Bei der Herkomer-Konkurrenz rollen rare Oldtimer durch Landsberg

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Das Auto hat das Potential zum zuverlässigen Fortbewegungsmittel, war sich Hubert von Herkomer schon 1904 sicher. Er sollte Recht behalten. Durch die gute Pflege ihrer Besitzer fahren einige ‚Schnauferl‘ sogar heute noch. © KB

Die Herkomer-Konkurrenz ist die älteste Tourenwagen-Rallye der Welt. Alle zwei Jahre findet sie in Landsberg statt. Heuer ist es wieder soweit.

Landkreis – Vom 11. bis 14. Juli erinnert die Stadt mit der Veranstaltung an ihren Ehrenbürger Hubert von Herkomer und hält gleichzeitig ein großes Stück Automobilgeschichte lebendig. Alle teilnehmenden Fahrzeuge sind über 90 Jahre alt, viele sogar noch deutlich älter.

Erwartet werden ausschließlich Oldtimer, die nicht jünger sind als 1930. Die ältesten angemeldeten Fahrzeuge sind ein Benz Velo von 1896 – mutmaßlich das älteste zugelassene Fahrzeug in Deutschland –, ein Oldsmobile Curved Dash von 1902, ein Mercedes Simplex von 1904 und ein Bedford Buick von 1908.

48 Teilnehmer bei Herkomer-Konkurrenz in Landsberg

48 Teilnehmer haben sich angesagt. Sie kommen aus Deutschland, Belgien, Österreich und der Schweiz, dem Fürstentum Liechtenstein und sogar aus Norwegen und Portugal. Sie alle bringen rollende Raritäten mit, darunter blank polierte Messingfahrzeuge und motorisierte „Kutschenfahrzeuge“.

Besonderheiten sind neben dem genannten Benz ein Rolls Royce, verschiedene Mercedesmodelle unterschiedlicher Jahrgänge und ein Elektromobil (!) aus dem Jahr 1914. Nicht fehlen darf der eine oder andere Ford A, der aufgrund der damals begonnenen Fließbandproduktion in größerer Häufigkeit verkauft wurde als manch anderes Gefährt, wie beispielsweise ein Locomobile oder ein einmaliger Beckmann.

Man muss kein Autonarr sein, um Freude daran zu haben, sich am Samstag, 13. Juli, ab 14 Uhr auf dem Hauptplatz einzufinden und den Zieleinlauf der Fahrzeuge mitzuerleben. Und um sie anschließend gebührend zu bestaunen und mit den Fahrern ins Gespräch zu kommen. Die Oldtimer sind so viel faszinierender als alles, was sich ab einem Alter von 30 Jahren mit einem H-Kennzeichen (für „historisches Fahrzeug“) schmücken darf. Die Herkomer-Konkurrenz versetzt Teilnehmer und Zuschauer in eine längst vergangene Epoche. In eine Zeit, als das Auto noch weit davon entfernt war, als Massentransportmittel genutzt zu werden.

Genau das aber sah Hubert von Herkomer – Malerfürst, Multitalent und Visionär – voraus, als er 1905 die erste nach ihm benannte „Konkurrenz“ veranstaltete. Zwei Jahre zuvor war er von einem hochgestellten Freund zu einem Auto­rennen in Irland mitgenommen worden und hatte seine Begeisterung für den Motorsport entdeckt – allerdings nicht für die Rennwagen, die er als röhrende Monster bezeichnet haben soll.

Haltbarkeit statt Schnelligkeit

Das Auto, so erkannte Herkomer schon damals, hatte das Potential, ein zuverlässiges Fortbewegungsmittel für die breite Masse zu werden. Er selbst schaffte bereits 1904 seine Pferdekutsche ab und stieg aufs Automobil um. Bei den drei historischen Herkomer-Konkurrenzen ging es nicht um Schnelligkeit, sondern um die Haltbarkeit und Zuverlässigkeit der Fahrzeuge über lange Distanzen.

Die Strecke der ersten Rallye führte von München über Augsburg, Tübingen, Baden-Baden, Stuttgart, Nürnberg und Regensburg zurück nach München – über 900 Kilometer. Bis dahin hatten es viele für unvorstellbar gehalten, mit nur einem Auto eine solche Distanz zurückzulegen. Ein Jahr später ging es über 1.647 Kilometer von Frankfurt nach Wien und Innsbruck. 1907 waren es 1.818,7 Kilometer zwischen Dresden, Eisenach, Mannheim, Lindau, München und Augsburg.

Nur beim letzten der drei historischen Rennen wurde Landsberg passiert, ansonsten war die Lechstadt nie Austragungsort der Konkurrenzen. Lediglich die Idee und die Planungen reiften im Mutterturm zwischen Herkomer und Christof Ludwig Pöhlmann, dem damaligen Präsidenten des Bayerischen Automobilclubs.

In Gedenken an Hartfrid Neunzert

Dass es seit 1997 im zweijährigen Rhythmus wieder die Herkomer-Konkurrenz in der Lechstadt gibt, ist Hartfrid Neunzert zu verdanken, dem jüngst verstorbenen früheren Leiter des Landsberger Stadtmuseums. Gemeinsam mit dem TV-Journalisten und Motorsport-Experten Ulf von Malberg ließ er die Veranstaltung 90 Jahre nach der letzten originalen Rallye wieder aufleben.

Heuer treffen die Fahrer mit ihren Schnauferln am Donnerstag, 11. Juli, ab Mittag auf dem Parkplatz am Mutterturm ein. Von dort starten sie am Freitag und Samstag ab 8.30 Uhr zu jeweils zwei Ausfahrten. Ziel am Freitag ist das Gasthaus Post in Eberfing mit Zwischenstopp bei HK Engineering in Polling. Nachmittags wird das Kloster Wessobrunn besichtigt. Der Weg am Samstag führt nach St. Ottilien. Unterwegs finden Geschicklichkeits- und andere Wertungsprüfungen statt.

Der Sieger erhält traditionell einen gläsernen Wanderpokal, der allerdings symbolischer Natur ist und nach der Verleihung in Landsberg verbleibt. Heuer werden die erfolgreichsten Teilnehmer außerdem mit einem Stückchen Landsberg zum Mitnehmen belohnt – einem getöpferten Mutterturm der Keramikerin Jeanette Arndt.

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