Bewegende Bilder einer 50 Jahre währenden Städtepartnerschaft

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Elemente aus Kinderzeichnungen sind Teil der Projektion, die am Donnerstag zum ersten Mal an der Stadtmauer gezeigt wurde. © Andreas Bretting

Einführungsworte direkt vom Weilheimer Stadtoberhaupt unterstrichen die Bedeutung der Städtepartnerschaft mit Narbonne. Deren 50. Jubiläum zu Ehren läuft die Lichtshow am Stadtmauerabschnitt „Am Riß“. Die vier Abende lang bis Samstagnacht stattfindende Projektion wurde vom renommierten Künstler Philipp Geist konzipiert, der auch als Hauptakteur von den Lichtkunstfestivals bekannt ist.

Bei der Begrüßung von Bürgermeister Markus Loth wäre eine schwarz-rot-goldene Schärpe französischer Rathaus-Standard gewesen. Gewitzt blendete Philipp Geist eine deutsche Banderole auf der Stadtmauer ein. Sodann begann die Projektion, am Eröffnungsabend rund 20 Minuten verspätet. Dafür war am Mittwoch die Dunkelheit perfekt und gab den Blick frei auf eine Breitwandprojektion, die auch für Geist ungewöhnlich ist. 

„Die Breite des Stadtmauerformats ist nur eine geringe Herausforderung, eher sind es die kürzlich gepflanzten Gehölze“, sagte der in Berlin lebende Lichtkünstler. Durch den Einsatz mehrerer Projektoren gelingt es ihm aber, die schwierige Durchsicht auszubügeln. Der Stadtmauerabschnitt ist ihm sowie bestens vertraut: „Hier bin ich vor rund 30 Jahren sogar hochgeklettert im Freeclimbing“, sagt Geist und meint lächelnd: „Das kann ich ja jetzt zugeben, das ist verjährt.“

Bäume als Herausforderung

Die Mühen der Vorgeschichte sind nicht mehr spürbar, wenn die Lichter, Worte, Motive und Gesichter vor den Zuschauern vorüberziehen. Diese waren zum Eröffnungsabend am Mittwoch zahlreich erschienen. Durch die Weite der abgesperrten Fahrbahn vom „Oberen Graben“ blieb jedem viel Raum für eine gute Sicht.

Gesichter aus beiden Städten sind Teil der Projektion.
Gesichter aus beiden Städten sind Teil der Projektion. © Andreas Bretting

Abgesetzt durch tanzende Lichteffekte sieht man Motive der Kinderzeichnungen, die in beiden Städten entstanden. Geist, der in Weilheim seine Jugend verbrachte, hat einzelne Elemente digital ausgeschnitten und lässt sie auf der Stadtmauer regelrechte Purzelbäume schlagen. Auch Weilheims Wappen ist prominent dabei, wechselnd mit rasch überblendeten schwarz-weißen Porträtfotos aus beiden Städten. Vertreten sind Gesichter aus Musikgruppen, Sportvereinen, aber auch Aktive der Städtepartnerschaft, bis hin zu Gastronomen. Die ausgesparte Farbe ist geschickt – deutsche und französische Blicke werden eins.

Genauso passend verleiten die Worte zu verbindenden Assoziationen, wie etwa „vignobles“ (Weinberge), gleich benachbart zum „Bierkrug“. Die begleitende Musik bietet eine langsame elektronische Unterlage, mal mit einem Hauch afrikanischer Rhythmik behaucht, mal mit einem an „Notwist“ erinnernden Rhythmus-Geknister, meist aber einfach nur sphärisch. Insgesamt ist die Soundbegleitung gleichermaßen anregend wie entspannend und unterstützt den Flow der Bilder, sodass man gerne länger zuschaut.

Der Vorlauf zum Projekt war aufwändig und startete schon mit den Porträtfotos, für die Geist im Frühsommer persönlich in Narbonne war. „An die 300 Menschen habe ich in beiden Städten fotografiert.“ Besonders viel Zeit habe er in die Animation kleiner Bildobjekte investiert, die von Schülern beider Städte kamen. Die Stichwort-Einsendungen seien allerdings eher gering ausgefallen. „So habe ich selber noch recherchiert und Worte ergänzt.“

Kommendes Jahr in Narbonne

Geists Faszination für das Projekt war so intensiv, dass die Bilderfolge nun fast 60 Minuten umfasst – doppelt so lang, wie zunächst geplant. Mit der Weilheimer Projektion ist die Städtefreundschaft-Lichtshow aber nicht abgeschlossen: „Kommendes Jahr werde ich die Bild-Konzeption komplett überarbeiten, denn in Narbonne wird auf die alte Markthalle projiziert.“ In Südfrankreich gibt es also veränderte Arrangements – dann zum 51-jährigen Jubiläum der glücklichen Beziehung, weil Narbonne die „Semaine bavaroise“, die bayerische Woche, nur in ungeraden Jahren feiert.

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