Trotz voller Auftragsbücher vor dem Aus: Unternehmen muss aus tragischem Fall Insolvenz anmelden
Eine Fuldaer Firma ist insolvent. Dabei stand das Unternehmen nach eigenen Angaben gut da – bis der Geschäftsführer schwer erkrankte.
Fulda – Ein Unternehmen aus Fulda muss wohl bis Ende September endgültig schließen. Das Tischlerei-Unternehmen werk9 hat vergangenen Dienstag (20. August) einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Fulda gestellt. Das Unternehmen hat 20 Mitarbeiter und bietet Interieur-Design mit angeschlossener Schreinerei.
Trotz voller Auftragsbücher: Tischlerei-Unternehmen muss wegen Erkrankung des Geschäftsführers schließen
Holger Oskar Junge, Prokurist des Tischlerei-Unternehmens, bestätigte die Insolvenz gegenüber der Fuldaer Zeitung und spricht dabei von einem „massiven Zusammensturz“. Grund für die Misere sei die schwere Erkrankung des Geschäftsführers Marco Wigbert Gretsch, der auf unabsehbare Zeit ausfalle und zentrale Figur des Unternehmens sei. Dieser hatte sich im Jahr 2000 mit einem Tischlerei-Betrieb selbstständig gemacht, erst unter dem Namen „Inspirationen aus Holz“, bis dann vor zwei Jahren die Umbenennung auf werk9 erfolgte.
Das heißt, die Firma hätte nächstes Jahr 25-jähriges Jubiläum feiern können. Das Problem: „Durch den langfristigen Ausfall des Geschäftsführers droht uns aber Zahlungsunfähigkeit, da er Kunden und Aufträge zentral koordiniert“, erklärt Junge der Zeitung. Dabei seien die Auftragsbücher bis zum Frühjahr 2025 gefüllt, der Jahresumsatz habe sich im Vergleich zu 2021 verdreifacht, so der Prokurist der Fuldaer Zeitung, der keine genaueren Zahlen nennen wollte.
Die 20 Mitarbeiter seien über die Insolvenz informiert und erhielten Kündigungen. Die vier Auszubildenden würden auf andere Tischlerei-Firmen verteilt. Denn bisher konnte weder intern ein Ersatz für den Gründer und Geschäftsführer gefunden werden, noch mit einer anderen regionalen Schreinerei eine Fortführung des Betriebs, beispielsweise in Form eines Joint Ventures, erzielt werden.
Ganz die Hoffnung aufgeben will der Prokurist aber noch nicht: Vielleicht käme noch eine Übernahme durch einen externen Investor zustande, es gebe noch im August Gespräche mit Interessenten. Doch ob das dann klappt, bleibt ungewiss.
Zahl der Insolvenzen in Deutschland steigt wieder
Während bei werk9 die Insolvenz offenbar nicht auf finanziellen Engpässen beruht, sieht es bei vielen anderen Unternehmen anders aus. Denn gerade steigt in Deutschland die Zahl der Insolvenzen von Unternehmen wieder schneller. Nach vorläufigen Zahlen wurden im Juli 13,5 Prozent mehr Verfahren bei den Gerichten angemeldet als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt berichtet. Im Juni hatte es mit 6,3 Prozent erstmals seit Monaten nur einen einstelligen Zuwachs gegeben.
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Noch unklar ist, ob alle angemeldeten Insolvenzen tatsächlich in ein Verfahren münden, das dann in die offizielle Statistik eingeht. Nach diesen endgültigen Ergebnissen gab es im Mai 1934 beantragte Unternehmensinsolvenzen. Das waren 30,9 Prozent mehr als im Mai 2023.
Die Gläubiger bangen dabei um 3,4 Milliarden Euro nach 4,0 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Die Verfahren sind im Schnitt also kleiner geworden. Am häufigsten trifft es Unternehmen aus dem Bereich Verkehr und Lagerei. Auch Zeitarbeitsfirmen und Baubetriebe zeigen häufig ihre Zahlungsunfähigkeit an.
Bei den aktuellen Anmeldungen im Juli sind nach Erkenntnissen des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) vor allem Industriebetriebe betroffen. Der deutliche Anstieg der Insolvenzzahlen betreffe alle Branchen, sei aber in der Industrie besonders stark: Nach 100 Industriebetrieben im Juni meldeten im Juli 145 Insolvenz an. Mit Material der dpa