Schon wieder schließt ein Traditionsgeschäft in Maisach. Fast sechs Jahrzehnte hat die Familie Wiucha die Maisacher Textilreinigung geführt. Doch nun ist Schluss, aus Altersgründen. Weiter gereinigt wird aber trotzdem.
Maisach – Es sind nur einige Stufen, dann steht man im Reich von Familie Wiucha. Hinter einem Tresen, seit Corona mit einer Plastikscheibe abgetrennt, hängen die gereinigten, in Folie eingepackten Hemden, Blusen und Kleider. Diesen Anblick kennen Generationen von Maisachern. Doch er ist nun Geschichte. Die Reinigung wurde Ende Januar geschlossen – nach 57 Jahren.
„Wir gehen in Rente“, erklärt Dieter Wiucha. Der 67-Jährige hatte die Reinigung mit seiner Mutter Elisabeth (83), die den Betrieb einst mit ihrem Mann Manfred gegründet hatte, geführt. „Eigentlich haben wir schon länger überlegt, aufzuhören“, sagt Dieter Wiucha. „Aber wir haben noch weitergemacht, weil die Mama es wollte, es war ihr Wohnzimmer.“
Und das kann man wirklich so sagen. Denn Elisabeth Wiucha hat in dem Haus, Baujahr 1909, sogar das Licht der Welt erblickt. „Die Mama hat jahrelang in dem Zimmer gebügelt, in dem sie geboren wurde“, erzählt Dieter Wiucha und lacht. Und Elisabeth Wiucha sagt: „Das war mein Leben.“ Ob reinigen, bügeln oder der Umgang mit den Kunden – ihr habe alles Spaß gemacht.
Angefangen hat alles 1968. Manfred Wiucha arbeitete damals als ziviler Angestellter im Fliegerhorst, Elisabeth Wiucha war mit den beiden Kindern daheim. „Wir wollten ein Geschäft aufmachen, das nebenher läuft“, erzählt die 83-Jährige. Doch dann ist es ganz anderes gekommen. „Es hat sich explosionsartig entwickelt.“ Eigentlich wollten die Wiuchas nur reinigen – Waschmaschinen gab es damals nur in wenigen Haushalten. „Doch die Leute wollten die Kleidung auch gebügelt haben.“ Also wurden entsprechende Geräte angeschafft.
Das war mein Leben.
Vor allem in den 1970- und 1980er-Jahren brummte das Geschäft. „Ich habe so manche Nacht durchgereinigt, weil die Maschine zu klein war“, erinnert sich Elisabeth Wiucha. Von zehn Annahmestellen im Landkreis wurde zu den Spitzenzeiten die schmutzige Wäsche nach Maisach gebracht, die Maschine lief den ganzen Tag. „70 Kilo am Tag war nicht ungewöhnlich“, so Dieter Wiucha. Sieben Personen – inklusive den Wiuchas – waren in der Reinigung beschäftigt, einige in Teilzeit. „Viele Frauen haben das damals als Nebenerwerb gemacht.“
Der 67-Jährige ist seit 1995 im Betrieb. Damals wurden strengere Auflagen in punkto Umweltschutz eingeführt. „Das ärgerte meinen Vater dermaßen, dass er hinschmeißen wollte, obwohl das Geschäft florierte.“ Deshalb stieg der gelernte Fernsehtechniker in den Familienbetrieb ein, als Umwelt- und Behördenbeauftragter, wie er sagt. „Mir war das ja nicht fremd.“ Schließlich sei er zwischen Hemden, Blusen und Anzügen aufgewachsen.
Nun gab es aber keinen Nachfolger in der Familie. „Und eine andere Reinigung wollten wir nicht drin haben, schließlich wohnt die Mama noch in dem Haus“, sagt Dieter Wiucha. Deshalb sollen die Räumlichkeiten vermietet werden. Voraussichtlich werde dort ein örtlicher Betrieb einziehen, erzählt der 67-Jährige. Schmutzige Textilien kann man dort aber weiter abgeben. Denn die Wiuchas sind eine Kooperation mit der Gröbenzeller Würmtalreinigung eingegangen. Schließlich wollte man die treue Kundschaft nicht hängen lassen. „Den Betrieb kenne ich gut, denn da habe ich meinen Meister gemacht“, sagt Dieter Wiucha. Und so geht die Geschichte der Maisacher Textilreinigung zumindest doch noch ein bisschen weiter.