Bergwacht Schliersee rettet mit Navi verirrten Mountainbiker – „Strecke ist nicht mal schiebbar“
Ein Mountainbiker aus Neumarkt folgt blind seinem Navi und gerät in eine gefährliche Situation. Es folgt eine dreistündige Rettungsaktion durch die Bergwacht Schliersee.
Schliersee – Erst ein paar Tage ist es her, dass die Feuerwehr Tegernsee einen Urlauber aus Taiwan mit seinem Leihwagen von der Forststraße zur Neureuth retten musste, nachdem sich der Mann auf sein Navi verlassen hatte. Gleiches ist am Dienstag nun einem 36-Jährigen aus Neumarkt in der Oberpfalz kurz vor dem Rotkopf passiert – mit seinem Mountainbike. Der Radfahrer fuhr mit seinem E-Bike so weit in steiles, ausgesetztes Gelände, bis es bergab nicht mehr weiterging, schildert Lenz Haberle, Sprecher der Bergwacht Schliersee. Weil das Rad für eine Umkehr bergauf aber zu schwer war, wählte der Mann den Notruf. Es folgte eine dreistündige Rettungsaktion – und eine Privatrechnung.
Bei seiner Tour, die ihn zuerst in entgegengesetzter Richtung schon auf die Brecherspitz und die Firstalm geführt hatte, verließ sich der Mann laut Haberle vollständig auf sein am Lenker befestigtes Navigationsgerät. Und das hatte eine „völlig absurde“ Route vorgeschlagen, stellt der Bergretter fest. Vom Stümpfling aus sollte es über den Roßkopf oberhalb des Grünsees weiter zum Rotkopf in Richtung des Stolzenbergs gehen. „Kurz vor dem Rotkopf hat er sich dann verfranzt“, sagt Haberle. Auf der Route habe der Mann unter anderem einen nur 20 Zentimeter breiten Höhenweg passiert. „Die Strecke ist mit dem Rad nicht mal schiebbar“, sagt der Sprecher. Richtigerweise habe das auch der Mountainbiker erkannt, nachdem er in steiles Absturzgelände gerutscht war. In dem unwegsamen Gelände geht es teilweise gefährlich nach unten, Haberle spricht von 200 bis 300 Höhenmeter, die der Mountainbiker hätte abstürzen können.
Bergretter appelliert an die Vernunft
Auf den Notruf hin, der um 14.53 Uhr einging, machten sich schließlich vier Männer der Bergwacht Schliersee mit einem All-Terrain-Vehicle (ATV) auf den Weg. Trotz der eingespielten Karten der Leitstelle und einer Ortungsplattform konnten die Retter den Mann zunächst aber nicht finden. Einer der Bergretter machte sich deshalb zu Fuß auf in Richtung Grünsee, wo er nach eineinhalb Stunden per Rufzeichen mit dem mit einer Trillerpfeife ausgestatteten Mountainbiker Kontakt aufnehmen konnte. Parallel dazu hatte sich laut Haberle schon ein Fahrzeug mit zwei weiteren Bergrettern über den Stümpfling auf die Suche gemacht. Letztlich schaffte es aber der erste Helfer am Einsatzort zusammen mit dem Radler, dessen schweres E-Mountainbike wieder zurück auf den Steig und von dort über die Stümpflingbahn ins Tal zu bekommen.
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Haberle appelliert nach dem Einsatz einmal mehr an eine vernünftige Planung. Das Ausrücken sei auch für die Ehrenamtlichen nicht ungefährlich. Für Kopfschütteln bei den Bergrettern habe außerdem die „Vollkaskomentalität“ des Radlers gesorgt, sagt Haberle. Die zu erwartende Privatrechnung für den Einsatz in wohl vierstelliger Höhe habe den 36-Jährigen nicht weiter gestört. Sowohl das 8000 Euro teure E-Mountainbike als auch er selbst seien gut versichert, habe der Mann mitgeteilt. nap