Ab 2025 werden die Deutschen ärmer: Zwei Gruppen besonders stark betroffen

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Auf deutsche Haushalte kommen mehr Belastungen zu, zeigt eine neue Berechnung. Und das, obwohl die Ex-Ampel noch steuerliche Entlastungen geplant hat.

Berlin – Im neuen Jahr werden die meisten deutschen Haushalte weniger Netto vom Brutto in der Tasche haben als noch in diesem Jahr. Das zeigt eine neue Berechnung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Das liegt unter anderem an den steigenden Sozialabgaben, insbesondere für die Krankenkasse und für die Pflege, aber auch an der Erhöhung des CO₂-Preises zum 1. Januar 2025. Da die Entlastungsmaßnahmen der Ex-Ampel, die noch vor der Bundestagswahl im Februar 2025 beschlossen werden sollen, vermutlich erst rückwirkend greifen, steigt die Belastung nochmal deutlicher, wie das IW schreibt.

Mehr Kindergeld und Steuerentlastung 2025: Maßnahmen entlasten nicht genug

Die ehemaligen Koalitionäre aus SPD, Grünen und FDP haben sich kurz vor Weihnachten darauf verständigt, das Steuerentlastungsgesetz, das sie noch als Regierung gemeinsam ausgehandelt hatten, trotz Koalitionsbruch zu beschließen. Darin enthalten sind eine Erhöhung der Grundfreibeträge und Erhöhungen des Kindergeldes für die Jahren 2025 und 2026 vorgesehen. Da der Beschluss in Bundestag und Bundesrat voraussichtlich nicht mehr vor Jahreswechsel erfolgen wird, werden beiden Maßnahmen erst rückwirkend greifen. Das Kindergeld bleibt zum 1. Januar 2025 also zunächst bei 250 Euro pro Kind.

Doch wie das IW nun berechnet hat, reichen diese Maßnahmen nicht aus, um die neuen Belastungen im Jahr 2025 effektiv abzufedern. Die meisten deutschen Haushalte würden weniger Netto vom Brutto in der Tasche haben, so die Ökonomen. Das Wirtschaftsinstitut hat für verschiedene Haushaltsmodelle folgende Be- und Entlastungen berechnet:

Single-Haushalte und Alleinerziehende besonders belastet: Familien haben etwas mehr Geld in 2025

Single-Haushalt

30.000 brutto/Jahr 50.000 brutto/Jahr 70.000 brutto/Jahr 100.000 brutto/Jahr
Mehrbelastung Rente 0 0 0 -558 Euro/Jahr
Mehrbelastung Krankenkasse -120 Euro/Jahr -200 Euro/Jahr -595 Euro/Jahr -595 Euro/Jahr
Mehrbelastung Pflege -30 Euro/Jahr -50 Euro/Jahr -159 Euro/Jahr -159 Euro/Jahr
Entlastung Steuer +38 Euro/Jahr +78 Euro/Jahr +278 Euro/Jahr +595 Euro/Jahr
Belastung CO2-Preis -55 Euro/Jahr -61 Euro/Jahr -65 Euro/Jahr -68 Euro/Jahr
Entlastung kalte Progression +120 Euro/Jahr +195 Euro/Jahr +305 Euro/Jahr +694 Euro/Jahr
Gesamt -47 Euro/Jahr -38 Euro/Jahr -236 Euro/Jahr -169 Euro/Jahr

Familie mit zwei Kindern

42.000 + 0 brutto/Jahr 42.000 + 24.000 brutto/Jahr 60.000 + 30.000 brutto/Jahr 90.000 + 40.000 brutto/Jahr
Mehrbelastung Rente 0 0 0 -558 Euro/Jahr
Mehrbelastung Krankenkasse -168 Euro/Jahr -264 Euro/Jahr -360 Euro/Jahr -755 Euro/Jahr
Mehrbelastung Pflege -42 Euro/Jahr -66 Euro/Jahr -90 Euro/Jahr -165 Euro/Jahr
Entlastung Steuer +46 Euro/Jahr +86 Euro/Jahr +132 Euro/Jahr +300 Euro/Jahr
Belastung CO2-Preis -89 Euro/Jahr -98 Euro/Jahr -102 Euro/Jahr -111 Euro/Jahr
Entlastung kalte Progression +184 Euro/Jahr +262 Euro/Jahr +350 Euro/Jahr +384 Euro/Jahr
Gesamt +51 Euro/Jahr +40 Euro/Jahr +50 Euro/Jahr -227 Euro/Jahr

Alleinerziehende mit einem Kind

30.000 brutto/Jahr 36.000 brutto/Jahr 50.000 brutto/Jahr 70.000 brutto/Jahr
Mehrbelastung Rente 0 0 0 -558 Euro/Jahr
Mehrbelastung Krankenkasse -120 Euro/Jahr -144 Euro/Jahr -200 Euro/Jahr -595 Euro/Jahr
Mehrbelastung Pflege -30 Euro/Jahr -36 Euro/Jahr -50 Euro/Jahr -135 Euro/Jahr
Entlastung Steuer +36 Euro/Jahr +67 Euro/Jahr +70 Euro/Jahr +234 Euro/Jahr
Belastung CO2-Preis -65 Euro/Jahr -67 Euro/Jahr -70 Euro/Jahr -72 Euro/Jahr
Entlastung kalte Progression +111 Euro/Jahr +128 Euro/Jahr +179 Euro/Jahr +193 Euro/Jahr
Entlastung Kindergelderhöhung +60 Euro/Jahr +60 Euro/Jahr +60 Euro/Jahr +60 Euro/Jahr
Gesamt -8 Euro/Jahr -13 Euro/Jahr -7 Euro/Jahr -315 Euro/Jahr

FDP drängt auf schnelle Verabschiedung der Steuer-Gesetze: Noch vor Weihnachten möglich

Ohne den Abbau der kalten Progression und die Kindergelderhöhung fällt die Belastung insbesondere für Single-Haushalte und Familien deutlich höher aus. Entsprechend hat FDP-Fraktionschef Christian Dürr am Sonntag (15. Dezember) SPD und Grüne aufgefordert, die gemeinsam geplanten Steuererleichterungen noch vor Weihnachten zu verabschieden. „Ein schneller Beschluss, noch in der kommenden Woche, wäre ein wichtiges Signal für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer“, sagte Dürr der Nachrichtenagentur AFP in Berlin. SPD und Union müssten jetzt den Weg freimachen und einem Fristverzicht zustimmen, damit der Bundesrat das Gesetz am Freitag endgültig beschließen kann, sagte Dürr.

Geld auf einem Lohnzettel. Ein Fehler in der Gehaltsabrechnung kann Arbeitnehmern bares Geld kosten.
Im neuen Jahr steigt die Abgabenlast für deutsche Haushalte. (Symbolbild) © Zoonar.com/stockfotos-mg/Imago

Im Bundestag gibt es für das Gesetz nun eine Mehrheit. Allerdings müssten im Bundesrat auch unionsgeführte Länder der Neuregelung zustimmen.

Als „unverständlich“ kritisierte Dürr Äußerungen von Bundesfinanzminister Jörg Kukies (SPD), wonach das Gesetz in diesem Jahr nicht mehr endgültig beschlossen werden könne. Das Gesetz könnte am Mittwoch im Finanzausschuss und dann am Freitag im Bundestag in zweiter und dritter Lesung beschlossen werden, sagte Dürr. Ein Beschluss im Bundesrat noch am Freitag wäre mit Fristverzicht, dem die Länder mehrheitlich zustimmen müssen, möglich. (mit Material von AFP)

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