Maskierte Spezialeinheit stürmt Nawalny-Gedenkfeier in Moskau
In Moskau spielten sich unschöne Szenen rund um ein Treffen zum Geburtstag des verstorbenen Alexej Nawalny ab: Einsatzkräfte stürmten die Gedenkfeier.
Moskau – Am Dienstag (4. Juni) wäre Alexej Nawalny 48 Jahre alt geworden. Doch die Erreichung dieses Alters blieb dem wohl bekanntesten Kritiker des Kremls rund um Wladimir Putin verwehrt. Er starb am 16. Februar in einem russischen Strafgefangenenlager in Sibirien – die genauen Umstände des Todes sind noch immer nicht aufgeklärt.
Gedenken wollten die Familie und Anhänger trotz der Repressionen Russlands gegen Kritiker des Regimes Nawalny an diesem Tag dennoch. Seine Witwe, Freunde und Unterstützer erinnerten etwa mit einem Gedenkgottesdienst in Berlin an den verstorbenen Kremlkritiker. Seine Witwe Julia Nawalnaja dankte den Versammelten in der Marienkirche in Berlin-Mitte mit einigen kurzen Worten auf Russisch, wollte sich aber weiter nicht äußern.

Erinnerung an Alexej Nawalny: Spezialeinheit stürmt Gedenkfeier in Moskau
Auch in Moskau trafen sich Menschen zum Gedenken an Nawalny – hier spielten sich allerdings unschöne Szenen ab. Die Polizei vor Ort ging hart gegen die gedenkenden Menschen vor. Vertreter einer Sondereinheit hätten am Dienstagabend im Nordosten Moskaus eine Räumlichkeit gestürmt, in der sich einige Dutzend Menschen versammelt hatten, um gemeinsam die Live-Übertragung eines Nawalny-Gedenkkonzerts aus Berlin zu schauen, teilte die Bürgerrechtsorganisation Ovd-Info mit.
Rund 30 Menschen seien zwischenzeitlich festgehalten, durchsucht und befragt worden. Das Medium Sota veröffentlichte ein kurzes Video, das mehrere maskierte Beamte im Anmarsch zeigt. Im Post auf X (vormals Twitter) hieß es außerdem dazu, es hätte sich dabei um eine Gruppe gehandelt, die ein Loft gemietet hatten.
Gedenken auch in Berlin: Kreml-Kritiker Nawalny starb im Februar – er wäre am Dienstag 48 Jahre alt geworden
Nawalny galt zu Lebzeiten als einer der schärfsten Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin und seit seiner Inhaftierung 2021 als politischer Gefangener. Im vergangenen Februar kam er unter bis heute ungeklärten Ursachen in einem Straflager im äußersten Norden Russlands ums Leben. Seine Angehörigen und Unterstützer sprechen von Mord – auch, weil Nawalny erst wenige Jahre zuvor im Sommer 2020 einen Nervengiftanschlag nur knapp überlebt hatte und dadurch gesundheitlich geschwächt war.
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Zu Nawalnys Beerdigung vor rund drei Monaten versammelten sich in Moskau trotz großer Repressionen überraschend Tausende Menschen und trauerten um den beliebten Oppositionspolitiker. Ansonsten aber gibt es kaum noch Proteste, weil die Behörden sie in der Regel im Keim ersticken und Teilnehmer sofort festnehmen. (han/dpa)