Gefangen im Gefrierschrank

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Menschenunwürdig: Ein Jugendlicher liegt im eigenen Erbrochenem im Kofferraum. © Bundespolizei

Die Fälle brutaler Schleusungen im Oberen Isartal reißen einfach nicht ab. Am Samstag ist für einen Jugendlichen aus Syrien die Horrorfahrt unter menschenunwürdigen Umständen in Mittenwald zu Ende gegangen. Der Minderjährige lag in seinem eigenen Erbrochenem eingepfercht im eiskalten Kofferraum.

Mittenwald - Die Bundespolizei stoppte den verdächtigen Wagen mit französischem Kennzeichen kurz nach Mitternacht im Ortsbereich. „Schon beim ersten Blick in das Wageninnere war ersichtlich, dass das Fahrzeug überbesetzt war“, teilt ein Polizeisprecher mit. So hatten sich vier Insassen auf der Rückbank des VW Golf aneinander gepresst. „Wegen der Enge war es ihnen nicht möglich, die Sicherheitsgurte anzulegen.“

Keiner von ihnen konnte sich ausweisen. Eigenen Angaben zufolge handelt es sich um einen 39-jährigen Türken und drei jugendliche Syrer im Alter zwischen 16 und 17 Jahren. Der Fahrzeugführer verfügte über einen ukrainischen Pass sowie eine französische Aufenthaltserlaubnis. Sein Begleiter auf dem Beifahrersitz hatte einen rumänischen Reisepass dabei.

Im Kofferraum stießen die Fahnder aus Garmisch-Partenkirchen auf einen weiteren Minderjährigen, der sich während der Fahrt offenbar übergeben musste. Der 15-jährige Syrer führte ebenfalls keine Papiere mit sich. Er erklärte, dass er mehrere Stunden in dem Kofferraum zubringen musste. Seine Versuche, mit dem Fahrer über Klopfzeichen oder lautes Rufen Verbindung aufzunehmen, um ihn wegen Kälte und Übelkeit zum Anhalten zu bewegen, wären ergebnislos geblieben.

Noch dramatischer: Nach ersten Erkenntnissen der Bundespolizei war eine Luftzufuhr im Kofferraum kaum vorhanden. „Zudem dürften darin bei Außentemperaturen von minus elf Grad Zustände wie in einem Gefrierschrank geherrscht haben“, schildert der Polizeisprecher.

Der Ukrainer am Steuer und der rumänische Beifahrer wurden wegen des Verdachts des Einschleusens von Ausländern unter lebensgefährdenden Bedingungen festgenommen. Ermittler der Bundespolizei-Inspektion Rosenheim gehen von einer organisierten Schleusung aus. Das Münchner Amtsgericht entsprach dem Antrag der Staatsanwaltschaft und ordnete die Untersuchungshaft der beiden mutmaßlichen Schleuser an. Die Ordnungshüter lieferten sie in die Justizvollzugsanstalt München-Stadelheim ein. Die minderjährigen Mitreisenden überstellte man dem Garmisch-Partenkirchner Jugendamt. Für den erwachsenen türkischen Staatsangehörigen ging’s in eine Aufnahmestelle für Flüchtlinge in München.

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