„Lidl lohnt sich, Nachtdienst nicht“: Artemed-Ärzte streiken für faire Bezahlung
Etwa 50 Ärzte der Artemed-Kliniken Tutzing, Feldafing und München Süd machten ihrem Ärger Luft. Bei einer Kundgebung vor dem Tutzinger Krankenhaus forderten sie Verhandlungen über einen Tarifvertrag.
Tutzing – „Tarifvertrag, Tarifvertrag“, schallte es am Mittwochmittag immer wieder von der Tutzinger Bahnhofsstraße aus. Die Zielrichtung: das Benedictus-Krankenhaus. Die Gewerkschaft Marburger Bund hatte Ärzte der Artemed-Kliniken Tutzing, Feldafing und München Süd zum Warnstreik aufgefordert. Rund 50 erschienen laut Polizei zur Kundgebung, die Arbeit legten laut den Teilnehmern am Mittwoch deutlich mehr nieder.
In Warnwesten und teils auch in Kitteln, ausgestattet mit Megafon und Trillerpfeifen, machten die – hauptsächlich jüngeren – Ärzte ihrem Ärger Luft. „Faire Bezahlung für alle“, „Arbeitszeiterfassung statt Vertrauensarbeitszeit“, „Lidl lohnt sich, Nachtdienst nicht“ oder „Come in and burn out“ war unter anderem auf den Plakaten zu lesen. Ingo Kaspar, stellvertretender Geschäftsführer des Marburger Bund Bayern, sprach von einer „Graswurzelbewegung. Die Ärzte vor Ort kamen zu uns“, sagte er. Die Tutzinger Pressestelle von Artemed hatte in einer Stellungnahme Gegenteiliges erklärt: Die Ärztegewerkschaft dränge sich „im Rahmen seiner Mitgliederakquise aktiv von außen in ein transparentes und gelebtes Tarifvertragswerk“. Artemed lehnt sich bei Bezahlung und Arbeitsbedingungen an die Richtlinien der Caritas an, jedes Haus handelt aber auch individuell.
Ärzte fordern gleiche Bedingungen für alle
„Alle sollten die gleichen Bedingungen haben“, sagte ein Tutzinger Assistenzarzt dem Merkur. Eine Kollegin meinte: „Die Geschäftsführung versteht nicht, wie es ist, übermüdet Überstunden zu machen und ständig einzuspringen.“ Der Austausch über Arbeitsbedingungen sei grundsätzlich schon gut, aber man bekomme immer nur „kleine Appetithäppchen“ und keine wirklichen Verbesserungen. Thomas Daniel von der Wirbelsäulen-Chirurgie sagte, die Vergütung der Bereitschaftsdienste hinke im Vergleich mit anderen Häusern deutlich hinterher. Anfang 2023 habe man eine Erhöhung gefordert, im Dezember sei dann eine nicht wirklich zufriedenstellende Anpassung gekommen. „Die Verhandlungen werden verzögert“, kritisierte Daniel. Und er versicherte: Von jeder Fachabteilung sei mindestens ein Assistenzarzt da.
Dass Artemed auf den Streik reagiert, schloss Regionaldirektor Max von Holleben bereits am Dienstag gegenüber dem Starnberger Merkur aus. „Das wird uns nicht umstimmen. Wir sind überzeugt davon, dass wir eine gute Lösung haben.“ Der beim Streik anwesende Geschäftsführer des Marburger Bund Bayern, Klaus-Martin Bauer, sagte: „Die Geschäftsführung von Artemed beruft sich bei der Ablehnung von Tarifverhandlungen ausgerechnet auf ihre christlichen Werte und ein familiäres Miteinander. Das erscheint absurd, gebieten doch gerade diese Werte einen Umgang mit den Mitarbeitern und Leistungserbringern auf Augenhöhe, den nur ein Tarifvertrag gewährleisten kann.“
Größere Auswirkungen auf den Klinik-Betrieb am Starnberger See hatte der Streik nicht. Teilnehmer berichteten aber, dass so manche geplante OP deshalb abgesagt worden war.