Zumindest ein Becken für zehn Stunden: Bunte Liste kämpft um Schwimmkurse für Kinder und Senioren
Der Wellenberg hat geschlossen. Mit Ausnahme des Freibadbetriebes. Um künftig Schwimmkurse oder Training für Kinder und Senioren anbieten zu können, soll es nun vonseiten der Gemeinde Gespräche mit der Fachklinik in Oberammergau geben.
Im Diskutieren sind die Oberammergauer Gemeinderäte Weltmeister. In der Regel wollen dazu auch viele im Gremium ihren Teil beitragen. Vor allem beim Thema Schwimmen. Selbst, wenn es nur indirekt um den Wellenberg geht. Jedenfalls kann man den Ortspolitikern nicht vorwerfen, sich nicht ausreichend mit dem Antrag der Bunten Liste befasst zu haben. Die Fraktion versuchte, den Weg für Schwimmkurse in der Fachklinik am Kofel zu ebnen. Ein Anfang ist gemacht. Bürgermeister Andreas Rödl (CSU) und Familienreferentin Marina Kirchmayr sollen als Ansprechpartner mit der Einrichtung in Verhandlungen treten, um mit den Leitern Christian Loth und Ulrich Tonak die Modalitäten für ein solches Angebot zu klären (einstimmig).
Über den Grund für den Vorstoß der Bunten Liste musste niemand lange nachdenken. Er lag auf der Hand. Denn es ist davon auszugehen, dass es in absehbarer Zeit keine wetterunabhängige Möglichkeit zum Schwimmen auf dem Wellenberg-Areal geben wird. Die Gemeinde müsse dafür die Sorge tragen, dieses Manko zumindest im Sinne einer öffentlichen Daseinsvorsorge abzudecken, heißt es im Antrag. Gerade für Kinder und Senioren.
Ansprechpartner von der Verwaltung erwünscht
Aktuell finden die nächsten Schwimmkurse für den Nachwuchs in Schongau statt. Für viele Familien eine kaum zu meisternde Herausforderung – organisatorisch wie finanziell. Dabei warnt die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft jedes Jahr aufs Neue, dass immer weniger Kinder schwimmen können, was oft genug zu tragischen Unfällen führt, argumentiert die Fraktion in ihrem Schreiben.
Gespräche mit den beiden Geschäftsführern hatten vor der Sitzung bereits stattgefunden. „Sie waren sehr verhalten“, berichtete Kirchmayr. Wegen schlechter Erfahrungen mit Privatpersonen in der Vergangenheit. Doch erklärten sie sich bereit, der Gemeinde das Becken für zehn Stunden in der Woche zur Verfügung zu stellen. Ausschließlich aber für Kinderschwimmkurse, -training sowie Gruppenangebote für Senioren. Eine Bedingung seitens der Klinik: eine feste Ansprechperson in der Verwaltung. Diese soll anfänglich die Koordination zwischen den Kursleitern und dem Haus übernehmen.
Rödl schüttelte deutlich mit dem Kopf. Nicht etwa, weil er den Vorschlag der Fraktion per se ablehnt. Sondern, weil das Rathausteam Ausfälle kompensieren muss. „Ich gebe zu bedenken, dass wir das personell nicht schaffen“, betonte er. „Wir sind völlig ausgebrannt.“ Deshalb schlug er vor, mit dem Angebot erst 2025 zu starten. Für Barbara Cunradi-Rutz (Bunte Liste) kein Hinderungsgrund. „Ganz ehrlich, das sind zwei Excel-Tabellen.“ Florian Schwarzfischer (BIO) dagegen meinte, die Ausfälle schon zur Kenntnis nehmen zu müssen. „Und wenn es nur darum geht, dass da ein Offizieller der Gemeinde aufschlägt, wird das der Andi sicher machen.“
Es ist nicht Aufgabe der Verwaltung, private Kurse zu organisieren.
Deutliche Worte kamen von Thomas Huppmann. „Es ist nicht Aufgabe der Verwaltung, private Kurse zu organisieren“, betonte der Bauamtsmitarbeiter. „Dafür gibt’s zum Beispiel die Volkshochschule.“ Mit einem kommunalen Zuschuss würde die Gemeinde zudem in direkte Konkurrenz zu gewerblichen Schwimmschulen treten. Konkrete Zahlen, wie hoch die finanziellen Mittel ausfallen müssten, enthielt der Antrag nicht. Kirchmayr aber gab eine Schätzung ab. Sie rechnet mit 10 000 Euro im Jahr, anteilig für 2024 also noch 5000 Euro. Eine Höhe, über die das Gremium keinen Beschluss fassen muss. Sie fällt in den Bereich, in dem Rödl die Gelder selbst freigeben darf.
Es ging hin und her. Viele Meinungen waren zu hören. Kirchmayr indes kämpfte wie eine Löwin für die Schwimmkurse. Sie stellte sich als Ansprechpartner zur Verfügung, wenn sich die Klinikleitung damit einverstanden zeigt. Rödl erklärte sich bereit, zusammen mit der Familienreferentin das Gespräch mit Tonak und Loth zu suchen und die Bedingungen festzuzurren. Erst danach kann eine Entscheidung fallen. Der Bürgermeister zeigte sich optimistisch: „Ich denke, wir werden einen guten Weg finden.“ Einen, der „vielleicht dauerhaft bleiben kann, solange man ihn braucht“. Im Klartext: Bis es eine Lösung auf dem Wellenberg-Areal gibt.