Deal mit Taliban: Deutsche Firma übernimmt Luxushotel in Kabul mit dunkler Vergangenheit
Ein deutsches Unternehmen schließt mit den Taliban einen Vertrag über ein Luxushotel in Kabul ab. Der Komplex erlebte schon zwei schwere Anschläge.
Kabul – Bereits seit 2007 engagiert sich die Cinderella International Group (CI) nach eigenen Angaben in Afghanistan. Nun hat das deutsche Unternehmen einen Deal mit den Taliban abgeschlossen, der ihm die Leitung eines bekannten Hotels in Kabul sichert. Das berichtet die Nachrichtenagentur Agence France-Press (afp) unter Berufung auf Unternehmenschef Aaron Azim.
Demnach hat die im hessischen Trebur bei Darmstadt ansässige Firma mit Niederlassungen in Kabul und Istanbul seit Samstag (2. Februar) das Sagen in dem bei Geschäftsreisenden und ausländischen Gästen beliebten Haus, das fortan „Kabul Grand Hotel“ heißt. Laut Azim wurde nach einer Ausschreibung durch die Taliban ein Zehnjahresvertrag abgeschlossen.
Anschläge auf Luxushotel: Neun Tote bei Angriff auf Restaurant im Jahr 2014
Der Komplex im Zentrum der Hauptstadt hat eine dunkle Vergangenheit, die ebenfalls mit den aktuellen Herrschern in Afghanistan zusammenhängt. Die Taliban verübten mehrere tödliche Anschläge auf das Gebäude.
Im Jahr 2014 töteten vier Bewaffnete neun Menschen, ehe sie von Spezialkräften erschossen wurden. Unter den Opfern waren neben fünf Afghanen auch vier Ausländer. Ein afghanischer afp-Reporter kam ebenso ums Leben wie seine Frau und zwei seiner drei Kinder. Nur der jüngste Sohn überlebte schwer verletzt und musste notoperiert werden.

Die Angreifer hatten damals das Restaurant des Luxushotels betreten und sich zunächst unauffällig verhalten. Ihre Pistolen waren in ihren Socken versteckt. Erst nach drei Stunden eröffneten sie das Feuer. Die Taliban bekannten sich zu der Attacke. Sie habe sich gegen afghanische Behördenvertreter gerichtet, die das persische neue Jahr mit Alkohol begrüßt hätten.
Taliban lässt Luxushotel angreifen: Sechs Menschen sterben im Jahr 2008 bei Selbstmordanschlag
Im Jahr 2008 töteten Selbstmordattentäter sechs Menschen. Für den Anschlag wird Siradschuddin Hakkani verantwortlich gemacht – er ist heute Innenminister der Taliban-Regierung. Unter den Opfern waren ein US-Bürger und ein norwegischer Journalist.
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Letzterer berichtete über den Besuch das damaligen norwegischen Außenministers Jonas Gahr Store. Der heutige Ministerpräsident des skandinavischen Landes überlebte die Bluttat unverletzt, er soll sich zur Tatzeit im Keller des Hotels befunden haben. Die Taliban erklärten nach dem Angriff, ihnen sei bekannt gewesen, dass sich eine „hochranginge westliche Delegation“ vor Ort befand.
Deutsche Firma übernimmt Hotel in Kabul: Taliban loben „viel Erfahrung in der Hotellerie“
Vor der Übernahme von CI trug das Hotel den Namen „Kabul Serena Hotel“ und zählte zur Kette der Serena-Hotels, hinter der das Schweizer Unternehmen Aga Khan Fonds für Wirtschaftliche Entwicklung steht. Das Management teilte lediglich mit, dass das Hotel nach fast 20 Jahren zum 1. Februar 2025 in den Staatsbesitz übergehe.
CI-Chef Azim machte keine Angaben zu den Kosten für die Übernahme. Nachdem der Vertrag mit Serena Hotels ausgelaufen sei, sei der Deal abgeschlossen worden. Von den Taliban hieß es, das Hotel sei an ein internationales Unternehmen „mit viel Erfahrung in der Hotellerie“ übergeben worden.
Die Firma selbst informiert, unter anderem in den Bereichen Bauwesen, Ingenieurwesen, Eisenbahn, Immobilien, Hotelgewerbe, Hotelmanagement, Bergbau, Erdöl, Mineralverarbeitung zu Hause zu sein. Zum Portfolio zählt auch das Parkhotel Frankfurt-Rödermark. Für die Arbeit an Infrastruktur-Projekten in Afghanistan wurde CI schon mehrmals ausgezeichnet. (mg, mit afp)