Gedenkstunde in Sachsen-Anhalt wegen Bauernprotesten abgesagt: „An Instinktlosigkeit kaum zu überbieten“
Wegen der Bauernproteste sagt Landtagspräsident Schellenberger in Sachsen-Anhalt die Holocaust-Gedenkfeier ab. Kritik gibt es von den Grünen.
Magdeburg – Kein Gedenken, dafür Bauernproteste: In Sachsen-Anhalt haben angekündigte Demonstrationen von Bauern dafür gesorgt, dass Landtagspräsident Gunnar Schellenberger (CDU) eine geplante zentrale Gedenkstunde zum nationalen Holocaustgedenktag abgesagt hat.
Die Proteste sind auf dem Magdeburger Domplatz vor dem Parlamentsgebäude angemeldet, teilte die Landtagsverwaltung am Donnerstag (25. Januar 2024) mit. Davon betroffen ist den Angaben zufolge auch die geplante Kranzniederlegung am Denkmal für die verfolgten und ermordeten Magdeburger Sinti und Roma. Beide Veranstaltungen sollen nachgeholt werden.
Absage schlägt hohe Wellen: Grüne kritisieren CDU-Mann Schellenberger
Die Absage schlug hohe Wellen. Nach der Entscheidung kam im Parlament kurzfristig der Ältestenrat zusammen. Grünen-Fraktionschefin Cornelia Lüddemann sagte der Deutschen Presse-Agentur vor der Sitzung, die Absage sei „an Instinktlosigkeit kaum zu überbieten“. Sie sprach von einem Alleingang Schellenbergers.
2500 Teilnehmer sowie rund 300 Traktoren werden erwartet, erklärte Schellenbarger. Es werde nicht möglich sein, für ein angemessenes Gedenken, eine ungehinderte An- und Abreise sowie eine vollständige Gewährleistung der Sicherheit der Teilnehmer Sorge zu tragen, so der CDU-Politiker. Die Bauern hatten kürzlich neue Proteste angekündigt.

Am 27. Januar ist Holocaust-Gedenktag in Deutschland: Absage in Magdeburg
Seit 1996 wird der 27. Januar in Deutschland als Holocaust-Gedenktag begangen. An vielen Orten werden an diesem Tag zur Erinnerung Kränze niedergelegt. Am 27. Januar 1945 hatten Soldaten der Roten Armee die Überlebenden des deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz im besetzten Polen befreit. Die Nazis hatten dort mehr als eine Million Menschen ermordet.
Dass den Menschen vor Ort ein Umgang mit der Zeit des Nationalsozialismus wichtig ist, zeigte sich auch am Wochenende. So hatten sich dort viele an den bundesweiten „Demos gegen Rechts“ beteiligt. In Magdeburg und in Halle waren am Samstag insgesamt 17.800 Menschen gegen Rechtsextremismus auf die Straße gegangen. (cgsc mit dpa)