Privat oder gesetzlich versichern? - Private Krankenversicherung (PKV): Vorteile, Nachteile und Entscheidungskriterien

Private Krankenversicherung: Mit welchen Kosten müssen Sie rechnen?

Die durchschnittlichen Kosten einer privaten Krankenversicherung (PKV) liegen nach Angaben des Verbandes der privaten Krankenversicherung bei 529 Euro pro Monat, können aber je nach individuellen Faktoren wie Alter und Gesundheitszustand stark variieren und steigen mit zunehmendem Alter weiter an. Ein Wechsel zurück in die GKV ist unter bestimmten, oft restriktiven Bedingungen möglich, etwa wenn Selbstständige eine abhängige Beschäftigung aufnehmen oder Angestellte ihr Gehalt unter die Jahresarbeitsentgeltgrenze senken. Die Entscheidung für die PKV sollte daher gut überlegt sein und die Gewissheit beinhalten, dass sie die richtige Wahl ist.

Die PKV ist vor allem für gesunde Menschen attraktiv, da die Beiträge bei geringem Risiko oft sogar niedriger sind als in der GKV. Neben den Kosten ist jedoch auch die Qualität der Leistungen zu beachten. Günstige Tarife können im Krankheitsfall zu hohen Mehrkosten führen, da wichtige Leistungen eventuell fehlen und eine Anpassung der Versicherung nicht einfach ist, sondern eine erneute Gesundheitsprüfung erfordert, die sich insbesondere bei Vorerkrankungen nachteilig auswirken kann. Für Personen mit Vorerkrankungen kann der Zugang zur privaten Krankenversicherung schwierig und teuer sein. Private Anbieter haben das Recht, Anträge abzulehnen oder bestimmte Leistungen auszuschließen. In der GKV hingegen werden Vorerkrankungen nicht berücksichtigt und es gibt keine Antragsablehnungen.

Ein wesentlicher Nachteil der PKV ist, dass sie kein Solidarsystem wie die GKV darstellt. Während die Beiträge in der GKV einkommensabhängig sind, richten sie sich in der PKV nach Alter und Gesundheitszustand. Obwohl die Beiträge für junge und gesunde Menschen anfangs günstig sein können, steigen sie im Laufe der Zeit an. So zeigt eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP), dass die Beiträge in den letzten 10 Jahren (2014 bis 2024) um durchschnittlich 3,2 Prozent pro Jahr gestiegen sind. Daraus ergibt sich eine Gesamterhöhung von knapp 38 Prozent in diesem Zeitraum. Wer beispielsweise im Jahr 2014 noch 500 Euro im Monat zahlte, musste im Jahr 2024 bereits rund 690 Euro im Monat aufbringen. Trotz dieser Steigerungen ist nicht jede Erhöhung zulässig und spezielle Ratgeber erklären, wie man gegen unzulässige Beitragserhöhungen vorgehen kann.

Steigen die Beiträge für die private Krankenversicherung auch nach der Pensionierung?

In der privaten Krankenversicherung werden zwar Altersrückstellungen gebildet, um die Kosten im Alter abzufedern, da mit zunehmendem Alter häufiger mit Arztbesuchen zu rechnen ist. Diese Rückstellungen decken jedoch nicht die durch medizinischen Fortschritt und Inflation steigenden Behandlungskosten ab, so dass die Beiträge auch in der Rentenphase weiter steigen können. Um finanzielle Engpässe im Alter zu vermeiden, ist es daher ratsam, frühzeitig finanzielle Vorsorge für die Gesundheitskosten im Alter zu treffen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass die Beiträge zu einer Überforderung führen, insbesondere wenn die Rente gering ist oder Arbeitslosigkeit eintritt. Zudem ist die Rückkehr in die gesetzliche Krankenversicherung ab dem 55. Lebensjahr kaum noch möglich.

Darüber hinaus können Lebensereignisse wie die Scheidung eines verbeamteten Ehepartners die Beiträge zusätzlich in die Höhe treiben. Denn mit der Scheidung entfällt die staatliche Beihilfe, die Beamtenfamilien gewährt wird, was eine Neuanmeldung in einem teureren Tarif der privaten Krankenversicherung erforderlich macht.

Die Kostenabrechnung in der PKV

Privatversicherte müssen Arztrechnungen oft zunächst selbst bezahlen und erhalten sie später von ihrer Krankenkasse erstattet, was bis zu einem Monat dauern kann. Bei stationären Krankenhausaufenthalten erfolgt die Abrechnung wie bei der gesetzlichen Krankenversicherung über eine Chipkarte, mit Ausnahme von Chefarztbehandlungen, die direkt abgerechnet werden.

