News zum Ukraine-Krieg - Selenskyj bringt Gebietsabtretungen ins Spiel – EU-Spitzenvertreter eingetroffen
24 Verletzte nach russischem Luftangriff auf Dnipropetrowsk
09.38 Uhr: Die Zahl der Verletzten nach einem nächtlichen russischen Angriff auf die ukrainische Industrieregion Dnipropetrowsk ist auf 24 gestiegen. Zudem gebe es vier Todesopfer, teilte der Gebietsgouverneur Serhij Lyssak auf Telegram mit. Von den 24 Verletzten seien 18 im Krankenhaus, sieben befänden sich im kritischen Zustand, schrieb er weiter. Unter den Verwundeten ist demnach auch ein elfjähriger Junge. Der Einschlag ereignete sich demnach in der Ortschaft Zarytschanka unweit der Gebietshauptstadt Dnipro.
Neue EU-Spitzenvertreter in Kiew eingetroffen
Sonntag, 1. Dezember, 08.15 Uhr: Die neuen außenpolitischen Spitzenvertreter der EU sind wenige Stunden nach ihrer Amtsübernahme zu einem symbolträchtigen Besuch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew eingetroffen. EU-Ratspräsident António Costa und Chefdiplomatin Kaja Kallas wollen dort Präsident Wolodymyr Selenskyj treffen und ihm Beistand angesichts des anhaltenden russischen Angriffskrieges zusichern.
„Wir sind gekommen, um eine klare Botschaft zu senden: Wir stehen hinter der Ukraine und setzen unsere Unterstützung für die Ukraine uneingeschränkt fort“, sagte der frühere portugiesische Regierungschef Costa zum Auftakt des Besuchs. Dazu gehöre humanitäre, finanzielle, militärische und diplomatische Hilfe. Ein Thema der Gespräche werde neben der aktuellen Lage auch die gemeinsame europäische Zukunft mit der geplanten Integration der Ukraine in die EU sein.
Opfer nach russischem Beschuss von Haltestelle in Südukraine
17.22 Uhr: An einer Bushaltestelle im südukrainischen Gebiet Cherson sind nach Behördenangaben ein Mann und eine Frau durch russischen Artilleriebeschuss getötet worden. Eine weitere Frau wurde verletzt und ins Krankenhaus gebracht, teilte die regionale Staatsanwaltschaft mit. Der Vorfall ereignete sich demnach in der Ortschaft Antoniwka, östlich von Cherson. Ermittlungen seien eingeleitet worden, schrieb die Behörde.
Selenskyj: Nato-Schutz für unbesetzte ukrainische Gebiete könnte „heiße“ Kriegsphase beenden
Samstag, 30. November, 03.20 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenksyj hat von den westlichen Verbündeten Nato-Schutz für die von Kiew kontrollierten Teile des Landes gefordert - und Bereitschaft signalisiert, mit der Rückerlangung der russischen besetzten Gebiete zu warten. „Wenn wir die heiße Phase des Krieges beenden wollen, sollten wir das Gebiet der Ukraine, das wir kontrollieren, unter einen Nato-Schutzschirm stellen“, sagte Selenskyj am Freitag im britischen Fernsehsender „Sky News“.
„Das muss schnell passieren und dann kann die Ukraine die übrigen Teile ihres Territoriums auf diplomatische Art und Weise zurückerlangen“, fügte der ukrainische Präsident hinzu.
Kiew wirft Reserven an die Ostfront
21.12 Uhr: Wegen des russischen Vormarsches in der Ostukraine hat das Kiewer Oberkommando Reserven an die besonders bedrohten Frontabschnitte Pokrowsk und Kurachowe verlegt. Das teilte der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Olexander Syrskyj, auf Facebook mit. Die frischen Truppen seien mit zusätzlicher Munition und Waffen ausgestattet, schrieb er. Es gehe darum, Pläne des Gegners zu vereiteln, „die weit über diese Frontabschnitte hinausgehen“.
