwischen ein, dass es Informationen über UAP sammle. Doch die bleiben geheim. Asakawa hat eine überparteiliche Parlamentsgruppe gegründet, die von der Regierung Antworten fordert. Seine Teilnahme am Symposium signalisierte einen wichtigen Schritt Japans zur internationalen Zusammenarbeit in Sachen UAP.
Werden geborgene Fluggeräte im Geheimen erforscht?
Ein zentrales Thema war die mögliche Existenz geheimer Forschungsprogramme zum Nachbau von UAP-Technologie, über die selbst der US-Kongress nicht informiert sein soll. Diese Behauptung, die im vergangenen Jahr durch den hochrangigen Whistleblower David Grusch aufgestellt worden war, erhielt auf dem Symposium noch mehr Gewicht. Erstmals meldete sich ein früherer Mitarbeiter des US-Kongresses zu Wort. Kirk McConnell war jahrzehntelang für die Streitkräfte- und Geheimdienstausschüsse im US-Senat tätig, befragte selbst zahlreiche Whistleblower, von denen der Öffentlichkeit bislang nur wenige bekannt seien, und arbeitete an der UAP-Gesetzgebung der letzten Jahre mit. Er gehe mit fast vollständiger Sicherheit von der Existenz besagter Programme aus. Die Angst der Whistleblower vor dem Auspacken sei ernst zu nehmen, so McConnell. Ihre Sorge vor körperlichen oder beruflichen Vergeltungsmaßnahmen sei begründet, wie der Fall Grusch zeige.
Dr. Eric Davis, ein langjähriger Mitarbeiter an geheimen UAP-Regierungsprojekten, gab sich auf dem Symposium als eine der Hauptinformationsquellen des US-Kongresses zu erkennen. Im Laufe vieler Jahre habe er mit zahlreichen Offizieren, Generälen und sogar mit Mitarbeitern besagter Geheimprojekte selbst gesprochen und die Kongressausschüsse darüber informiert. Zwar hätten diese einige Fortschritte in der Materialforschung gemacht, doch von einem Nachbau eines Fluggeräts seien sie noch weit entfernt.
Um diese Projekte vor dem Kongress zu verbergen, bediene man sich sogenannter „Sole Source“-Verträge zwischen Geheimdiensten und Privatunternehmen, die grundsätzlich nicht öffentlich gemacht werden, sowie der „Presidential Emergency Action Documents“ - geheimer Anweisungen des US-Präsidenten im Hinblick auf Notfallszenarien. Allerdings seien längst nicht alle US-Präsidenten über UAP und vor allem über die Bergungs- und Nachentwicklungsprogramme informiert.
Eine Herausforderung für die Wissenschaft
Alle Wissenschaftler beklagten den Mangel an verlässlichen Daten, der nicht nur auf übermäßige militärische Geheimhaltung von UAP-Fakten zurückzuführen sei. Prof. Garry Nolan von der Stanford-Universität, Mitgründer der Sol Foundation, erinnerte daran, dass starke Beweise auch starke finanzielle Mittel erfordern.
Die schwedische Astronomin Dr. Beatriz Villarroel sprach über das große UAP-Tabu unter Fachkollegen. So sei das Thema selbst auf Wissenschaftskonferenzen über die Suche nach außerirdischer Intelligenz (SETI) nicht gern gesehen. Um das Rätsel zu lösen, schlägt sie einen hypothesenbasierten Ansatz zur Klärung spezifischer Fragen vor, etwa nach Artefakten oder Gesundheitsschäden durch UAP.
Prof. Avi Loeb, Gründer des Galileo Project an der Harvard Unversität, möchte lieber ergebnisoffen forschen. Sein KI-gestütztes Himmelsüberwachungssystem werde derzeit darauf trainiert, bekannte Erscheinungen automatisch auszusortieren. Was dann verbleibe, stelle eine Anomalie dar und solle gesondert untersucht werden.
Der CERN-Physiker Dr. James Beacham zeigte sich sehr skeptisch über UAP-Berichte aus der Bevölkerung und forderte die Freigabe verlässlicher Daten durch die Regierung. Die berichteten Flugmanöver seien durch konventionelle Technologien nicht zu erklären. Es sei verstärkte Grundlagenforschung nötig.
Ethische und philosophische Fragen
Der Politikwissenschaftler Dr. Alexander Wendt sprach über mögliche Folgen einer Enthüllung der Realität von UAP für die Gesellschaft. Laut Wendt geht dabei die Gefahr nicht von der fremden Intelligenz, sondern von den Menschen aus. Im schlimmsten Fall käme es zu einem „ontologischen Schock“, der zu Vertrauensverlust in den Staat und einem Zusammenbruch der Gesellschaft führen könnte. Es drohe die Bildung totalitärer Staaten. Wendt plädiert darum für eine langsame und kontrollierte Offenlegung sowie verstärkte internationale Zusammenarbeit.
Der Anthropologe Dr. Peter Skafish, Mitbegründer der Sol Foundation, warnte ebenfalls vor den Folgen einer raschen Enthüllung. Neben der Suche nach der Wahrheit über UAP sei auch die Wahrung demokratischer Prinzipien sehr wichtig, etwa, was die Geheimhaltung von UAP-Projekten vor dem US-Kongress angeht. Die Offenlegung sei kein plötzliches Ereignis, sondern man müsse sich auf einen komplexen und langwierigen Prozess einstellen.
Die Investoren sitzen schon in den Startlöchern
Mit dem Amtsantritt von Donald Trump werden einige Politiker, die sich bereits früher wohlwollend zum Thema geäußert haben, verantwortungsvolle Posten übernehmen, so etwa Marco Rubio und John Ratcliffe. Investoren rechnen darum offenbar mit einer erhöhten Chance auf Freigabe von UAP-Materialien. Den Investitionschancen und -risiken bei der Erforschung von UAP-Technologie war ein gesamter Nachmittag des Symposiums gewidmet.
Der Ex-Technologiedirektor von Lockheed Martin Skunk Works, Eric Schrock, sprach über geeignete Strategien zur Erforschung von UAP-Materialien, ohne dabei jedoch auf mögliche Erkenntnisse seines früheren Arbeitgebers einzugehen.
Der Startup-Unternehmer Rizwan Virk präsentierte geeignete Investment-Umgebungen für die Erforschung von UAP-Technologie, während der Geschäftsführer des KI-Unternehmens Robovision und Technologiedirektor der Sol Foundation, Jonathan Berte, einen innovativen Algorithmus zur Ermittlung objektiver und stichhaltiger Fakten vorstellte.
Auch historische Berichte, die auf Hochtechnologie hindeuten, solle man nicht außer Acht lassen, forderte der frühere U.S. Army Oberst Karl Nell. Die zu erwartenden technologischen Durchbrüche aus der Erforschung von UAP-Technologie seien enorm und rechtfertigten eine langfristige Finanzierung von Forschungsprojekten. Die Thematik sei derart komplex, dass man sie nicht allein der Regierung überlassen könne.