Vorerst keine genossenschaftlichen Wohnungen
Der Haarer Gemeinderat lehnt eine Aufteilung in Realisierungs- und Bauabschnitte ab: Mit dem Genossenschafts-Wohnmodell wird es so schnell nichts.
Haar - Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis die ersten Genossen im Musikerviertel auf dem Grundstück Johann-Strauß-Straße einziehen können. Die Gemeinde Haar hält daran fest, die Bestandssanierung an einen Neubau zeitgleich zu koppeln.
Um das Grundstück genossenschaftlich zu entwickeln, arbeitet die Gemeinde mit der „Kooperativen Grossstadt Genossenschaft“ (Koogro) zusammen. Auf 3000 Quadratmeter Fläche könnten 28 Wohnungen entstehen, Haar stellt dafür das Grundstück in Erbpacht zur Verfügung.
Koogro hat dem Bauausschuss nun einen Projektvorschlag unterbreitet und darauf verwiesen, dass eine Nutzung des Bestandes sowohl wirtschaftlich als auch bautechnisch zwar kritisch zu sehen, jedoch machbar ist, um auch auf 13,50 Euro gedeckelte Mieten realisieren zu können. Nicht machbar ist angesichts des Mietdeckels jedoch ein Neubau. „Hierfür dürfen die Kosten beim Neubau bei maximal 3400 Euro pro Quadratmeter liegen“, so Koogro-Vorstand Christian Hadaller. Damit lasse sich aber derzeit kein Neubau durchführen, „nicht von uns, aber auch nicht von einer anderen Wohnungsbaugesellschaft oder -genossenschaft“.
Man müsse abwarten, bis die Baukosten sinken, die Zinsen fallen und auch entsprechende Förderprogramme kommen. Er finde es fair, diesen Fakt zu transportieren, denn er wolle „kein Projekt verkaufen, wenn er sieht, dass es kein gangbarer Weg werden kann“. Sein Fazit also: erst den Bestand sanieren und warten, bis ein Neubau leistbar ist.
Diesen Weg möchten die Haarer Gemeinderäte im Bauausschuss nicht mitgehen. Sie wollen weiterhin, dass der Bestand und der Neubau gleichzeitig als Gesamtvorhaben realisiert wird, und lehnten einstimmig die von der Koogro vorgeschlagenen Aufteilung in Realisierungs- und Bauabschnitte ab. Auch wollen sie von den Vorgaben des Bebauungsplanentwurfes bezüglich Grundfläche, Wand- und Firsthöhe nicht abweichen; vier Geschosse, das oberste dabei als zurückgesetztes Staffelgeschoss, lehnten sie ab.
Skeptisch war Peter Schießl (SPD) auch ob des von Koogro vorgeschlagenen Konzepts des Selbstausbaus. Hier gehe es laut Hadaller nicht darum, Elektroleitungen zu verlegen oder Bäder zu bauen, sondern um Oberflächen zu bearbeiten oder das Einziehen zusätzlicher Trennwände. „Nicht jeder möchte aber den Hammer anlegen“, so Schießl, der forderte, dass man vor so einer Entscheidung erst die Haarer Wohnbaugenossen fragen müsste. Gerlinde Stießberger (CSU) befürchtet angesichts Hadallers Ausführungen, einen Neubau aufgrund der finanziellen Lage derzeit nicht realisieren zu können, dass „wir dann ewig auf den Neubau warten“.
Kompromissbereit zeigte man sich bei der Reduzierung des Stellplatzschlüssels. Für Ulrich Leiner (Grüne) könne man hier noch diskutieren, um auf den von der Koogro vorgeschlagenen Schlüssel von 0,3 zu kommen. Ein autofreies Viertel, für das Koogro eigene Carsharing Autos zur Verfügung stellen würde, fand beim Rat gar keinen Gefallen.
Hadaller erbat sich von der Kommune Zeit, denn er hofft, dass die vom Bund in Aussicht gestellten Förderzuschüsse für klimafreundlichen Neubau im Niedrigpreissegment (KNN) endlich zum Zuge kommen. „Es gibt leider noch keine Informationen, wann dies sein wird.“ Eine Milliarde Euro stehen dafür bereit, aber man diskutiere in Berlin noch die Details. Hadaller nahm ein Dankeschön für seine Arbeit mit von Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU), der es „sehr schade findet, dass wir nun noch einmal schauen müssen, ob wir das Projekt realisieren können“, und einen Applaus vom Gemeinderat. Sowie die Zusage, dass, die Zusammenarbeit weiter geht, sollten sich die Rahmenbedingungen so ändern, dass Koogro eine zeitgleiche Realisierung als möglich erachtet. Aber auch Haar will nicht untätig sein und selbst parallele Untersuchungen anstellen.