„Unmenschlicher Containerbau“: Bairawieser schreiben Brandbrief an Bundeskanzler

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„280 Einwohner, 130 Flüchtlinge“: Das ist nach Meinung der Bairawieser „nix für‘n Flüchtling“ und „nix für‘n Ort“. Das Foto entstand bei einer Protestaktion im November 2024. © Ewald J.Scheitterer

Die Bairawieser stemmen sich gegen eine in dem 280-Seelen-Dorf geplante Asylunterkunft. Jetzt hat der Verein „Bairawies Aktiv!“ einen Brandbrief an Bundeskanzler Olaf Scholz geschrieben.

Dietramszell – Wenige Tage vor der Bundestagswahl bekam Kanzler Olaf Scholz Post aus Bairawies. Die Bitte des Vereins „Bairawies Aktiv!“ in dem Schreiben an den Regierungschef: „Setzen Sie sich dafür ein, diesen unmenschlichen Containerbau zu verhindern.“

Wie berichtet gehen die Bewohner des 280-Seelen-Dorfs auf die Barrikaden, weil am Rand ihres Ortsteils eine Asylbewerberunterkunft mit 128 Plätzen errichtet werden soll. Der Bauausschuss der Gemeinde lehnte im September 2024 einen entsprechenden Antrag auf Vorbescheid einstimmig ab. Es steht jedoch zu befürchten, dass das Landratsamt das gemeindliche Einvernehmen ersetzt und den Bauantrag über den Willen der Kommune hinweg erteilt. Aus der Bürgerinitiative, die sich daraufhin formierte, ging der Verein „Bairawies Aktiv!“ hervor.

In dem Schreiben, das der Vorsitzende Wolfgang Köster dem Bundeskanzleramt am Dienstag per E-Mail übermittelte, schilderte er die Sorgen der Dorfbewohner. Es gebe viele Gründe gegen den Containerbau, aber: „Fremdenfeindlichkeit gehört nicht dazu.“ Vielmehr sei die Bevölkerung entsetzt „über Profitgier, der die Menschenwürde geopfert wird“. Die Asylbewerber hätten keinerlei Betätigungsmöglichkeiten, Wohlfühlen sei „von Amts wegen nicht vorgesehen“. Dadurch werde die Möglichkeit für ein friedliches Miteinander im Dorf genommen. „Konflikte scheinen vorprogrammiert“, schreibt Köster in dem der Redaktion vorliegenden Brief.

Nehmen Sie uns in unserer Notlage wahr! Unterstützen Sie uns in unserem Bemühen, dass die Flüchtlingsunterkunft in dieser Form nicht genehmigt wird. 

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Die Verantwortlichen würden die Situation bagatellisieren und die Ängste der Dorfbewohner übergehen. Köster appelliert an Scholz: „Nehmen Sie uns in unserer Notlage wahr! Unterstützen Sie uns in unserem Bemühen, dass die Flüchtlingsunterkunft in dieser Form nicht genehmigt wird.“

Köster bittet um eine Rückmeldung bis zum 20. Februar. Ansonsten befürchte der Verein, dass „einige in ihrem Frust keine wohlüberlegte Wahlentscheidung treffen werden“. Setze sich der Noch-Bundeskanzler dafür ein, dass „nur dort Flüchtlinge einquartiert werden, wo dies unter menschenwürdigen Bedingungen möglich ist und wo gleichzeitig auf die Situation der Menschen am Ort angemessen Rücksicht genommen wird“, könnten die Bairawieser am Sonntag, 23. Februar, dagegen ihre „beiden Wahlkreuze überzeugt bei den demokratischen Parteien setzen“.

Ähnliche Schreiben erhielten auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser, der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann, Ministerpräsident Markus Söder und die Landtags- und Bundestagsabgeordneten im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. cw

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