„Emotionaler Trost“ - Tierliebe in China: Haustiere als zunehmend beliebter Kinderersatz

Immer mehr Chinesen halten Haustiere als Kinderersatz. Der Trend zeigt jedoch auch beunruhigende Entwicklungen. Besonders in den Städten steigen die Zahlen rasant.

In Chinas Städten leben etwa 116 Millionen Katzen und Hunde. Vor allem junge Paare entscheiden sich oft gegen Kinder und für Haustiere. Der demografische Wandel wird durch hohe Kosten für Kindererziehung verstärkt. Das chinesische Yuwa-Institut für Bevölkerungsforschung ermittelte in diesem Jahr, dass die Kosten, ein Kind aufzuziehen, in China weltweit mit am höchsten sind

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2030 könnten Chinas Städten mehr Haustiere als Kleinkinder leben

Dr. Hu Yusheng, ein Tierarzt für traditionelle chinesische Medizin, erklärt, dass der hohe Arbeitsdruck viele Menschen dazu bewegt, Haustiere zu halten. "Menschen brauchen emotionalen Trost", sagt er. Die Tierrechtsorganisation Peta Asia lobt die Sorge um Haustiere, kritisiert jedoch die Bedingungen bei manchen Züchtern.

Goldman Sachs prognostiziert, dass der Markt für Haustier-Futtermittel bis 2030 auf etwa acht Milliarden Euro anwachsen könnte. Die Analysten erwarten, dass in Chinas Städten bis dahin mehr Haustiere als Kinder unter vier Jahren leben könnten.

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"Die Kunden halten vor allem mehr und mehr Katzen", bemerkt die Unternehmerin Li Te, die maßgeschneiderte Kuchen für Haustiere verkauft. Besondere Anlässe wie Tier-Geburtstage und Hunde-Hochzeiten werden immer beliebter.

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Südkorea verzeichnet mehr Verkäufe von Hundewägen als Babywägen

Südkorea hat die weltweit niedrigste Geburtenrate. Im Jahr 2023 sank die Fertilitätsrate auf 0.72, deutlich unter den für eine stabile Bevölkerung erforderlichen 2.1. Aufgrund hoher Lebenshaltungskosten und schwieriger Arbeitsbedingungen entscheiden sich viele Menschen gegen eigene Kinder. Erstmals wurden mehr Hundewägen als Babywägen verkauft. Laut Daten der koreanischen E-Commerce-Plattform Gmarket überholten 2023 die Verkäufe von Hundewägen die von Babywägen.

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Die Situation verschärfte sich 2024 weiter. Arbeitsminister Kim Moon-soo äußerte die Befürchtung, "dass sich junge Leute nicht mehr verlieben". Präsident Yoon Suk Yeol bezeichnete das Phänomen als "demografischen Notstand". Hohe Kosten für Kindererziehung und ein konkurrenzbetonter Arbeitsmarkt, der vor allem Frauen benachteiligt, tragen dazu bei. Die ehemalige Gleichstellungsministerin Chung Hyun-back nannte die "patriarchalische Kultur" des Landes als ein zentrales Hindernis für steigende Geburtenraten.

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(nm)