Bei der Abrechnung kommt es häufig zu Unstimmigkeiten zwischen den Versicherten und ihren Krankenkassen. Mitunter rechnen Ärzte Behandlungen ab, die von der Versicherung nicht übernommen werden, so dass die Versicherten auf den Kosten sitzen bleiben. Es ist ratsam, vor einer kostspieligen medizinischen Behandlung die Vertragsunterlagen zu prüfen und mit dem behandelnden Arzt abzuklären, welche Leistungen übernommen werden.

Wichtige Leistungen der privaten Krankenversicherung im Überblick

In der PKV sind bestimmte Leistungen unabhängig vom individuellen Bedarf unverzichtbar. Es empfiehlt sich, mindestens die Standardleistungen der gesetzlichen Krankenversicherung abzusichern. Besonders zu beachten sind:

  • Kostenerstattung: Vergewissern Sie sich, dass Ihr privater Krankenversicherungstarif eine hohe Erstattung von Arztrechnungen und anderen Gesundheitskosten vorsieht. In der privaten Krankenversicherung ist es üblich, dass Sie die Kosten für medizinische Behandlungen zunächst selbst tragen. Die Rückerstattung erfolgt erst, nachdem Sie die entsprechenden Rechnungen bei Ihrer Versicherung eingereicht haben, im Gegensatz zur gesetzlichen Krankenversicherung, bei der die Abrechnung direkt übernommen wird.
  • Ambulante Leistungen: Ambulante Leistungen werden außerhalb eines festen Standortes erbracht und sind nicht an eine stationäre Behandlung gebunden. Viele Versicherte wählen für ihren PKV-Tarif die klassischen ambulanten Optionen wie freie Arztwahl, auch bei Fachärzten ohne vorherige Überweisung, sowie Zugang zu allen anerkannten und zugelassenen Behandlungsmethoden.
  • Stationäre Leistungen: Stationäre Leistungen werden an einem bestimmten Ort erbracht, in der Regel in einem Krankenhaus. Ihre private Krankenversicherung kann Ihnen hier verschiedene Optionen anbieten, z. B. Chefarztbehandlung, freie Wahl des Krankenhauses und Unterbringung im Einzel- oder Zweibettzimmer. Sie können selbst entscheiden, ob Sie diese Leistungen in Ihren Tarif aufnehmen möchten.
  • Zahnärztliche Leistungen: Die zahnärztlichen Leistungen beziehen sich auf alle Arten der zahnärztlichen Versorgung. Um zu vermeiden, dass Sie die Behandlungskosten selbst tragen müssen, können Sie diese Leistungen in Ihren PKV-Tarif einschließen. So können Sie entweder die vollen Kosten erstattet bekommen oder die Ausgaben für chirurgische Eingriffe durch einen festgelegten Selbstbehalt reduzieren.
  • Krankentagegeld: Es springt ein, wenn Arbeitnehmer länger als sechs Wochen krank sind, die Höhe wird individuell festgelegt. Selbständige benötigen diesen Schutz ab dem ersten Krankheitstag, da es keinen Arbeitgeber gibt, der den Lohn vorerst weiterzahlt.
  • Krankenhaustagegeld: Während eines Krankenhausaufenthaltes wird ein Tagessatz gezahlt, der frei verwendet werden kann. Es kann z.B. für die Betreuung eines Haustieres während des Krankenhausaufenthaltes oder für die Anreise von Angehörigen verwendet werden.
  • Kurleistungen: Im Gegensatz zur gesetzlichen Krankenversicherung sind Kur- und Rehabilitationsleistungen nicht standardmäßig abgedeckt und müssen zusätzlich versichert werden.
  • Rückerstattungen: Einige PKV-Anbieter erstatten einen Teil der Beiträge zurück, wenn kaum Leistungen in Anspruch genommen wurden.
  • Selbstbeteiligung: Diese bietet die Möglichkeit, die Prämie durch einen Selbstbehalt zu reduzieren. In der Regel beträgt der Selbstbehalt zwischen 10 und 30 Prozent oder einen festen Betrag pro Jahr.
  • Versicherungsschutz im Ausland: Für Reisen oder Geschäftsaufenthalte im Ausland empfiehlt sich der Abschluss einer Zusatz- oder Reisekrankenversicherung. Denn im Gegensatz zur gesetzlichen Krankenversicherung sind Privatversicherte im EU-Ausland nicht krankenversichert.
  • Sehhilfen: Für Sehhilfen und andere Augenbehandlungen gilt ein ähnliches Verfahren wie für zahnärztliche Leistungen. Wichtig ist, dass Ihre private Krankenversicherung einen wesentlichen Teil der Kosten übernimmt. Auch in der gesetzlichen Krankenversicherung können Sie Zusatzleistungen für Zahnersatz, Sehhilfen oder Hörgeräte versichern.

