Krankmelde-Rekord in Deutschland: Ärztepräsident hat Erklärung – „künstlich gemachter Effekt“

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In Deutschland melden sich im Vergleich zu anderen Ländern mehr Menschen krank. Woran das liegt? Die Erklärung des Präsidenten der Bundesärztekammer überrascht.

München – Täuschen die Deutschen häufiger eine Krankheit vor? Angesichts einer Rekordzahl an Krankmeldungen könnte man das vermuten. Doch der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, widerspricht dieser Vermutung und sieht andere Ursachen für die hohe Zahl an Krankmeldungen.

Es sei nicht typisch für Menschen in Deutschland, sich ohne triftigen Grund krankzumelden, so Reinhardt gegenüber ntv. Im Gegenteil, viele Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen suchten selbst bei leichten Beschwerden einen Arzt auf, weil dies von ihren Arbeitgebern verlangt werde. Der Effekt, dass die Zahl der Krankmeldungen in die Höhe schnellt, sei dementsprechend „künstlich gemacht“.

Frau mit Wollpullover und Schal tippt am Laptop auf der Couch.
Wer krank ist, kann das seinem Arbeitgeber ganz einfach elektronisch übermitteln. Das spielt offenbar beim Rekord-Krankheitsstand in Deutschland eine Rolle. (Symbolbild) © Westend61/Imago

DAK zu hohem Krankenstand in Deutschland: Keine vorgetäuschten Erkrankungen

Die DAK-Gesundheit sieht ebenfalls nicht, dass der Rekordkrankenstand in Deutschland auf vorgetäuschte Erkrankungen zurückzuführen ist. Die Krankenkasse führte eine Studie zum Thema durch und kam zu dem Schluss, dass vielmehr die Einführung der digitalen Krankmeldung sowie ein Anstieg von Infektionskrankheiten entscheidende Faktoren seien.

Wie oft sind deutsche Arbeitnehmer krank?

Laut dem Statistischen Bundesamt waren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland im Jahr 2023 durchschnittlich 15,1 Arbeitstage krankgemeldet. Die DAK spricht von 20 Krankheitstagen pro Arbeitnehmer.

Quellen: Statistisches Bundesamt, DAK

Elektronischer Weg zur Krankmeldung: Meldeeffekt bei 60 Prozent

Ein deutlicher Anstieg der Fehltage wurde erstmals von 2021 auf 2022 verzeichnet, mit einem Zuwachs von fast 40 Prozent, wie aus der DAK-Studie hervorgeht. Ärztekammer-Präsident Reinhardt erläuterte, das sei auf die Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) zurückzuführen. Dieser sogenannte Meldeeffekt beträgt laut der DAK-Studie je nach Diagnose etwa 60 Prozent. Das heißt, dass mehr als die Hälfte der dazugekommenen Krankheitsfälle nur deshalb erfasst werden, weil deren Meldung durch die elektronische Übermittlung so viel einfacher erfolgen kann.

Auch nach Corona: Auffälliger Anstieg bei Atemwegserkrankungen

Laut der DAK-Studie sind ein Drittel der zusätzlichen Fehltage seit 2022 zudem auf vermehrte Erkältungsinfektionen und ein Fünftel auf Corona-Infektionen zurückzuführen. „Am auffälligsten ist der Anstieg bei den Atemwegserkrankungen und bei den kurzen Erkrankungen, das kann auch eine Spätfolge von Corona sein“, so Professor Volker Nürnberg, den die DAK als Experten für Betriebliches Gesundheitsmanagement für die Studie ins Boot geholt hat.

Es gibt verschiedene Wege auszuloten, ob man in seinem Job zufrieden ist. Wer feststellt, dass einen der eigene Job nicht mehr glücklich macht, sollte etwas unternehmen.

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