Aufladen statt Verbrecher jagen: E-Streifenwagen machen auf Einsätzen schlapp

In Baden-Württemberg sorgt derzeit die E-Auto-Flotte der Polizei für hitzige Diskussionen – und das nicht nur unter Einsatzkräften. Wie „Bild“ berichtet, klagt die Deutsche Polizeigewerkschaft über massive Probleme mit den neuen Dienstfahrzeugen. Die 136 Audi Q4 e-tron 45 Quattro, die seit Juli 2023 in den Dienststellen unterwegs sind, sollen eigentlich klimafreundlich für mehr Sicherheit sorgen. Doch laut Gewerkschafts-Chef Ralf Kusterer sei die Realität ernüchternd: „Teilweise ist es so, dass E-Fahrzeuge über Nacht auf der Dienststelle aufgeladen werden – tagsüber ist die Leistung dann schon wieder aufgebraucht.“

Einsätze müssen abgebrochen werden

Das bedeutet im Klartext: Einsätze müssen abgebrochen werden, Streifenwagen bleiben an Ladesäulen hängen – und mit ihnen die Beamten. Anstatt Verbrecher zu jagen, verbringen sie ihre Dienstzeit mit Warten und Laden.

Auf Anfrage der FDP-Innenexpertin Julia Goll erklärte das Innenministerium laut „Bild“, dass Polizisten während der Ladepausen zumindest „durch die Nutzung von zur Verfügung gestellten persönlichen Mobilfunktelefonen Recherchen durchführen oder eine teilweise Vorgangssachbearbeitung vornehmen“ könnten.

Idee vom „Car Office“ sei praxisfern

Für Goll ein Unding: „Groteske Vorschläge, die mit ernsthafter Polizeiarbeit nichts zu tun haben.“ Auch Kusterer zeigt sich empört: Die Idee vom „Car Office“ sei praxisfern – „In der Realität sitzen zwei Beamte im Fahrzeug und hören im Funk, wie eine andere Streife um Hilfe ruft.“

Offiziell existieren laut Ministerium keine Zahlen darüber, wie oft Einsätze aufgrund leerer Akkus scheitern. Eine Statistik dazu werde nicht geführt. Beamte, die eine geringe Restreichweite bemerken, sollen dies zwar melden – doch wie oft das tatsächlich zu gefährlichen Situationen führt, bleibt unklar. Was als Prestigeprojekt der grün-schwarzen Landesregierung und Innenminister Thomas Strobl begann, steht nun heftig in der Kritik