Krieg im Nahen Osten - Hamas-Bosse erreichten Tunnel per Aufzug - aus ihren Wohnungen und Büros
Israels Armee: Suchhund-Kamera zeichnete Stimmen von Geiseln auf
13.05 Uhr: Beim Einsatz eines Suchhundes der israelischen Armee im Gazastreifen sind Hilferufe von drei Geiseln aufgezeichnet worden, die fünf Tage später versehentlich von Soldaten erschossen wurden. Der Hund sei während eines Gefechts mit einer Körperkamera in ein Gebäude geschickt worden, sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari laut einer in der Nacht zum Donnerstag veröffentlichen Mitschrift.
„Die Terroristen haben auf den Hund geschossen, und von dem Punkt an hörten wir die Stimmen der Geiseln“, sagte Hagari. Die Kamera am Körper des Hundes, der bei dem Einsatz getötet wurde, sei erst am Dienstag gefunden und ausgewertet worden.
Das Gebäude sei etwa einen Kilometer entfernt von dem Ort, wo die Geiseln später erschossen worden seien. Nach Auswertung der Kameraaufnahmen gehe man davon aus, dass die Männer, die die Geiseln festgehalten hätten, bei dem Vorfall getötet worden seien. Daraufhin hätten die Geiseln offenbar aus dem Gebäude fliehen können.
Israelische Soldaten hatten die drei israelischen Geiseln am Freitag in Schedschaija im Norden des abgeriegelten Küstenstreifens versehentlich erschossen. Sie hatten keine Hemden an, einer hielt einen Stock mit einem weißen Stück Stoff in der Hand. Die Armee erklärte später, die Soldaten hätten gegen die Einsatzregeln gehandelt, als sie dennoch das Feuer eröffneten.
Während eines Massakers im israelischen Grenzgebiet am 7. Oktober hatten Terroristen der islamistischen Terrororganisation Hamas und anderer Gruppierungen rund 240 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. Während einer Feuerpause wurden 105 Geiseln freigelassen, im Gegenzug für 240 palästinensische Häftlinge. Israel vermutet, dass noch mehr als 100 Geiseln in dem Küstenstreifen festgehalten werden.
Tunnel verbinden Wohnungen und Büros der Hamas
06.25 Uhr: Das israelische Militär hat neue Erkenntnisse zum weitreichenden Tunnelsystem der Hamas im nördlichen Gazastreifen veröffentlicht. Eine entscheidende Rolle spiele der Palästina-Platz im Zentrum der Stadt Gaza, teilte die Armee am Mittwoch mit. Von dort sollen „Büros und Wohnungen der politischen sowie militärischen Hamas-Führung“ unterirdisch erreichbar gewesen sein. Die Angaben waren zunächst nicht unabhängig zu überprüfen. Am Sonntag hatte die Armee bereits die Freilegung eines Tunnelnetzes im Norden bekannt gegeben.
Nach der Übernahme eines Gebiets in der Stadt Gaza seien weitere Details der „strategischen Tunnelroute“ aufgedeckt worden, hieß es am Mittwoch. Neben Treppen ermöglichten demnach auch Aufzüge den Abstieg in das unterirdische System. In einigen Fällen seien Lebensmittel, Wasser- und elektrische Infrastrukturen gefunden worden. „Auf diese Weise konnten Hamas-Terroristen sowohl fliehen als auch für längere Zeit in ihren Verstecken bleiben“, hieß es.
Das Tunnelnetz soll den Angaben nach von den hochrangigen Funktionären der Organisation, Ismail Hanija, Jihia Sinwar, Mohammed Deif und anderen, genutzt worden sein, „um die operativen Aktivitäten der Hamas zu steuern“. Auch diese Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.
UNO: Israel ordnet weitere Evakuierungen in Chan Junis an
Donnerstag, 21. Dezember, 03.02 Uhr: Israel hat nach Angaben der Vereinten Nationen weitere großflächige Evakuierungen der Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens angeordnet. Das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (Ocha) erklärte, Israel habe am Mittwoch Karten veröffentlicht, in denen rund 20 Prozent des Stadtgebiets neu als zu räumendes Gebiet ausgezeichnet würden.
In dem Gebiet lebten nach Angaben der UNO vor Beginn der Kämpfe zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas mehr als 110.000 Menschen. Außerdem befinden sich in dem Gebiet demnach 32 Notunterkünfte, in denen mehr als 140.00 Binnenflüchtlinge lebten, die meisten von ihnen aus dem Norden des Gazastreifens.
Die israelischen Streitkräfte erklärten derweil, am Mittwoch seien mit Bodentruppen, aus der Luft und vom Meer aus Angriffe gegen „dutzende Terroristen und Terroristen-Infrastruktur“ in Chan Junis ausgeführt worden.
Netanjahu: Kein Waffenstillstand im Gazastreifen vor „Eliminierung“ der Hamas
17.57 Uhr: Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat einen Waffenstillstand für den Gazastreifen vor der „Eliminierung“ der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas ausgeschlossen. „Wir werden nicht aufhören zu kämpfen, bis wir alle Ziele erreicht haben, die wir uns gesetzt haben“, erklärte Netanjahu am Mittwoch. Dies seien „die Eliminierung der Hamas, die Freilassung unserer Geiseln und das Ende der Bedrohung durch den Gazastreifen“.
