US-Wirtschaft schrumpft – Top-Ökonom zerreißt Trumps Zollpolitik: „Lernt man am zweiten Tag in der Uni“
Das US-Handelsdefizit wächst auf ein neues Hoch. Doch Donald Trump übernimmt dafür keine Verantwortung. US-Top-Ökonom Jeffrey Sachs kritisiert auch Trumps Zölle.
Washington, D.C. – Das US-Handelsdefizit ist im ersten Quartal 2025 auf ein Rekordniveau angestiegen. Ausgehend von einem soliden Wachstum Ende 2024 ist die US-Handelsbilanz inzwischen steil abgefallen. Die Importe wuchsen maßgeblich durch die drastische und chaotische Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump. Das wird auch am abgefallenen BIP sichtbar. Jetzt äußert sich der einflussreiche US-Ökonom Jeffrey Sachs zur eingebrochenen US-Handelsbilanz und zur umstrittenen Zollpolitik des US-Präsidenten.
US-Handelsdefizit klettert auf neuen Höchststand – und übertrifft die Erwartungen
Im März stieg das US-Handelsdefizit 9,6 Prozent auf 162 Milliarden US-Dollar und erreichte damit den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen, wie die Nachrichtenagentur Reuters ausgehend von Informationen des Census Bureau des US-Handelsministeriums mitteilte. Aktuell gehen Ökonominnen und Ökonomen davon aus, das US-Handelsdefizit könnte das BIP des Landes bis Jahresende um 1,9 Prozentpunkte sinken lassen.

Im ersten Quartal 2025 schrumpfte die US-Volkswirtschaft zudem auf einen Wert von minus 0,3 Prozent, schätzt das US-Handelsministerium. Im vierten Quartal des Vorjahres kam die US-Wirtschaft noch auf ein Wachstum von 2,4 Prozent. Das Ergebnis zeigt aber nicht nur einen rasanten Einschnitt beim BIP, sondern übertrifft auch die Einschätzung einiger Ökonominnen und Ökonomen. Sie hatten den Wachstumseinbruch lediglich auf einen Wert von plus 0,3 bis 0,4 Prozent beziffert, wie n-tv berichtet.
US-Ökonom bezieht Stellung zum Handelsdefizit und Trumps Zöllen
Jeffrey Sachs bezog hierzu im Rahmen des Diplomacy Forums im türkischen Antalya Stellung. Dabei sagte er, Trumps Umgang mit dem eigenen Handelsdefizit sei es, andere Länder für die US-Ausgaben verantwortlich machen zu wollen. Im Endeffekt zeige der Absturz der Handelsbilanz und des BIP, dass die Ausgaben die US-Einnahmen übersteigen, und nichts anderes. Das lehre er als Professor an der Columbia Universität in New York „am zweiten Tag“. Der US-Präsident dagegen zeigt mit seiner Perspektive auf Handelsdefizit und BIP, es nicht bis Tag zwei geschafft zu haben.
In Antalya erklärte Sachs die Perspektive Trumps aufs US-Handelsdefizit durch einen simplen, fast banalen Vergleich: „Wenn Sie mit Ihrer Kreditkarte einkaufen gehen und hohe Kreditkartenschulden anhäufen, haben Sie ein Handelsdefizit mit all diesen Geschäften. Es wäre ziemlich seltsam, wenn Sie dann alle Ladenbesitzer dafür verantwortlich machen würden, dass sie Ihnen all diese Dinge verkauft haben.“
Trump übernimmt keine Verantwortung für das US-Handelsdefizit
Verantwortlich für den drastischen Einbruch ist die Reaktion amerikanischer Importeure auf Trumps chaotische Zollpolitik. Nach Trumps Ankündigungen immer weiter steigender Zölle entschieden diese ich, ihre Lagerbestände so weit wie möglich aufzustocken. Dadurch waren die US-Importe im März auf mehr als 340 Milliarden Dollar gestiegen und das Handelsdefizit auf einen Rekordwert von 162 Milliarden Dollar.
Trump dagegen hatte Regierungschefs anderer Länder zuvor wiederholt vorgeworfen, die USA willentlich „abzocken“ zu wollen, etwa im Falle Irlands. So hatte der Republikaner im März etwa beim Besuch des irischen Premierministers Micheál Martin gesagt, Irland „stehle“ US-Unternehmen und beschuldigte das Land dafür, vor allem US-Pharmaunternehmen nach Irland abziehen zu lassen. Dabei sagte Trump auch, frühere Präsidenten hätten „große Teile“ der US-Wirtschaft an Europa verloren, woraufhin er seine Behauptung wiederholte, dass „die EU gegründet wurde, um die Vereinigten Staaten auszunutzen“, wie es der britische Guardian im März (12. März 2024) schrieb.
Die Pharmaindustrie ist heute der Antrieb Irlands jährlicher US-Exporte, sie machen umgerechnet rund 72 Milliarden Euro aus, wobei in Irland Steuern auf in den USA konsumierte Arzneimittel gezahlt werden. „Die Iren sind kluge, ja, kluge Leute“, sagte Trump im März beim Treffen mit Irlands Premier Martin im Weißen Haus. „Sie haben unsere Pharmaunternehmen und andere Unternehmen übernommen. Diese schöne Insel mit 5 Millionen Einwohnern hat die gesamte US-Pharmaindustrie in ihren Fängen.“ (fh)