Diese Leistungen bilden die Grundlage für einen umfassenden Schutz in der privaten Krankenversicherung und sollten bei der Wahl des passenden Tarifs berücksichtigt werden.

Wie wähle ich einen passenden Tarif?

Bei der Auswahl des für Sie geeigneten PKV-Tarifs wird Ihnen der Versicherungsmakler verschiedene Möglichkeiten aufzeigen, die Ihren Anforderungen in Bezug auf Leistungen und Beitrag entsprechen sollten. Es ist wichtig, dass Sie die angebotenen Leistungen, mit denen Ihrer bisherigen Leistungsübersicht vergleichen, um zu sehen, welche Tarife Ihren Bedürfnissen am besten entsprechen. Die Tarife der privaten Krankenversicherung sind sehr unterschiedlich, und es kann schwierig oder teuer sein, den perfekten Tarif zu finden, der alle Ihre Bedürfnisse abdeckt. Daher ist es wichtig, Prioritäten zu setzen und zu entscheiden, welche Leistungen Sie unbedingt benötigen und bei welchen Sie Kompromisse eingehen können.

Achten Sie auch besonders auf unklare Formulierungen in den Vertragsbedingungen. Versprechungen, die nur unter Vorbehalt gemacht werden, können später nicht eingehalten werden. Ihr Versicherungsmakler sollte Ihnen die Bedeutung jeder Klausel genau erklären und Sie darauf hinweisen, was es bedeutet, wenn bestimmte Versicherungsmerkmale fehlen.

Es ist auch wichtig, den Versicherer selbst zu betrachten, einschließlich seines Kundendienstes und der Art und Weise, wie er mit Gesundheitsfragen umgeht. Weniger strenge Gesundheitsprüfungen können zwar dazu führen, dass Personen mit Vorerkrankungen leichter aufgenommen werden, langfristig kann dies jedoch zu höheren Prämien führen. Wenn Sie gesundheitliche Probleme haben, sind anonyme Risikovoranfragen wichtig. Diese ermöglichen es, ohne Offenlegung Ihrer persönlichen Daten zu prüfen, welche Versicherung Sie zu welchen Konditionen aufnehmen würde. So wird verhindert, dass eine Ablehnung Ihre Chancen bei anderen Versicherern beeinträchtigt. Durch diese sorgfältige Prüfung und Beratung können Sie einen Tarif wählen, der einen guten Kompromiss zwischen Kosten und Leistung darstellt und Ihren individuellen Bedürfnissen entspricht.

Gibt es eine Familienversicherung in der PKV?

In der PKV gibt es keine kostenlose Familienversicherung. Das bedeutet, dass Partner und Kinder einzeln versichert werden müssen, was vor allem für Alleinverdiener zu höheren Kosten führen kann, auch wenn die Tarife für Kinder in der Regel günstiger sind als für Erwachsene. In der GKV hingegen können auch Kinder und Lebenspartner kostenfrei über die Familienversicherung mitversichert werden.

Fazit

Die private Krankenversicherung bietet vor allem für Beamte und Besserverdienende erhebliche Vorteile, da sie maßgeschneiderte Gesundheitsleistungen und eine bevorzugte medizinische Behandlung ermöglicht. Entscheidend für die Wahl der PKV sind die individuellen Bedürfnisse und Lebensumstände, die Art und Umfang des gewünschten Versicherungsschutzes bestimmen.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Beiträge in der privaten Krankenversicherung mit zunehmendem Alter steigen können und eine Rückkehr in die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) unter Umständen nicht möglich ist. Dies macht eine langfristige Planung und Überlegung vor dem Wechsel unumgänglich.

Zu den Hauptvorteilen der privaten Krankenversicherung zählt die Möglichkeit, spezifische Gesundheitsleistungen zu versichern, die über den Standard der GKV hinausgehen, wie z. B. Einbettzimmer, Chefarztbehandlung und schnellerer Zugang zu Spezialtherapien. Auf der anderen Seite stehen Herausforderungen wie höhere Beitragskosten im Alter und die Abhängigkeit der Prämien vom Gesundheitszustand und Alter bei Vertragsabschluss.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die private Krankenversicherung eine umfassende und individuelle medizinische Versorgung ermöglicht, jedoch eine sorgfältige Abwägung der langfristigen finanziellen und gesundheitlichen Situation erfordert. Personen, die den Abschluss einer privaten Versicherung erwägen, sollten alle Aspekte, von den Vorteilen bis zu den möglichen Risiken, gründlich prüfen, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können.