Folgen „körperlich spürbar“ - Wie der MFA-Mangel in Deutschland zu großem Krebs-Problem werden kann

Darmkrebs ist unter Männern und Frauen in Deutschland die zweithäufigste Krebserkrankung. Jedes Jahr erkranken rund 61.000 Menschen neu an dieser Krebsart, etwa 23.000 sterben daran.

Doch anders als manch andere Krebskrankheiten entsteht Darmkrebs aus Vorstufen, also zunächst gutartigen Polypen. Bis diese zu bösartigen Tumoren werden, können bis zu zehn Jahre vergehen. Dadurch bleibt theoretisch genügend Zeit, um die Vorstufen bei der Vorsorge zu entdecken und zu entfernen. Tatsächlich ist es durch die gängigen Vorsorgeuntersuchungen,

  • immunologische Test auf verstecktes Blut im Stuhl und
  • Darmspiegelung (Koloskopie),

gelungen, in den letzten 20 Jahren 350.000 Darmkrebserkrankungen und 150.000 darmkrebsbedingte Todesfälle zu vermeiden.

Einen Anteil daran haben nicht nur Gastroenterologen, Internisten und Ärzte weiterer Fachrichtungen, sondern auch die medizinischen Fachangestellten (MFA). Ohne sie ist zum Beispiel die Durchführung einer Koloskopie nicht möglich.

Darmkrebsvorsorge hat in den letzten 20 Jahren 150.000 Todesfälle verhindert – auch dank MFA

Die allgemeine Bedeutung der MFA betont auch der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) Stephan Hofmeister ."Ohne gut aus- und weitergebildete MFA lassen sich fast eine Milliarde Arzt-Patientenkontakte und die daraus resultierenden Versorgungsaufgaben jährlich nicht stemmen", sagt er in einer Pressemitteilung der KBV. Wie ein Pfeiler stützen die MFA das Gesundheitssystem – wenn sie fehlen, stürzt es zusammen.

Dieses Szenario droht nun Realität zu werden. Insbesondere in den Praxen ist der Mangel an MFA zu spüren. Einer Befragung des Zentralinstituts für die ambulante Versorgung (ZI) zufolge bewerten 85 Prozent der Praxen die Verfügbarkeit vom MFA auf dem regionalen Arbeitsmarkt als sehr schlecht oder schlecht. Fast die Hälfte aller Praxen (46 Prozent) gab an, dass sich auf ihre Stellenanzeigen keine Bewerber melden.

Auch Umfragen der Kassenärztlichen Vereinigungen verdeutlichen das Problem. Demnach haben acht von zehn befragten Praxen in Bremen Schwierigkeiten bei der Besetzung von freien MFA-Stellen, in Berlin geben 400 von 800 befragten Praxen an, offene Stellen nicht nachbesetzen zu können. Der Grund, warum MFA den Praxisbetrieb zunehmend meiden, ist hinlänglich bekannt: die schlechte Bezahlung. Da sie in anderen Bereichen des Gesundheitswesens mehr verdienen, wandern sie in Kliniken, Behörden oder Krankenkassen ab.

„Ernsthafte Versorgungslücke“ bahnt sich an

Wie die Felix Burda Stiftung nun in einem Positionspapier herausstellt, bahnt sich wegen des Mangels eine „ernsthafte Versorgungslücke“ an. Diese sei bald „körperlich spürbar“ – auch im Bereich der Darmkrebsvorsorge. So werde die Zahl der notwendigen Koloskopien in den kommenden Jahren allein durch den demografischen Wandel steigen. Fehlen MFA, kann diese Nachfrage nicht mehr ausreichend und termingerecht bedient werden. Die Folgen, im schlimmsten Fall eine zu spät gestellte Krebsdiagnose, sind fatal.

Um  dem entgegenzuwirken, hat die Felix Burda Stiftung gemeinsam mit verschiedenen medizinischen und politischen Akteuren vier Forderungen an die Bundesregierung gestellt:

  1. Mehr Wertschätzung und besseres Gehalt.
  2. Umfassende Novellierung der MFA-Ausbildung auf Bundesebene.
  3. Stärkere Kommunikation der Vielseitigkeit des MFA-Berufs.
  4. Verbesserung von schulischen Qualifikationen.

„Die gesellschaftliche Bedeutung der MFA ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. Wer gesund bleiben will und wer die Darmspiegelung zur Prävention von Darmkrebs auch in Zukunft zeitnah in Anspruch nehmen möchte, ist jetzt gefordert, sich für diesen Beruf einzusetzen", betont Carsten Frederik Buchert, Director Marketing & Communications der Stiftung, die Relevanz des Anliegens.

Die Forderungen werden unter anderem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und weiteren politischen Entscheidungsträgern vorgelegt.