„Bitte den Almbauern nichts überstülpen“: Geplante Aufnahme zum Unesco-Weltkulturerbe wird kritisch gesehen
Der Landkreis Traunstein strebt an, die Almwirtschaft als immaterielles Kulturerbe der Unesco anerkennen zu lassen. Doch die Bewerbung stößt auf Kritik, besonders bei den Almbauern selbst. Eine Entscheidung steht noch aus.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Der Landkreis Traunstein möchte, dass die Almwirtschaft in den Alpenlandkreisen als immaterielles Kulturerbe der Unesco aufgenommen wird. Für die Bewerbung sucht der dortige Landrat Siegfried Walch nun Unterstützung bei seinen Kollegen. In der jüngsten Sitzung des Kreisausschusses wurde das Thema allerdings kritisch gesehen.
Traunsteiner Landrat erhofft sich Imagesteigerung: Almwirtschaft soll Weltkulturerbe werden
Es gebe die verschiedensten Traditionen, Feste und Techniken, die sich aus „der einmaligen Art der Bewirtschaftung von Almen entwickelt haben“, heißt es in Walchs Schreiben an seinen Tölzer Kollegen Josef Niedermaier. Allein der Almabtrieb sei ein jahrhundertealter Brauch. Der „Verband der Forstberechtigten im Chiemgau“, dessen Vorsitzender Walch ist, setzt sich daher dafür ein, dass die Almwirtschaft in den Alpenlandkreisen offiziell als immaterielles Unesco-Weltkulturerbe anerkannt wird. Dabei gehe es nicht um materielles Eigentum, „sondern um Wissen, Traditionen, Bräuche und Handwerkskünste, die von Generation zu Generation weitergegeben und neu gestaltet werden“, heißt es in dem Brief. Der Titel schütze die Almen „als wertvollen Teil unserer Kulturlandschaft. Neben der weiteren Imagestärkung könnte die Anerkennung zum Beispiel auch einmal für die Güterabwägung bei der Entnahme von Wölfen eine höhere Wertigkeit der almwirtschaftlichen Belange bedeuten.“
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„Almbauern sehen die Bewerbung äußerst kritisch“
Hört sich alles ganz gut an. „Im Prinzip spricht nichts dagegen“, sagte Werner Weindl (CSU). „Aber hat man da unsere Almbauern auch miteinbezogen?“, fragte er. Es sei wichtig, erst einmal mit ihnen oder auch mit dem Almwirtschaftlichen Verein Oberbayern (AVO) zu reden, betonte Weindl, damit nichts über deren Köpfe hinweg beschlossen werde. Tatsächlich hatte Susanne Merk (FW) bereits einmal bei Georg Mair, dem früheren langjährigen AVO-Vorsitzenden, nachgefragt. „Er hat gesagt, die Almbauern sehen die Bewerbung äußerst kritisch.“ Im AVO sei das bereits Thema gewesen und abgelehnt worden, so Merk. „Bitte den Almbauern nichts überstülpen, was sie nicht wollen“, lautete ihr Appell.
Die Entscheidung wurde vertagt, bis eine offizielle Stellungnahme des AVO eingeholt ist. (va)