Netanjahu erklärte, israelische Streitkräfte würden Hamas-Angehörige „überall“ im Gazastreifen angreifen. „Jeder, der glaubt, wir würden aufhören, hat keinen Bezug zur Realität“, fügte Netanjahu hinzu. „Wir greifen die Hamas mit Feuer an - ein Inferno“, fuhr er fort. „Wir greifen auch ihre Komplizen nah und fern an.“
Die Äußerungen des israelischen Regierungschefs erfolgten, nachdem Hamas-Chef Ismail Hanija am Mittwoch nach Ägypten gereist war, um Gespräche über eine neue mögliche Feuerpause zu führen. Ägypten gilt als ein wichtiger Vermittler zwischen Israel und den Palästinensern.
Deutscher Staatsbürger bei Kämpfen im Gazastreifen getötet
17.10 Uhr: Ein israelischer Soldat, der auch die deutsche Staatsbürgerschaft hat, ist bei Kämpfen im Gazastreifen getötet worden. „Wir wurden von den israelischen Streitkräften (IDF) informiert, dass leider ein deutscher Staatsangehöriger unter den Opfern der Kämpfe in Gaza ist“, hieß es am Mittwoch aus dem Auswärtigen Amt. Die Botschaft in Tel Aviv stehe mit den Angehörigen in Kontakt. Zuvor hatte die Bild-Zeitung berichtet.
Israelischen Medienberichten zufolge war der 20-Jährige am vergangenen Donnerstag bei Kämpfen im Süden des Gazastreifens schwer am Kopf verletzt worden. Er starb den Angaben nach wenige Tage später in einem israelischen Krankenhaus.
Auslöser des Gaza-Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel verübt hatten. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und begann Ende Oktober mit einer Bodenoffensive. Seit Kriegsbeginn kamen nach Armeeangaben bislang 466 israelische Soldaten ums Leben, 133 davon bei Kämpfen im Gazastreifen.
Israel und Hamas arbeiten an einer neuen Feuerpause im Gazakrieg
15.49 Uhr: Im Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas zeichnet sich auf beiden Seiten eine grundsätzliche Bereitschaft zu einer erneuten Feuerpause ab. Hamas-Chef Ismail Hanija traf am Mittwoch zu Gesprächen in Ägypten ein, das als ein wichtiger Vermittler zwischen Israel und den Palästinensern gilt. Zuvor hatte Israels Staatschef Isaac Herzog erklärt, sein Land sei „bereit zu einer neuen humanitären Pause und zusätzlicher humanitärer Hilfe, um eine Freilassung der Geiseln zu ermöglichen“.
Wie die Nachrichtenagentur AFP aus Hamas-Kreisen erfuhr, wollte der in Katar lebende Hanija mit dem ägyptischen Geheimdienstchef Abbas Kamel „über die Beendigung der Aggression und des Krieges, die Vorbereitung eines Abkommens über die Freilassung von Gefangenen und das Ende der Belagerung des Gazastreifens“ sprechen.
Weiter hieß es, Hanija wolle „mehrere Vorschläge“ unterbreiten, darunter eine „vorläufige einwöchige Waffenruhe“ im Austausch gegen die Freilassung von 40 israelischen Geiseln, darunter Frauen, Kinder und Männer, die nicht der Armee angehören.
Vor seiner Abreise war Hanija in Doha mit dem iranischen Außenminister Hossein Amir Abdollahian zusammengekommen, wie auf von Teheran verbreiteten Bildern zu sehen war. Details über das Treffen gab es zunächst nicht. Aus dem Umfeld der mit der Hamas verbündeten militanten Palästinensergruppe Islamischer Dschihad verlautete, dass auch deren Chef Siad al-Nachala zu Beginn der kommenden Woche nach Ägypten reisen werde.
Israel: Versuchte Autoattacke bei Hebron - Angreifer erschossen
Mittwoch, 20. Dezember, 13.19 Uhr: Israelische Soldaten haben dem palästinensischen Gesundheitsministerium zufolge einen 27 Jahre alten Mann in der Nähe von Hebron im Westjordanland getötet. Die israelische Armee teilte am Mittwoch mit, der Fahrer eines Autos sei nach einem Rammangriff an einer Kreuzung „neutralisiert“ worden. Wen oder was der mutmaßliche Angreifer mit seinem Auto rammen wollte, teilte die Armee nicht mit. Israelische Medien meldeten, der Mann habe versucht, israelische Soldaten anzufahren. Verletzt wurde bei dem Vorfall nach Angaben der Armee niemand.
Die Lage im Westjordanland hat sich seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober verschärft. 290 Palästinenser wurden seither nach Angaben des Gesundheitsministeriums getötet. Seit Jahresbeginn kamen dem Ministerium zufolge insgesamt 486 Palästinenser bei israelischen Militäreinsätzen im Westjordanland, bei Konfrontationen oder eigenen Anschlägen ums Leben.
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