Stellenabbau bei deutschem Auto- und Industriezulieferer reicht nicht – „weitere Kündigungen notwendig“
Ein Spezialist für Heizsysteme im Schutzschirmverfahren hat bereits ein Viertel seiner Belegschaft entlassen. Das reicht für eine erfolgreiche Sanierung aber nicht aus.
Hatzenbühl – Erst vor wenigen Tagen verkündete ein Industrieunternehmen aus Rheinland-Pfalz, im Zuge einer Insolvenz aufgeben und allen Mitarbeitern kündigen zu müssen. Auch bei der Firma Eichenauer mit Sitz in Hatzenbühl (Kreis Germersheim, Rheinland-Pfalz) spitzt sich die Lage immer weiter zu. Der Spezialist für elektrische Heizsysteme, der unter anderem die Automobilindustrie beliefert, hatte im Juni am Amtsgericht Landau einen Antrag auf eine Sanierung im Schutzschirmverfahren – eine bestimmte Art der Insolvenz – beantragt. Eichenauer wurde im Jahr 1925 in Kandel in der Südpfalz gegründet und befindet sich demnach im 100. Firmenjahr.
Wie die Rheinpfalz berichtet, musste Eichenauer bereits vor der Insolvenzanmeldung 50 Mitarbeiter entlassen, was bei einer Teamstärke von 200 Angestellten einem Viertel der Belegschaft entspricht. Zudem wurden Teile der Produktion vom rheinland-pfälzischen Hatzenbühl nach Tschechien verlagert. Für eine erfolgreiche Sanierung des Traditionsunternehmens, für die ein konkreter Plan erstellt wurde, reicht das aber nicht aus. Kürzlich meldete auch ein anderes Traditionsunternehmen im Südwesten ausgerechnet im 100. Jahr des Bestehens Insolvenz an.
Eichenauer: Mitarbeiter wurden Anfang Juli informiert, dass „weitere Kündigungen notwendig sind“
Ein Schutzschirmverfahren ist ein erst im Jahr 2012 eingeführtes spezielles Insolvenzverfahren, das dem jeweiligen Unternehmen eine Sanierung unter eigener Verantwortung ermöglichen soll. Wie die Rheinpfalz von Rechtsanwalt Patric Naumann von der Kanzlei Pabst | Lorenz + Partner, der zum Generalbevollmächtigten ernannt wurde, erfahren hat, liegt der Grund für die notwendige Restrukturierung des Traditionsunternehmens in der Schieflage der Automobilindustrie. Dazu kämen noch interne Faktoren. Für die Umsetzung des erstellten Sanierungsplans haben Naumann und Eichenauer drei Monate Zeit, die bisherigen Maßnahmen reichen aber nicht aus.
Name | Eichenauer GmbH & Co. KG |
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Gründung | 1925 in Kandel, Rheinland-Pfalz |
Sitz | Hatzenbühl, Rheinland-Pfalz |
Branche | Automotive, Hausgeräte, Industriesysteme |
Standorte weltweit | Hatzenbühl (Hauptsitz, Deutschland) |
Nový Bydžov (Tschechien) | |
Newport (New Hampshire, USA) | |
Huai'an (China) | |
Mitarbeiter | mehr als 500 weltweit |
„Die Mitarbeitenden wurden Anfang Juli darüber informiert, dass weitere Kündigungen notwendig sind, um die Sanierung abzusichern“, erklärte Patric Naumann demnach. Der Betriebsrat von Eichenauer habe die Belegschaft in den vergangenen zwei Monaten seit der Insolvenzanmeldung über die aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten und die erneuten Personalmaßnahmen sollen nach Möglichkeit sozial verträglich umgesetzt werden. „Deshalb finden hierzu Gespräche mit dem Betriebsrat statt“, so Neumann. Ein insolventer Maschinenbauer musste jüngst aufgrund eines Insolvenzverfahrens ebenfalls weitere Stellen abbauen.
Eichenauer: Teilverlagerung der Produktion nach Tschechien, aber keine Schließung in Hatzenbühl
Dass ein Teil der Produktion ins kostengünstige Tschechien verlagert wird, hängt an den hohen Kosten in Deutschland, die Eichenauer zu schaffen machen. Eine Schließung ist aber nicht vorgesehen, wie Neumann gegenüber der Rheinpfalz betonte. Stattdessen soll auch in Zukunft in Hatzenbühl ein Kernbetrieb bestehen bleiben, dessen Umfang sich aber an der Auftragslage orientiert. Demnach bestimmt die Auftragslage, wie viele der noch 150 Mitarbeiter das Traditionsunternehmen in näherer Zukunft verlassen müssen.
Für die langfristige Fortführung des Unternehmens in Hatzenbühl umfasst der Sanierungsplan zusätzlich einen sogenannten M&A-Prozess. Dieser Prozess umfasst eine strukturierte Übernahme oder den Einstieg eines Investors. „Ziel ist es, einen starken Kooperationspartner zu finden, mit dem wir den Standort sichern, neue Perspektiven schaffen und das Unternehmen gestärkt weiterführen können“, erklärte Neumann. Bei einem Bauzulieferer war eine Sanierung dagegen nicht von Erfolg gekrönt, weshalb das Unternehmen nun abgewickelt wird.