F-35-Kampfjets für die Schweiz: Nachbar sichert sich besseren Deal als Deutschland

Deutschland macht viel Geld für innovative Kampfjets vom Typ F-35 Lightning II locker. Das trifft auch auf die Schweiz zu, es gibt jedoch einen bedeutenden Unterschied.
Bern/Berlin - Die Schweiz ist ein neutrales Land, jedoch hat die Eskalation in der Ukraine 2022 auch dort sicherheitspolitische Diskussionen ausgelöst. Ein bemerkenswerter Schritt in diesem Kontext war der Entscheid, F-35-Kampfflugzeuge von Lockheed Martin zu kaufen. Die Anschaffung der F-35-Lightning-Modelle signalisiert ein verstärktes Engagement des Nicht-Nato-Mitglieds für die nationale Verteidigung.
Die Entscheidung kam trotz erheblicher innenpolitischer Debatten: Befürworter argumentieren, dass die F-35 der Schweiz helfen wird, ihre Lufthoheit zu sichern - Kritiker monieren hohe Kosten des Kampfjets und den vermeintlich eingeschränkten Nutzen.
F-35-Kampfjets für die Schweiz: Technologietransfer und Arbeitsplätze – interessanter Deal
Nun zählt auch die Schweiz zu den zukünftigen Betreibern der Lockheed Martin F-35A. 36 Exemplare der Lightning II wurden von den „Eidgenossen“ bestellt, die Auslieferung soll zwischen 2027 und 2030 stattfinden. Der Kauf umfasst sogar mehr Tarnkappenbomber, wie sie offenbar Deutschland in den USA bestellt hat (35). Allerdings berichtet die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) über ein Detail, dass beide Kampfjet-Deals unterscheidet:
In der Vereinbarung mit der Schweiz hat der US-Hersteller zugesagt, 60 Prozent des Auftragswertes an Schweizer Unternehmen weiterzugeben. Das entspreche etwa drei Milliarden US-Dollar in Form von Gegengeschäften - wovon also auch die heimische Industrie profitiert. Den Angaben zufolge wird das Alpenland vier der bestellten F-35-Flieger in der Heimat montieren, um sich Know-how über die Technologie und Instandhaltung anzueignen.
Schweiz montiert Kampfjets selbst - und möchte F-35 künftig warten
Das Bundesamt für Rüstung armasuisse gab grünes Licht für das Projekt und verweist in einer Mitteilung auf den Wissensaufbau sowie die Wertschöpfung für die heimische Industrie. Beim Schweizer Rüstungskonzern RUAG in Emmen bei Luzern werden vier der Kampfflugzeuge montiert, bevor sie zur Endabnahme zum Rüstungsunternehmen Leonardo nach Italien verfrachtet werden.
Die Schweiz strebt an, die erworbenen F-35A über den gesamten Lebenszyklus selbstständig zu betreiben, anstatt viel Geld für die Fremdwartung auszugeben. Lockheed Martin liefert den Angaben zufolge Datenpakete, Schulungen und den technischen Support – jedoch nicht zum Nulltarif: Für den Technologietransfer veranschlagt der US-Konzern Kosten in Höhe von 500 Millionen Franken.
„Für RUAG ist dieses Projekt essenziell, um frühzeitig und umfassendes Wissen über die F-35 aufzubauen und die erforderlichen Fähigkeiten zu entwickeln“, sagte ein Firmensprecher. Durch die Kompetenz hofft das Land zudem auf Folgeaufträge für die Wartung anderer F-35-Kampfjets bei internationalen Nutzern – dazu gehört auch die Bundesrepublik Deutschland.
Deutschland kauft F-35-Kampfjets in den USA - Rheinmetall an Produktion beteiligt
Im Zuge der Eskalation in der Ukraine hatte die Ampel-Koalition 2022 beschlossen, 35 F-35-Lightning-II-Modelle einschließlich Bewaffnung für knapp zehn Milliarden Euro zu bestellen. Das moderne Kampfflugzeug der fünften Generation ersetzt den Tornado, der bis 2030 außer Dienst gestellt wird. Auch hierzulande war die Anschaffung von Kritik begleitet.
Laut Wirtschaftswoche gibt es an dem Deal mit den USA Kritik aus der deutschen Flugzeugindustrie, aufgrund der Auswirkungen für den heimischen Standort. Die Bundesregierung hält die Anschaffung der modernen F35-Lightning-Kampfjets jedoch für alternativlos - weil es sich um das einzige neue Fluggerät handele, das mit den in der Eifel stationierten Atombomben der USA bestückt werden darf.
Bauteile der Kampfjet-Generation F-35 Lightning werden auch in Deutschland hergestellt - durch den Rüstungsriesen Rheinmetall. (PF)