Investoren und Genossenschaft: Brauerei Maisach kurz vor der Rettung
Es sieht sehr gut aus für die insolvente Maisacher Brauerei: Drei Investoren sind an einer Übernahme interessiert. Das Genossenschaftsmodell könnte integriert werden – der Zuspruch ist riesig.
Maisach – Insgesamt haben sich bisher zwölf Investoren für die Brauerei Maisach gemeldet. Ein paar sind wieder abgesprungen, andere haben Brauerei-Geschäftsführer Michael Schweinberger und Insolvenzverwalter Hanns Pöllmann aussortiert, weil sie sie nicht für geeignet hielten oder deren Vorstellungen utopisch waren. Vier Interessierte blieben übrig, mit drei gab es bereits Gespräche.
Mittelgroße Brauereien
Alle sind aus dem Fach, also Brauer, berichtet Schweinberger. Alle kommen von mittelgroßen Brauereien, „unsere Kragenweite“. Drei sind aus Südbayern, ein Investor kommt aus Italien. Alle würden weiter Maisacher Bier brauen wollen, wie es derzeit aussieht unter Schweinbergers Führung.
Zwei von den Vieren würden die Genossenschaftsidee weiterverfolgen wollen. Kein Wunder: Der Zuspruch ist riesig. In den wenigen Tagen, seitdem die Internetseite online ist, auf der man Interesse bekunden kann, haben sich bereits 250 potenzielle Genossen gemeldet. Sie wollen insgesamt rund 600 000 Euro einbringen, so zumindest das Ergebnis der unverbindlichen Absichtserklärungen.
Genossenschaft
Eine Genossenschaft (deren Gründung komplizierter ist und daher länger dauert) könnte man später in den neuen Brauerei-Betrieb einbinden. Wichtig ist, dass Anfang April ein Auffanggebilde mit einem Investor für die Brauerei steht. Denn Anfang April startet das Insolvenzverfahren für die bisherige Brauerei Maisach GmbH, die dann abgewickelt wird. Bis dahin muss das „Auffangnetz gespannt sein“, sagt Schweinberger, zudem muss ein Sanierungsplan stehen.
Grund und Gebäude
Grund und Gebäude der Brauerei (und Wirtschaft) gehören Martina Wieser-Sedlmayr, die den Betrieb vor Schweinberger leitete. Von ihr hatte der jetzige Geschäftsführer Anlagen und Marke gekauft, für die Gebäudenutzung zahlt er Pacht. Sedlmayr hat laut Schweinberger bekundet, „dass sie einer einvernehmlichen Lösung nicht entgegensteht“. Bei Gesprächen nächste Woche mit dem engen Kreis der Investoren wird ihr eine wichtige Rolle zukommen: Frage ist, ob der Investor die Immobilie kaufen will/kann oder ob weiter gepachtet wird. Klar ist laut Schweinberger: „Alle Investoren wollen langfristig Sicherheit.“
Noch diese Woche soll die Bewertung eines Gutachters fertig werden. Dann ist klar, was ein Investor für die Brau-Anlagen zahlen müsste. Schweinberger spricht von einem sechsstelligen Betrag.
Bis Ende April ist die Brauerei lieferfähig. Gerade wurde neues Malz gekauft, um weiter brauen zu können. Die Lieferanten sind nach wie vor an Bord, bei den Kunden ist nur ein kleinerer abgesprungen. Die Wirte der rund 40 Gasthäuser mit Maisacher Bier stehen laut Schweinberger trotz der Lage zur Brauerei. Nur in einem Fall wird über einen Wechsel zu einer Großbrauerei nachgedacht.
Ganz Nebenbei: Vom Agieren der Großen
Die Aasgeier würden wenigstens warten, bis die Beute tot sei, sagt Michael Schweinberger, Geschäftsführer der Brauerei Maisach. Bei der Brauereibindung in der Gastronomie sei das anders: Die Vertreter von Großbrauereien standen schon in den von den Maisachern belieferten Gaststätten, kaum dass die Finanzprobleme der Maisacher öffentlich waren. Daher spricht Schweinberger laufend mit den Wirten und ist froh, dass sie auf seiner Seite sind. Froh ist er auch, dass es Absprachen mit der König-Ludwig-Schlossbrauerei gibt – man gräbt sich nicht gegenseitig das Wasser ab.
Anders agieren einige Großbrauereien. Viele Wirte, schon lange Maisacher Kunden, hatten schnell Angebote von einem Branchenriesen auf dem Tisch.
Richtig sauer ist Schweinberger auf eine Großbrauerei. Deren Vertreter würden „fies“ agieren und „unmoralische Angebote“ machen. „Das gefährdet unseren Sanierungsprozess.“
Schöne Erlebnisse gibt es aber auch. Als Schweinberger neulich mit einem Freund im Gasthaus Frietinger in Luttenwang saß, stand plötzlich ein Fremder im Raum. Er stellte sich als Vertreter einer weiteren Großbrauerei vor. Die Reaktion in der Wirtschaft, in der ebenfalls Maisacher Bier fließt: großes Gelächter. Schweinberger sagt, man habe dann zu einem freundlichen Gespräch gefunden – und er habe den Vertreter auf ein Bier eingeladen. (zag)
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