Vorsicht bei Medikamenten! - Schlafmangel schadet der Gesundheit: Arzt gibt Tipps, was dagegen helfen kann

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Cat Schlafstörungen: Ursachen, Auswirkungen und Therapien

Schlafstörungen plagen Millionen Menschen und die Ursachen sind vielfältig. Neurologe und Psychiater Mimoun Azizi erklärt die vielfältigen Auslöser und Formen von Schlafstörungen und sagt, was Betroffenen helfen kann.

Die Schlafphysiologie unterteilt den Schlaf in verschiedene Stadien. Unmittelbar nach dem Einschlafen gelangt man in das Stadium N1, welches als oberflächlicher Schlaf bezeichnet wird. Das Stadium N2 markiert die eigentliche Einschlafzeit. Darauf folgt die tiefe Schlafphase N3. Nach etwa 90 Minuten beginnen schnelle Augenbewegungen, die den Beginn der ersten REM-Phase signalisieren. In dieser Phase sind Herz- und Atemfrequenz erhöht.

Die Stadien N1 und N2 werden als Non-REM-Schlaf klassifiziert und treten zusammen mit der REM-Phase etwa 4 bis 5 Mal pro Nacht zyklisch auf. Die Tiefschlafphase tritt dabei häufiger im ersten Drittel der Nacht auf. Das Schlafmuster verändert sich im Laufe des Lebens. Mit zunehmendem Alter verringert sich der Anteil des REM-Schlafs - von 50 Prozent bei Kleinkindern auf etwa 20 Prozent im Alter. Entsprechend nimmt auch der Tiefschlaf ab, was oft dazu führt, dass ältere Menschen ihren Schlaf als weniger erholsam und eher oberflächlich empfinden.

Der Schlaf spielt eine entscheidende Rolle für die Erholung des Körpers, aber auch für neuronale Prozesse und metabolische Regeneration. Während des Schlafs werden die Ereignisse des Tages sortiert und verarbeitet, um den Körper zu entlasten und Gedächtnisinhalte neu zu ordnen. Daher ist ausreichender und qualitativ guter Schlaf für den Menschen unverzichtbar.

Über Mimoun Azizi

Dr. Med. Mimoun Azizi
AKH Celle Dr. Med. Mimoun Azizi

Der Facharzt für Neurologie Dr. med. Mimoun Azizi, M.A., ist seit 2021 Chefarzt der Geriatrie/Neurogeriatrie am Allgemeinen Krankenhaus Celle. Darüber hinaus ist er Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und besitzt u.a. Zusatzqualifikationen in der Notfallmedizin, Geriatrie und Palliativmedizin. Der Autor verschiedener Fachbücher und -artikel besitzt zudem einen Magister der Politikwissenschaften und Soziologie sowie einen Master der Philosophie.

 

Was sind die häufigsten Ursachen für Schlafstörungen?

Schlafstörungen manifestieren sich oft als Probleme beim Einschlafen, Durchschlafen oder in beidem. Sie sind häufig mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen und Psychosen verbunden, wobei die Schlafstörung und die psychische Erkrankung sich gegenseitig bedingen oder beeinflussen können. Neben psychischen Erkrankungen können auch andere gesundheitliche Zustände Schlafstörungen verursachen. Dazu gehören das Restless-Legs-Syndrom, das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom, Schilddrüsenfunktionsstörungen und andere hormonelle Störungen. Auch der Konsum von Tabletten und anderen Drogen wie Alkohol, Nikotin und Koffein kann Schlafprobleme hervorrufen.

Die Ursachen von Schlafstörungen können in organische und nichtorganische unterteilt werden. Organische Schlafstörungen können durch bereits genannte Zustände wie Narkolepsie, Restless-Legs-Syndrom, obstruktive Schlafapnoe-Syndrom, Schilddrüsenfunktionsstörung und andere hormonelle Störungen verursacht werden.

Nichtorganische Schlafstörungen umfassen die nichtorganische Insomnie, die nichtorganische Hypersomnie, die nichtorganische Störung des Tag-Nachtrhythmus und die Parasomnien.

Die Insomnie ist gekennzeichnet durch Ein- und/oder Durchschlafstörungen oder einen nicht erholsamen Nachtschlaf. Etwa 10-20 Prozent der Bevölkerung leiden an Insomnie.

