Wichtiger China-Rohstoff geht zur Neige – West-Unternehmen horten Reserven

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China hat den Export wichtiger seltener Erden beschränkt. Westliche Unternehmen geraten an ihre Grenzen. Unter anderem betrifft das Scandium.

Peking – Kommt es zur Kehrtwende bei den kritischen Rohstoffen? Medienberichten zufolge hat China, das über eine Vielzahl wertvoller und seltener Rohstoffe verfügt, zuletzt wieder mehr Exportlizenzen vergeben. Besonders betrifft das aus wichtigen Seltenerdmetallen hergestellte Magnete. China stellt hier einen Großteil der globalen Versorgung; die Magnete sind unabdingbar für Autos, Drohnen, Fabrikroboter und andere Technologien. Trotzdem gehen europäischen Firmen langsam die Ressourcen aus.

Chinas Scandium-Monopol – Konkurrenz fährt nur langsam die Produktion hoch

Schon im April setzte das Land Exportbeschränkungen für sieben wichtige Rohstoffe aus und gab den Handelsstreit mit den USA als Grund an. Allerdings litten schnell auch europäische Unternehmen unter dieser Maßnahme. Nur ein absolutes Minimum an kritischen Lizenzen werde noch vergeben, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf eine nicht namentlich genannte Quelle. Entsprechend aktiv ist die EU dabei, einen möglichen Deal mit der chinesischen Regierung auszuhandeln.

Xi Jinping in Kasachstan.
Xi Jinping in Kasachstan (Symbolfoto). China hat den Export wichtiger seltener Erden beschränkt. Westliche Unternehmen geraten an ihre Grenzen. Unter anderem betrifft das Scandium. © IMAGO / Xinhua

China wiederum lässt sich Zeit. Kürzlich kam zudem ans Tageslicht, dass die Volksrepublik im Gegenzug für eine Lizenz Einsicht in sensible Geschäftsdaten ihrer Handelspartner erlangen will.

Zu den betroffenen Rohstoffen gehören nebst anderen Yttrium und Scandium. Bei Scandium hat China, ähnlich wie bei vielen sogenannten seltenen Erden, eine Vormachtstellung. Laut der Rohstoffexpertin Ellie Saklatvala von Argus Media hat China einen Anteil von 69 Prozent an der weltweiten Bergbauproduktion von Scandium, außerdem 90 Prozent an der Raffinerieproduktion. Bei diesen Angaben berief sie sich auf Daten der US Geological Survey.

Rund um den Globus versuchen Länder, ihre eigene Produktion von Scandium hochzufahren. Das Bergbauunternehmen Rio Tinto zum Beispiel baut derzeit ein Scandium-Projekt in Australien auf, im US-Bundesstaat Nebraska gibt es ebenfalls Bemühungen in diese Richtung. Saklatvala zufolge sind diese Projekte jedoch noch jung; daher hat die chinesische Exportbeschränkung eine enorme Wirkung auf den Markt.

Wofür man Scandium braucht – Käufer wollen verzweifelt die Lieferketten stärken

Was Scandium in einem gewissen Maße von anderen Rohstoffen abhebt, ist die geringe Größe des Marktes. Die gehandelten Mengen sind kleiner – das Institut für seltene Erden und Metalle spricht von jährlich nur 15 bis 25 Tonnen. Allerdings ist dieser Rohstoff für einige „hoch strategische“ Industrien notwendig, die derzeit enorm im Wachstum begriffen sind und in den kommenden Jahren mehr Scandium brauchen werden.

Zum Beispiel kommt Scandium bei der Herstellung von Festoxidbrennstoffzellen vor, die wiederum in den Industrien für erneuerbare Energien oder Automobile gebraucht werden. Scandium kann außerdem dabei helfen, Aluminiumlegierungen zu verbessern, was vor allem in der Raumfahrt einen enormen Vorteil ausmacht. Scandium-Aluminium ist leichter, was eine direkte Ersparnis beim Treibstoff zur Folge hat. Diese Art der Aluminiumlegierung war angeblich ein Sowjet-Geheimnis: Die Sowjet-Union hatte es früher beim MIG-Kampfflugzeug eingesetzt. Weitere Einsatzgebiete von Scandium sind die Herstellung von Magneten und 3D-Drucker.

Aktuell sind Käufer von Scandium und Scandium-Produkten dabei, ihre Lieferketten zu stärken und ihre Vorräte aufzustocken. Argus Media sieht bereits Preissteigerungen beim Scandium außerhalb Chinas. Die ersten Hersteller in der Mitte der Lieferkette versuchen, die höheren Kosten an die Kunden weiterzugeben. Metal.com verzeichnet am 2. Juli einen Scandium-Preis von 3.264 US-Dollar pro Kilogramm, Argus Media gab an, es gebe keinen Spotmarkt.

EU treibt Critical Raw Materials Act an – seltene Erden sollen aus Europa kommen

Sowohl in Europa als auch in den USA ist die Lage ernst. Der Westen hat zugelassen, dass China ein Monopol bei den seltenen Erden aufbaut, und auch wenn einige Unternehmen jetzt versuchen, europäische Vorkommen anzuzapfen, dauert es noch eine Weile, bis sie in die Produktion gehen und China wirklich ablösen können. „Politische Entscheider scheinen einfach vergessen zu haben, wie strategisch wichtig diese Elemente für die Energiewende und die militärische Autonomie der Europäischen Union sind“, schrieb die Federal Academy for Security Policy dazu.

Neben den sieben genannten seltenen Erden befinden sich schon einige weitere wertvolle Rohstoffe auf Chinas Liste der Ausfuhrbeschränkungen. Dazu gehören etwa Antimon und Wolfram. Viele Seltenerdmetalle spielen eine wichtige Rolle bei neuen Technologien wie Windkraftanlagen oder Photovoltaik.

Vonseiten der EU gibt es daher Bestrebungen, sich von der Abhängigkeit von China zu lösen. Mittels des sogenannten Critical Raw Materials Act will das Löndnerbündnis bestimmte Quoten festlegen, wie hoch der Anteil an europäischer Kapazitäten sein muss, wenn es zum Beispiel um Produktion oder Recycling geht.

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