Bei Pokrowsk und Kurachowe gab es dem Lagebericht des Generalstabs zufolge am Freitag ein weiteres Mal die heftigsten Gefechte. Die Städte liegen am westlichen Rand des Bergbau- und Industriereviers Donbass. Daran schließt sich eine offene Steppenlandschaft bis zum Fluss Dnipro an. Ein Durchbruch würde der russischen Armee den Weg zu den wichtigen Großstädten Dnipro und Saporischschja eröffnen.
Erstmals bringt Selenskyj einen Waffenstillstand mit Gebietsabtretungen ins Spiel
19.06 Uhr: Der ukrainische Präsident Selenskyj hat in einem Interview mit „Sky News“ einen schnellen Weg zu Frieden in der Ukraine aufgezeigt – und dabei auch Gebietsabtretungen an Russland ins Spiel gebracht.
„Wenn wir die heiße Phase des Krieges beenden wollen, müssen wir die ukrainischen Gebiete, die wir kontrollieren, unter den Schutz der Nato stellen“, so Selenskyj. „Wir müssen es schnell machen. Und dann können wir die besetzten Gebiete auf diplomatischem Wege zurückerlangen“.
Was Selenskyj also vorschlägt: Die Ukraine tritt sofort der Nato bei, allerdings nur mit den Gebieten, die aktuell nicht unter russischer Kontrolle sind. Gleichzeitig müsse die Nato die international anerkannten Grenzen der Ukraine respektieren. Diese blieben aber vorerst unter Kontrolle Russlands. In dem darauf folgendem Waffenstillstand sollen Kiew und Moskau über die Rückgabe der von Russland besetzten Gebiete – also vor allem die Krim und weite Teile der Ostukraine – verhandeln.
Es ist das erste Mal, dass Selenskyj über einen Waffenstillstand spricht, der nicht eine vollständige und sofortige Rückgabe der ukrainischen Gebiete beinhaltet. Eine russische Reaktion auf dieses Angebot gibt es bisher nicht.
Selenskyj tauscht Kommandeur der Bodenstreitkräfte nach nur neun Monaten wieder aus
16.53 Uhr: Wegen der schwierigen Lage der ukrainischen Armee an der Ostfront hat Präsident Wolodymyr Selenskyj nach nur neun Monaten den Chef der Landstreitkräfte ausgewechselt. Generalmajor Mychajlo Drapatyj wurde zum neuen Kommandeur des Heeres ernannt. Drapatyj habe die russische Offensive im östlichen Gebiet Charkiw erfolgreich zum Stehen gebracht, schrieb der Präsident in sozialen Netzwerken. Der bisherige Kommandeur der ukrainischen Bodentruppen, Olexander Pawljuk, wurde von diesem Posten entbunden.
Außerdem beförderte der Staatschef Oleh Apostol, bislang Oberst und Kommandeur einer Brigade, zum stellvertretenden Oberkommandierenden. Die Neuernannten sollten die Kampffähigkeit der Armee erhöhen, sagte Selenskyj bei einer Sitzung mit seiner Militärführung in Kiew. „Die ukrainische Armee braucht interne Veränderungen, um die Ziele unseres Landes vollständig zu erreichen.“
Im Gebiet Donezk im Osten der Ukraine rücken russische Truppen seit Monaten langsam, aber stetig vor. Den ukrainischen Verteidigern fehlt es an Waffen und Soldaten.
Scholz telefoniert erstmals seit Putin-Telefonat mit Selenskyj - und erklärt sich
15.56 Uhr: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in einem Telefonat erneut die Solidarität Deutschlands zugesichert. „Wir werden die militärische Unterstützung für die Ukraine in enger Abstimmung mit unseren europäischen und internationalen Partnern fortführen“, schrieb er auf dem Portal X. Er habe mit Selenskyj vereinbart, „auch mit Blick auf mögliche Wege zu einem gerechten Frieden“ im Austausch zu bleiben.
Selenskyj dankte Scholz nach dem Telefonat auf seinem Telegramkanal für die Hilfe, insbesondere bei der Flugabwehr. Scholz habe ihn auch über die Details seines jüngsten Telefonats mit Kremlchef Wladimir Putin informiert. „Es ist offensichtlich, dass nur die Stärke der Waffen und die Stärke der Diplomatie den Verursacher des Kriegs zum Frieden zwingen können und dass dieser Frieden nur durch Stärke erzielt werden kann“, schrieb Selenskyj dazu.
