Denkmalgeschützte Bäume: Ringe zählen nach der Fällung?
-
VonWolfgang Schörnerschließen
Wie viele Ringe haben die gefällten Bäume an der Bahnhofstraße, die unter Denkmalschutz standen? Und was geschieht nun mit den Baumstämmen? Um diese beiden Fragen entstand am Dienstagabend im Bauausschuss eine Diskussion. Womöglich wird noch einmal ein Gutachter zurate gezogen.
Penzberg – Vor zwei Wochen wurden die beiden denkmalgeschützten Bäume an der Bahnhofstraße in Penzberg gefällt. Seitdem ebbt die Kritik nicht ab. An der Ecke nahe dem Stadtplatz befindet sich einer der Tatorte der Penzberger Mordnacht vom 28. April 1945. Ein Opfer wurde dort erhängt, ein zweites Opfer überlebte wie durch ein Wunder.
Thema war die Fällung auch am Dienstagabend im Penzberger Bauausschuss. Martin Janner (PM) wollte wissen, wie alt denn nun die Bäume waren. Das müsse man doch jetzt klären können, sagte er. Gemeint war das Zählen der Jahresringe. Zum anderen fragte er, wie entschieden wird, was mit den Stämmen passiert.
Frage nach dem Alter wird viel diskutiert
Die Frage nach dem Alter wird viel diskutiert. Der Penzberger Denkmalverein ist sich sicher, dass es sich um die Bäume der Mordnacht vom 28. April 1945 handelt. Bestätigt sieht er sich vom jüngsten Baumgutachten (vor der Fällung) mit einer Altersschätzung von rund 100 Jahren, was das Landesamt für Denkmalschutz dazu veranlasste, die Bäume unter Denkmalschutz zu stellen. Dieses Alter wird aber auch immer wieder bezweifelt.
„Dann brauchen wir nicht mehr Rätselraten“
Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) sagte am Dienstag im Bauausschuss, er und zwei Mitarbeiter hätten unabhängig voneinander – beim Stamm des einst zweiten Baums neben der Kreuzung – die Ringe gezählt. Korpan betonte mehrmals, er sei kein Gutachter und wisse nicht, ob er die Jahresringe (bei Lindenholz sind sie nicht immer gut erkennbar) richtig gezählt habe. Er und ein Mitarbeiter seien aber auf 86 gekommen, ein weiterer Mitarbeiter auf 83 Ringe. In dem Fall wäre der Baum 1945 sieben Jahre alt gewesen, sagte er. „Wir haben uns bestimmt nicht um 20 Jahresringe verzählt.“ Die Frage sei nun, so Korpan, ob man dies prüfen lässt. Im Anschluss an die Sitzung sagte er auf Nachfrage, dass man dies wohl machen werde. Hardi Lenk (SPD) sprach sich in der Sitzung dafür aus, eine Prüfung in Auftrag zu geben. „Dann brauchen wir nicht mehr Rätselraten, ob sie es sind oder nicht sind. Dann haben wir es Schwarz auf Weiß“, sagte er. Das sei man der Sache auch schuldig. Ein förmlicher Beschluss dazu fiel in der Sitzung nicht.
Stadtrat oder Ausschuss soll entscheiden, was mit den Stämmen passiert
Zu Janners Frage, was mit den Stämmen geschehen soll, antwortete Korpan, dass der Stadtrat oder ein Ausschuss darüber entscheiden werden. Für die Stämme, die jetzt nicht mehr im hinteren Bereich des Stadtplatzes liegen, sondern laut Korpan am Montag nach Gut Hub gebracht wurden, seien auch schon Vorschläge eingegangen, aus der Bevölkerung, aus der Verwaltung und selbst von einem Kind. „Wir sind gerade am Sammeln“, sagte der Bürgermeister. Die Vorschläge würden dann im Gremium vorgebracht. Dies soll ihm zufolge spätestens im April geschehen.
Bereits Vorschläge eingegangen
Hardi Lenk erzählte, dass er selbst bereits von einem Penzberger Künstler gefragt worden sei, was mit den Baumstämmen passiert. Er habe ihm gesagt, dass er sich gern im Rathaus melden könne. Es wäre gut, wenn ein Penzberger Künstler eine schöne Idee hätte, so Lenk. Martin Janner schlug in dem Zusammenhang vor, gleich einen Aufruf an Künstler zu starten. Offen blieb in der Sitzung, ob dies in Form eines Wettbewerbs geschehen soll.
Als positiv bewertete es Jack Eberl (FLP), wenn Künstler Vorschläge einbringen. Er fragte aber, ob dies auch Sinn macht, wenn sich herausstellt, dass die Bäume doch jünger sind. Gehe man dann den gleichen Weg oder mache man etwas an deren früheren Standort, fragte er. Ludwig Schmuck (CSU), der sich in der Sitzung ebenfalls für ein Gutachten aussprach, „um auf der sicheren Seite zu sein“, schlug vor, das Künstler-Ergebnis dann am Friedhof bei den Gräbern der Mordopfer aufzustellen. Lenk gab aber zu bedenken, dass das weiche Lindenholz für Außen wenig geeignet ist. Es müsse entweder geschützt aufgestellt werden, wie die Skulptur vor dem Bürgersaal in Iffeldorf, oder in einem Innenraum.
Armin Jabs (BfP) machte noch auf einen anderen Umstand aufmerksam: Die Grabsteine für die Mordopfer am Penzberger Friedhof bröckeln, die Namen seien kaum noch zu lesen, sagte er. „Das sollten wir auf jeden Fall angehen“ – vor dem 28. April.