Da ist man mit dem Radl schneller: Wenn Züge nur Tempo 20 fahren

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Nichts geht mehr: Wie hier am Schongauer Bahnhof fielen zahlreiche Züge aus. © Hans-Helmut Herold

Was sich am Donnerstagnachmittag schon angedeutet hat, ist jetzt offiziell: Der Fahrplan auf der Pfaffenwinkel- und Ammerseebahn Schongau-Weilheim-Augsburg wird massiv ausgedünnt, weil wegen der Schienen-Probleme kein geregelter Fahrplan mehr möglich wäre. Bis mindestens Mitte nächster Woche soll das so bleiben.

Zum Glücksspiel wurde das Zugfahren am Donnerstag auf der Pfaffenwinkelbahn zwischen Schongau und Peiting. So musste eine Peitingerin, die in Weilheim arbeitet, schon auf der Hinfahrt massive Verzögerungen hinnehmen. Abends in der Gegenrichtung fuhr ihr Zug zwar pünktlich ab, aber nur bis Peißenberg. „Es hieß, dass es 20 Minuten Verspätung gibt, danach, dass es nicht mehr weitergeht und ein Bus kommen soll“, berichtet sie. Darauf wollte sie nicht mehr warten und hat sich abholen lassen.

Der Grund: Die DB InfraGO, der fürs Schienennetz zuständige Unternehmensteil der Deutschen Bahn, hatte auf der Ammerseebahn eine fast drei Kilometer lange Langsamfahrstelle (LA) angeordnet, auf der nur noch Tempo 40 gefahren werden durfte. Zusammen mit der bereits bestehenden LA zwischen Schongau und Peißenberg war das zu viel: Der Fahrplan konnte nicht mehr eingehalten werden, weil die Züge nicht mehr rechtzeitig dort ankamen, wo sie eigentlich schon längst wieder in der Gegenrichtung unterwegs sein sollten.

Eine Langsamfahrstelle nach der nächsten

„Inzwischen hat die DB InfraGO AG fünf Langsamfahrstellen zwischen Weilheim und Schongau angeordnet“, schreibt Annette Luckner, Sprecherin der Bayerischen Regiobahn (BRB), die auf den Strecken fährt und macht- und hilflos ist angesichts der Schäden an der Infrastruktur, für die sie nichts kann. Im aktuellen LA-Heft der Deutschen Bahn vom Freitag, das der Redaktion vorliegt, liest sich das wie folgt: LA zwischen Schongau und Peiting Ost (170 Meter mit Tempo 20), LA zwischen Peiting Ost und Hohenpeißenberg (1,6 Kilometer mit Tempo 20), LA zwischen Hohenpeißenberg und Peißenberg (700 Meter mit Tempo 20 sowie 500 Meter mit Tempo 30), LA zwischen Peißenberg und Weilheim (500 Meter Tempo 20).

Nicht alle davon sind neu, manche bestehen wie die bei Grasla nahe Weilheim schon seit Jahren und wurden nie behoben. Jetzt kommt es wegen der Hitze vermehrt zu Problemen, die der Weilheimer Norbert Moy vom Fahrgastverband Pro Bahn gut kennt. Früher seien die Schienen zusammengelascht worden, was bei Drüberfahren oft ein charakteristisches Geräusch gegeben hat. „Das wollte die Bahn nicht mehr und ist dazu übergegangen, die Schienen zusammenzuschweißen“, so Moy. Problem: Bei Hitze dehnen sie sich zur Seite aus, und wenn die Gleise nicht mehr so stabil liegen, kommt es zu den Gleisverwerfungen, die jetzt die Probleme bereiten. „Das ist wirklich sehr unerfreulich, zumal da vergangenes Jahr schon viel saniert wurde. Da fragt man sich, was haben die eigentlich gemacht?“, sagt Moy.

Ersatzfahrplan bis mindestens Dienstag

Am Freitag fuhr von Schongau aus kaum ein Zug, auch Schienenersatzverkehr war nicht zu sehen. Nur über die Anzeige war zu erfahren, dass die Strecke gesperrt ist und Züge ausfallen. Am Wochenende, wo es weniger Verbindungen gibt als werktags, hofft die BRB, gut durchzukommen. Für Montag und Dienstag gilt dann ein stark ausgedünnter Fahrplan mit einer wilden Mischung aus Schienenersatzverkehr und teilweisen Zugstreichungen. So gibt es bei insgesamt sieben Zügen zwischen Schongau und Weilheim Bus statt Bahn, zahlreiche Züge fahren nicht mehr weiter auf der Ammerseebahn Richtung Geltendorf, sondern enden in Weilheim. „Es sind vor allem die Zwischenzüge betroffen“, sagt Luckner. Auch Peißenberg-Weilheim und umgekehrt fällt an den Tagen öfter weg.

Laut BRB will die Deutsche Bahn die 1,6 Kilometer lange LA zwischen Peiting Ost und Hohenpeißenberg in der Nacht zu nächsten Mittwoch beseitigen. „Die anderen Langsamfahrstellen bleiben bestehen und führen weiterhin zu Verspätungen, was zur Folge hat, dass die Anschlüsse in Weilheim nicht immer garantiert werden können“, sagt Luckner. Und auch weiterhin können Züge auch im ausgedünnten Fahrplan ausfallen..

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