In Liverpool war es in den vergangenen Wochen laut. Sehr laut. Kritiker und Schönwetterfans meldeten sich während der jüngsten Krise des LFC zahlreich zu Wort. Vier Niederlagen in der Premier League in Serie, wettbewerbsübergreifend sechs Niederlagen aus den letzten sieben Spielen: Das ist eine handfeste Krise.
Glücklicherweise konnte der FC Liverpool die Negativserie in der Liga mit einem überzeugenden 2:0-Sieg gegen das formstarke Aston Villa an der Anfield Road beenden. Damit ist der Abwärtstrend vorerst gestoppt.
Auf Liverpool warten nach der Krise zwei Topspiele
Doch nun kommt es zu zwei Gipfeltreffen. Erst in der Champions League. Real Madrid ist mit Ex-Reds-Verteidiger Trent Alexander-Arnold zu Gast. Am Sonntag geht es in der Liga zu Manchester City und Pep Guardiola. Die Woche der Wahrheit für Arne Slots neuformiertes Team.
Sollte Liverpool gegen ManCity verlieren und Arsenal zeitgleich beim Aufsteiger Sunderland gewinnen, stünden die Reds nach nur elf Spieltagen bereits zehn Punkte hinter den Gunners – eine Situation, die in Liverpool nach fünf Siegen in Folge zum Saisonstart undenkbar schien.
Was ist also passiert beim FC Liverpool?
Die Gründe für die Liverpool-Krise
Da wäre zum einen der große Umbruch, der im Sommer an der Merseyside stattfand. In Liverpools erfolgreichster Zeit in den 70er und 80er Jahren sowie unter Jürgen Klopp von 2015 bis 2024 verpflichtete der Verein pro Saison ein bis zwei neue Spieler. Dies sicherte Kontinuität und bewahrte den Teamgeist.
Nun kamen vor der neuen Saison sechs neue Spieler. Das verändert die Chemie innerhalb einer Mannschaft - davor hatte ich bereits im August gewarnt.
Florian Wirtz bei Liverpool in der Kritik
Für junge Stars wie Florian Wirtz, die zu einem weltberühmten Verein in die größte Liga der Welt in einem neuen Land wechseln, ist eine Eingewöhnungszeit doch völlig verständlich. Sofort funktionieren, wie auf Knopfdruck? Das funktioniert vielleicht im Spiel an der Konsole, aber nicht im echten Leben.
Doch eines ist sicher: Wirtz wird in den nächsten zehn Jahren Stamm- und Schlüsselspieler beim LFC sein. Er ist und bleibt Weltklasse.
Trainer Slot sah sich während der jüngsten Negativspirale erstmals in seiner Amtszeit heftiger Kritik ausgesetzt. Eine Niederlage gegen Villa hätte die längste Liga-Niederlagenserie seit 1953 bedeutet. Für Dauerkritiker und Schwarzmaler höchste Zeit, den Trainer zu wechseln.
Warum eine Trainerdebatte in Liverpool sinnlos ist
Was sie dabei jedoch vergessen, ist die 133-jährige Geschichte des FC Liverpool. Die Vereinsführung ist für ihre große Loyalität gegenüber ihren Coaches bekannt.
In diesen 133 Jahren hatte der Klub insgesamt nur 23 Trainer. Der legendäre Bill Shankly war 15 Jahre im Amt, Bob Paisley gar neun Jahre, Kenny Dalglish sechs Jahre, Rafael Benítez sechs Jahre, Gérard Houllier sechs Jahre und Klopp neun Jahre.
In Liverpool wird Trainern die Zeit gegeben, ein Team aufzubauen. Eine Slot-Ablösung war und ist also zu keiner Zeit eine ernsthafte Option.
Allerdings dürfen wir die sensibelste Frage in Liverpool dieser Tage nicht vergessen: Was hat der tragische Tod von Diogo Jota bei seinen Mitspielern angerichtet?
Es ist ein junges Team, viele Spieler wurden in ihrem Leben noch nie so sehr mit dem Tod konfrontiert. Jota war nicht nur ein Teamkollege, er war auch ein enger Freund, insbesondere von Verteidiger Andy Robertson.
Jota galt als einer der beliebtesten Spieler im Verein und wurde von allen Seiten geschätzt: Fans, Mannschaft, Trainerteam, Management. Sein viel zu früher Tod mag zu Saisonbeginn auch Kraft verliehen haben - aber er hat Trauer und Frust hinterlassen. Diesen Verlust noch immer zu verarbeiten, ist nur normal und menschlich.
Das gilt auch für Real Madrid. Viele der Königlichen sind dem LFC eng verbunden. Reds-Legende Xabi Alonso, heutiger Real-Trainer, sowie Alexander-Arnold waren gemeinsam mit Emilio Butragueño und Dean Huijsen an der Trauerstelle für Jota an der Anfield Road. Dort legten sie einen Blumenkranz nieder. Eine schöne Geste!
Vor dem Topspiel in der Königsklasse hat Liverpool gegen Aston Villa die meiner Meinung nach beste Saisonleistung gezeigt. Ein Erfolg gegen Real würde der Mannschaft weiter Aufwind verleihen.