Der Schwarze Kanal: Menschliche Kälte? Wie die SPD beim Bürgergeld die eigenen Wähler verärgert
Kaum fordert CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann wieder einmal einen Systemwechsel beim vereinbarten Umbau des Bürgergelds, kommt aus der SPD beinahe reflexartig der Vorwurf: Das sei "menschliche Kälte".
Im Podcast "Der Schwarze Kanal" kann FOCUS-Kolumnist Jan Fleischhauer darüber nur den Kopf schütteln: "Ein bisschen mehr menschliche Kälte würde ich mir da gerne wünschen."
Er spricht von den 1,6 Millionen Erwerbsfähigen, "bei denen man sich fragt, warum das mit der Arbeit nicht klappt", und die das System oft über Jahre hinweg nutzen – ohne erkennbare Bemühung, etwas zu ändern. Dabei gebe es unzählige offene Stellen. "Nicht nur für Programmierer und Herzchirurgen."
Fleischhauer betont, dass es dabei natürlich nicht um Kranke oder Alleinerziehende gehe.
SPD handelt nicht im Sinne ihrer Wähler
Besonders absurd findet Fleischhauer, dass sich ausgerechnet die SPD mit einer Reform schwertut – obwohl doch ihre Wählerschaft mit am härtesten betroffen ist.
"Wir wissen aus den Umfragen, dass diese Art von Arbeitsverweigerung in keiner Partei auf so großes Unverständnis bei den Anhängern stößt wie bei den Sozialdemokraten."
In Städten wie Essen, Duisburg oder Wanne-Eickel, wo viele noch früh aufstehen und körperlich arbeiten, sei die Stimmung klar: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht mehr bekommen als der, der sich täglich abrackert.
Er erinnert an Franz Münteferings berühmten Satz: "Wer nicht arbeitet, soll auch nicht zu fressen haben."
Heute wäre dieser Ton in der SPD kaum noch vorstellbar. Stattdessen dominierten "Sozialfürsten und verhinderte Sozialarbeiter", so Fleischhauer – und die Kluft zur eigenen Basis wächst.
Den kompletten Dialog sehen Sie im Video. Die Podcast-Folge "Der Schwarze Kanal" in voller Länge gibt's bei FOCUS+.