"Ritual" mit Samenflüssigkeit - Sex-Guru aus Ghana vergewaltigte Frauen in Hamburg: Anwältin nach Aussage entsetzt
Wie ein Priester sieht Ernest H. an diesem Tag weiß Gott nicht aus. Der Angeklagte trägt ein rotes Sweatshirt, eine schwarze Jeans und Turnschuhe, als er direkt aus dem Untersuchungsgefängnis in den Gerichtssaal geführt wird.
Die Haftanstalt ist sein Zuhause, seit der 52-Jährige aus Großbritannien ausgeliefert wurde, wohin er geflohen war, nachdem im Dezember 2021 Anklage gegen ihn erhoben wurde.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem gebürtigen Ghanaer mit deutscher Staatsangehörigkeit vor, sich zwischen 2017 und 2020 mindestens 16 Mal an mehreren Frauen vergangen zu haben. Dazu habe Ernest H. seine Position als Anführer der christlich-afrikanischen Sekte „International Shekinah Glory“ in Hammerbrook ausgenutzt.
"Ritual" mit Samenflüssigkeit
So soll der selbsternannte Guru einer Frau versprochen haben, er könne mit einem Ritual dafür sorgen, dass sie einen vermögenden Mann für sich fände. Dieses „Ritual” habe den Empfang seiner Samenflüssigkeit bedeutet, über die H. die spirituelle Verbindung angeblich herstellen wollte. Als die Frau sich weigerte, habe er sie anal vergewaltigt.
Einer anderen Frau soll Ernest H. gedroht haben, ihre Familie mit einem Fluch zu belegen, wenn sie nicht mit ihm schlafe. Wieder eine andere soll er damit erpresst haben, dass er ihren Partner dazu bringen würde, sich von ihr zu trennen, wenn sie sich nicht vor ihm entblöße.
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Mehrere Frauen soll er durch Drohungen zum Sex gezwungen haben und dabei verletzt haben. Einer Frau hat er laut Staatsanwaltschaft einen wuchtigen Schlag in den Bauch versetzt, weil sie nicht am Chor teilnehmen wollte.
Anwalt des Angeklagten behauptet: „Ernest H. ist unschuldig“
Vor Gericht schweigt Ernest H. und lässt seinen Verteidiger sprechen. Der erklärt hinterher auf dem Flur des Gerichtsgebäudes, H. sei unschuldig. Keine der Frauen habe von sich aus Anzeige erstattet.
Sie seien von einem Mann aus der Gemeinde, der dafür extra eine WhatsApp-Gruppe gegründet habe, dazu gebracht worden. Erst dann seien die Anzeigen erfolgt.
Sex-Guru in England gefasst: "Endlich"
Die Anwältin der weiblichen Opfer, die als Nebenklägerinnen in dem Prozess auftreten, zeigte sich entsetzt von dieser Aussage. „Es ist oft so, dass vergewaltigte Frauen aus Scham keine Anzeige erstatten und sich erst trauen, wenn sie hören, dass es weitere Fälle gibt”, so Claudia Krüger.
Ihre Mandantinnen seien zum Teil in Tränen der Erleichterung ausgebrochen, als ihr mutmaßlicher Peiniger in England gefasst wurde. „Endlich“, sei eine der typischen Reaktionen gewesen.
„Wenn er sich nach Ghana absetzt, ist er weg”
Krüger vermutet sogar, dass es noch eine hohe Dunkelziffer an weiteren Opfern gibt. „Ich weiß allein noch von vier weiteren Opfern, die nicht in der Anklage erfasst sind.”
Besonders empört ist die Juristin über den Antrag von Ernest H. zur Entlassung aus der U-Haft. „Er ist ja schon einmal geflohen. Wenn er sich nach Ghana absetzt, ist er weg. Mit Ghana gibt es kein Auslieferungsabkommen.”
Der Prozess wird in einer Woche fortgesetzt. Dann sollen auch die ersten Zeuginnen zu Wort kommen.
Von Nina Gessner
Das Original zu diesem Beitrag "Sex-Guru im Kapuzenpulli vor Gericht – über eine Aussage ist die Anwältin entsetzt" stammt von Hamburger Morgenpost.