Kabelhersteller - Mit Weltmarktführer Prysmian profitieren Anleger von zwei Megatrends
Der Name des Weltmarktführers für Hochleistungskabel aus Italien sagt nur wenigen etwas. Dabei ist die ehemalige Pirelli-Kabelsparte Prysmian zentral für die Energiewende und den digitalen Wandel.
Ohne Prysmain keine Energiewende. „Durch die Energiewende sind wir zu einem zentralen Akteur geworden, denn unsere Hochleistungskabel sind ein zentrales Element dafür. Wir ermöglichen sie erst. Mit dem Krieg in der Ukraine haben wir noch an Bedeutung gewonnen“, sagt CEO Massimo Battaini im Gespräch mit FOCUS MONEY.
Prysmian ist der Weltmarktführer im Bereich der zu Lande und zu Wasser verlegten Energie- und Telekommunikationskabel und –systeme. Doch die frühere Tochter des Reifenkonzerns Pirelli ist trotz eines Umsatzes von 17,6 Milliarden Euro und einem Börsenwert von mehr als 20 Milliarden Euro selbst in Italien wenig bekannt.
Prysmian verlegt Erdkabel für das Suedostlink-Projekt
Vor wenigen Monaten hat Prysmian in der Nähe des stillgelegten fränkischen Atomkraftwerks Bergrheinfeld mit der Verlegung von Hochspannungserdkabeln des Suedostlink-Projekts begonnen. Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet hat Prysmian mit der Installation der Kabel für drei Korridore beauftragt, über die Energie aus Windkraftwerken in Norddeutschland über Hunderte von nach Bayern und Baden-Württemberg transportiert wird: Suedlink, Suedostlink und Nordostlink.
„Allein diese drei Verbindungen haben für uns ein Auftragsvolumen von sechs Milliarden Euro“, berichtet Battaini. Insgesamt steht Deutschland bei Prysmian für Bestellungen von 9,5 Milliarden Euro: „Die Verlegung in Deutschland soll bis 2027 dauern.“ Damit stammt etwa die Hälfte des gesamten Auftragsbestands von mehr als 18 Milliarden Euro aus der Bundesrepublik.

Prysmian verzeichnet enormes Wachstum
Prysmian stellt in Deutschland Kabel für die Verbindung etwa von Offshore-Windparks in der Nordsee her und verlegt mit Spezialschiffen Unterseekabel nach Skandinavien. Die Hochleistungskabel werden in Frankreich, Finnland und in Neapel produziert, andere Kabel an 109 Standorten weltweit. Pirelli hatte die Kabelsparte 2005 an Goldman Sachs verkauft. 2007 folgte der Börsengang.
Durch organisches Wachstum und drei große Akquisitionen ist Prysmian zu einem weltweit tätigen Multi geworden, der 40 Prozent seines Umsatzes und 55 Prozent seines Brutto-Betriebsergebnisses in den USA erwirtschaftet.
Geopolitische Veränderungen haben Prysmian in die Hände gespielt. Mit dem Ende der billigen russischen Gaslieferungen haben sich „die Investitionen in erneuerbare Energiequellen und den Ausbau der Leitungsnetze dafür in Europa innerhalb von fünf Jahren auf 30 Milliarden Euro verzehnfacht“, berichtet Battaini. Prysmian habe in den letzten fünf Jahren 2,5 Milliarden Euro investiert, um die Kapazitäten zu erhöhen.

Die Perspektiven sind glänzend – finden Analysten. Denn die Kabel von Prysmian sind nicht nur für die Übertragung von Energie von Offshore-Standorten und zwischen dem deutschen Norden und dem Süden zentral. Auch im Hinblick auf die Digitalisierung, die Ertüchtigung von Leitungsnetzen und in der Telekommunikation kommt man an Prysmian nicht vorbei.
Goldman Sachs hebt die „hohe Visibilität des Auftragsbestands“ und die breite Diversifizierung hervor und empfiehlt den Kauf mit einem Kursziel von 73 Euro. Citi gibt ebenfalls eine Kaufempfehlung und betont eine „attraktive Wachstums story“. Und Barclays rät zum „Übergewichten“ bei einem Kursziel von 76 Euro. Die Analysten erwarten zweistellige Wachstums- und Ertragsraten und Margenverbesserungen. Battaini ist auch im Hinblick auf die USA optimistisch:
„Mit der Wahl Trumps werden die USA noch wichtiger für uns. Denn dort ist die Erneuerung der völlig veralteten Energienetze für die Anbindung von Haushalten und Unternehmen, aber auch von Datenzentren, zentral. Trump will dafür mehr Geld zur Verfügung stellen. Wir sind durch die Übernahme von General Cable und vor allem Encore Wire mit mehr als 30 Fabriken in den USA ein lokaler Akteur“, meint Battaini.
Der CEO prüft eine Börsennotierung auch in New York. Er will „Zugang zu Investoren bekommen, die in Italien nicht präsent sind. Es kommt hinzu, dass der US-Markt stark wächst und mit uns vergleichbare Unternehmen wesentlich höher bewertet werden als Prysmian.“ Doch es gibt auch Punkte, die dagegen sprechen: „Eine Notierung in den USA würde uns zur Einhaltung strengerer Regeln verpflichten, ist komplex und verursacht höhere Kosten.“
Battaini denkt trotz einer Verschuldung von etwa 4,2 Milliarden Euro infolge der Encore-Wire-Übernahme für vier Milliarden Euro an weitere Akquisitionen. Der Cashflow sei sehr stark, so Battaini. „Wir haben keine Übernahme in der Pipeline, aber Akquisitionen von einer bis 1,5 Milliarden Euro sind machbar.“ Prysmian hat gerade einen Bond aufgelegt, der einen Teil der Brückenfinanzierung für den Kauf von Encore Wire ablösen soll. Hauptkonkurrenten Prysmians sind die französische Nexans und die dänische NKT. Eine Konsolidierung schließt Battaini schon aus wettbewerbsrechtlichen Gründen aus.
Neue Ziele der Konzernführung
Ende März will Battaini bei einem Kapitalmarkttag einen überarbeiteten Strategieplan vorstellen. „Wir müssen unsere Vorhersagen anpassen, denn durch die Übernahme von Encore Wire haben wir viele unserer für 2027 angepeilten Ziele schon 2024 erreicht.“ Battaini peilt für 2024 ein Ebitda-Ergebnis von zwei Milliarden Euro an.
Auch im Hinblick auf den Börsenkurs, der binnen eines Jahres um 72 Prozent zugelegt hat, verfolgt Battaini ehrgeizige Ziele: „Wir wollen den Aktienkurs von derzeit 69 Euro in naher Zukunft auf mindestens 100 Euro je Aktie steigern.“