Scholz hatte Mitte November vor dem G20-Gipfel zum ersten Mal seit fast zwei Jahren wieder mit Putin telefoniert. Selenskyj hatte das Gespräch anschließend kritisiert und dem Kanzler vorgeworfen, er öffne die „Büchse der Pandora“.
Russland greift Ukraine wieder aus der Luft an
Freitag, 29. November, 6.25 Uhr: Russland hat die Ukraine in der Nacht erneut aus der Luft attackiert. Über Kiew war am Donnerstagabend kurz vor Mitternacht Flugabwehrfeuer zu hören, weil Kampfdrohnen die Hauptstadt bedrohten, wie Bürgermeister Vitali Klitschko mitteilte. Abstürzende Trümmer beschädigten demnach eine Poliklinik und umliegende Gebäude.
Schwärme der unbemannten Flugobjekte wurden auch über den Gebieten Sumy, Tschernihiw, Poltawa und Kirowohrad geortet, wie die ukrainische Luftwaffe mitteilte. Vom Schwarzen Meer kommend, griffen weitere Drohnen die Küste bei Odessa an. Auch aus der Stadt Cherson im Süden wurden Explosionen gemeldet.
In der russischen Region Rostow wurden nach Angaben des Gouverneurs mindestens 30 ukrainische Drohnen abgewehrt, wie die russische Staatsagentur Tass berichtete. Menschen seien nicht zu Schaden gekommen. Allerdings sei ein Großbrand in einem Industriekomplex ausgebrochen, der von mehr als 100 Einsatzkräften bekämpft werde. Über dem russischen Gebiet Brjansk wurden nach Behördenangaben ebenfalls zwei ukrainische Drohnen abgeschossen.
Selenskyj: Putin sabotiert Trumps Bemühungen um Frieden
20.26 Uhr: Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj bewertet den Angriff Russlands mit einer neuen Mittelstreckenrakete als Störfeuer gegen mögliche Friedensanstrengungen des künftigen US-Präsidenten Donald Trump. Selenskyj erinnerte in seiner abendlichen Videoansprache daran, dass Kremlchef Wladimir Putin bei seinem Besuch in Kasachstan erneut mit dem Einsatz dieser Rakete gedroht hat. „Putin will die Situation jetzt eskalieren lassen, damit Präsident Trump scheitert, damit er den Krieg nicht beenden kann“, sagte Selenskyj. „Putin ist der Einzige, der für diesen Krieg verantwortlich ist, und der Einzige, der an den Krieg glaubt.“
Putin hat in seinen Äußerungen in Astana damit gedroht, dass die neue Rakete gegen Militärobjekte oder Rüstungsfabriken in der Ukraine, aber auch gegen die Führung in der Hauptstadt Kiew eingesetzt werden könnte. Erstmals hatte Moskau die Rakete mit der Bezeichnung Oreschnik vergangene Woche auf die ukrainische Stadt Dnipro abgefeuert.
Norwegen einigt sich auf höhere Ukraine-Unterstützung
17.59 Uhr: Die norwegischen Parlamentsparteien wollen die von Russland angegriffene Ukraine im nächsten Jahr mit mehr Geld als bislang anvisiert unterstützen. Der Betrag soll 2025 bei mindestens 35 Milliarden norwegischen Kronen liegen, wie die Regierung des russischen Nachbarlandes nach einem Treffen im Parlament in Oslo mitteilte - umgerechnet sind das knapp drei Milliarden Euro.
22,5 Milliarden Kronen sollen davon in die militärische Unterstützung fließen, 12,5 Milliarden sind für humanitäre und zivile Unterstützung vorgesehen. Es handle sich um ein wichtiges Signal für die Ukraine, aber auch für diejenigen, die das Land angreifen, sagte Regierungschef Jonas Gahr Støre im Anschluss an die Einigung nach Angaben der Nachrichtenagentur NTB. Die Regierung hatte im Staatshaushalt für das kommende Jahr zunächst 15 Milliarden Kronen für die Unterstützung des Landes vermerkt.
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