Auf Sisis Spuren auf den Gipfel

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Das neue Buch der Tölzerin Sandra Freudenberg beschäftigt sich mit Kaiserin Elisabeth und ihrer Wanderleidenschaft. Das Werk erschien vor Kurzem im Verlag Frederking & Thaler. © Christian Scholle

Die Tölzer Autorin Sandra Freudenberg nähert sich in ihrem neuen Buch Kaiserin Elisabeth als großer Bergsteigerin.

Bad Tölz – Kaiserin Elisabeth von Österreich, genannt Sisi, war in den vergangenen Jahren omnipräsent. Gleich zwei Serien auf RTL und Netflix drehten sich um das Leben der Monarchin, Schriftstellerin Karen Duve widmete ihr einen Roman – und die alten Sissi-Filme mit Romy Schneider sind sowieso im allgemeinen kulturellen Gedächtnis fest verankert. Von einer ganz anderen Seite nähert sich nun die Tölzer Autorin Sandra Freudenberg der Kaiserin. Ihr neues Buch „Sisi – Es lebe die Freiheit“ widmet sich Elisabeth als einer der „größten Bergsteigerinnen des 19. Jahrhunderts“, wie es im Text heißt.

Sisi war eine „fleißige Bergsteigerin“

Sandra Freudenberg, die in Bad Tölz und am Taubenberg im Landkreis Miesbach lebt, hat sich bereits als Autorin mehrerer Bergbücher einen Namen gemacht und ist außerdem als Gründerin des „Alpen Film Festivals“ bekannt. Der Weg zu Sisi führte sie über die Arbeit an ihrem vorigen Werk, in dem sie die Lieblingsplätze Ludwigs II. in den Bergen beschrieb. Von dort war es dann nur ein Schritt weiter zu Elisabeth. Der Kaiserin fühlte sich Sandra Freudenberg zuerst einmal als Sportlerin verbunden. „Sie ist im Damensattel geritten, und das mache ich auch“, sagt die 53-Jährige. Im Zuge ihrer Recherchen entdeckte die Tölzerin dann auch noch die herausragende Bergsteigerpersönlichkeit in Sisi. Der Vergleich mit anderen bedeutenden Alpinistinnen ihrer Zeit zeige, dass Elisabeth vielleicht nicht die alleranspruchsvollsten Touren bewältigt habe, aber von der Menge her eine außergewöhnlich „fleißige“ Bergsteigerin gewesen sei.

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Die Kaiserin meditierte in der freien Natur

Frauen, so stellt es Freudenberg, in ihrem Text heraus, wandern anders. „In einer Zeit, in der Berge wie der Großglockner von Männern bezwungen wurden, die davon sprachen, ,ein Biest zu erlegen‘, meditierte Elisabeth in Gottes freier Natur, erfreute sich an der Spiritualität in einsamer Höhe und den dort hausenden Berggeistern“, schreibt Freudenberg. Für ihr Buch begab sich die Autorin im Verlauf ihrer dreijährigen Arbeit auf Elisabeths Spuren und auf die nachweislich von ihr beschrittenen Wanderwege. Das beginnt damit, dass sie den frühen und glücklichen Jahren der jungen Sisi an der Isar und am Starnberger See nachspürt.

Die Touren waren auch Fluchten vom Wiener Hof

Weiter erkundete Freudenberg historische Stätten in Bad Ischl, wo sich der österreichische Kaiser Franz Joseph I. auf einem Ball zu seinem 23. Geburtstag in seine Cousine, Herzogin Elisabeth in Bayern, verliebte. Später entfloh die Kaiserin den Zwängen des Wiener Hofs in die Bergwelt um Heiligenblut am Großglockner, wanderte im Salzkammergut, suchte auch Zufluchtsorte in Südtirol, genoss die Sommerfrische am Tegernsee und fand einen „letzten Sehnsuchtsort“ am Genfer See.

Die Reisen hätten ihr viele „erhellende Momente“ gebracht, sagt Sandra Freudenberg. In der Wiener Hofburg etwa habe sie gut nachvollziehen können, wie eingeengt sich die Kaiserin, die sie als „anti-monarchisch und pazifistisch“ bezeichnet, gefühlt habe. Auch habe sie Blicke hinter manche sonst verschlossene Tür werfen können, etwa in eine Reithalle bei Wien. „Dort hatte man das Gefühl, Elisabeth sei eben erst vom Pferd gestiegen.“

Umfangreiche Arbeit in den Archiven

Wenn sie Sisis Wege durch die Bergwelt beschritt, sei sie gelegentlich aus der Puste gekommen, räumt die Tölzerin ein. Ihre Ausdauer sei aber nicht nur als Wanderin gefordert gewesen. Einer „Achttausenderbesteigung“ habe vor allem die umfangreiche Archiv- und Forschungsarbeit geglichen, wobei sich die Berge in Form von Bücherstapeln auf ihrem Schreibtisch vor ihr aufgetürmt hätten. Sandra Freudenberg stützte sich in erster Linie auf „Das poetische Tagebuch“ der Kaiserin selbst, die Tagebücher ihrer Tochter Valerie, ihrer Nichte Amelie und ihrer Hofdamen sowie die Biografie von Elisabeths Mutter Ludovika von Christian Sepp.

Mit Klischees und Fehlinformationen aufgeräumt

Dabei war es der Autorin ein Anliegen, einige Klischees und Falschinformationen über die Kaiserin aus der Welt zu schaffen. „Sie war keineswegs ein Bauernmädchen mit schlechter Bildung, und auch mit Legenden wie ihrem angeblichen Schönheitswahn oder ihrer Magersucht konnte ich aufräumen“, so die Tölzerin. Die neuen TV-Serien über Sisi schaute sich die Tölzerin in dieser Zeit bewusst nicht an, um sich den Blick nicht verstellen zu lassen. „Das habe ich mir erst jetzt erlaubt.“

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In ihrem Buch verbindet Freudenberg nun lebhaft und unterhaltsam erzählte biografische Informationen mit der Beschreibung der Landschaften, in denen Sisi sich bewegte. Jedes Kapitel endet mit Wandertipps, wobei für jeden etwas dabei ist – vom sanften Spaziergang in Possenhofen bis zur Besteigung des Rochers de Naye mit Ausblick auf den Genfer See. „Und wer selbst nicht wandern kann, der wandert mit den Augen mit“, sagt sie. Das ermöglichen die großformatigen Fotografien von Andy Dauer in dem liebevoll ausgestatten Bildband.

Das Buch „Sisi – Es lebe die Freiheit – Lieblingswege einer unbeugsamen Kaiserin“ von Sandra Freudenberg und Andy Dauer ist im Verlag Frederking & Thaler erschienen; 208 Seiten, 34,99 Euro.

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