Bei der nichtorganischen Hypersomnie klagen Betroffene über ausgeprägte Tagesschläfrigkeit. Die Störung des Tag-Nachtrhythmus führt zu Schläfrigkeit tagsüber und Wachheit in der Nacht, was häufig bei Schichtarbeitern auftritt.

Parasomnien sind Schlafstörungen, die durch nächtliche Ereignisse verursacht werden oder bei denen nächtliche Ereignisse wie Albträume Schlafwandeln oder das Hochschrecken aus dem Schlaf passieren.

Angesichts des enormen Leidensdrucks bei den Betroffenen sollten sowohl somatische als auch psychische Ursachen bei Schlafstörungen abgeklärt werden.

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Wie wirkt sich Schlafmangel auf die körperliche und geistige Gesundheit aus?

Schlafmangel und Schlafstörungen sind weit verbreitete Probleme, die sowohl die körperliche als auch die geistige Gesundheit erheblich beeinträchtigen können. Personen, die unter Schlafmangel leiden, klagen häufig über Symptome wie Tagesmüdigkeit, Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen. Dies kann nicht nur das alltägliche Leben und das Wohlbefinden beeinträchtigen, sondern auch gefährliche Situationen im Straßenverkehr oder am Arbeitsplatz verursachen, insbesondere wenn hohe Konzentration erforderlich ist oder mit gefährlichen Maschinen gearbeitet wird.

Zudem können Schlafstörungen somatische Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen verursachen oder verstärken. Sie können auch zu emotionalen und psychischen Belastungen führen, darunter Anspannung, Ärger und Wut. Die Lebensqualität kann dadurch stark beeinträchtigt werden.

Schlafmangel kann darüber hinaus negative Auswirkungen auf unsere Denkmuster und Gewohnheiten haben. Es kann zu negativen Gedanken über die Schlafstörung selbst und deren Konsequenzen führen, was wiederum zu gestörten Schlafgewohnheiten beitragen kann. Dazu gehören Mittagsschlaf, lange Bettzeiten und ein unregelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus.

Schlafmangel hat also weitreichende Auswirkungen auf unsere körperliche und geistige Gesundheit. Es ist daher von größter Bedeutung, auf eine ausreichende Schlafdauer und -qualität zu achten, um diese negativen Auswirkungen zu vermeiden.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für Menschen mit Schlafstörungen?

Die Behandlung von Schlafstörungen beginnt in der Regel mit der Ermittlung der Ursache, obwohl es auch Fälle gibt, bei denen die Ursache unklar bleibt. Die Therapieformen sind vielfältig und reichen von Psychoedukation, bei der die Betroffenen über ihre Erkrankung, deren Ursachen und mögliche Behandlungsansätze aufgeklärt werden, bis hin zu Verhaltenstherapie, die Techniken wie Gedankenstopp, kognitive Umstrukturierung, paradoxe Intention und Achtsamkeitsübungen sowie Entspannungstechniken umfasst. Eine weitere wirksame Methode ist die Schlafrestriktion.

Zusätzlich zu diesen nicht-medikamentösen Therapien stehen auch medikamentöse Behandlungen zur Verfügung. Häufig eingesetzte Medikamente sind Benzodiazepine und deren Derivate. Diese haben jedoch ein Abhängigkeitspotential und sollten daher mit Vorsicht eingesetzt werden, insbesondere bei Patienten mit Suchterkrankungen. Eine niedrige Dosierung und eine kurze Behandlungsdauer sind empfehlenswert, ebenso wie eine Kombination mit nicht-medikamentösen Therapieformen. Ein abruptes Absetzen dieser Medikamente sollte vermieden werden.

Antidepressiva, die eine sedierende Wirkung haben, können ebenfalls hilfreich sein und verursachen im Gegensatz zu Benzodiazepinen keine Abhängigkeit. Allerdings sollten regelmäßige kardiologische Untersuchungen durchgeführt werden, um mögliche QT-Verlängerungen zu überwachen. QT-Veränderungen im EKG können beispielsweise in Herzrhythmusstörungen münden.

Weitere Optionen sind Antihistaminika und Melatonin-Rezeptor-Agonisten. Phytotherapeutika wie Baldrian, Johanneskraut und Melisse sind hingegen wissenschaftlich wenig oder gar nicht evaluiert und es liegt keine ausreichende Evidenz für ihre Wirksamkeit vor.

Dieser Artikel ersetzt keinen Arztbesuch. Bitte klären Sie Ihre Beschwerden mit einem Mediziner ab, bevor Sie zu Medikamenten greifen.