„Lasst Natur zu“
Mitglieder und Helfer des Bund Naturschutz (BN) haben am Wochenende das Klosterbergerl unweit des Malteserstifts in Percha gepflegt. Es war für sie bereits die vierte Biotopfläche in Starnberg in diesem Jahr. BN-Vorsitzende Irmgard Franken nutzt den Einsatz für einen Appell an Garten- und Grundstücksbesitzer.
Percha - Dieser Sommer hat in der Natur einiges bewirkt, was nicht jedes Jahr passiert. Die regelmäßigen Niederschläge hätten zu einem außergewöhnlichen Wachstum geführt, erklärt Irmgard Franken, die Vorsitzende der Starnberger Ortsgruppe des Bund Naturschutz (BN). „Wir haben auf allen Flächen heuer unglaublich viel Grüngut“, sagt sie im Gespräch mit dem Starnberger Merkur, nachdem sie am vergangenen Wochenende zusammen mit weiteren ehrenamtlichen Helfern zum Arbeitseinsatz am Klosterbergerl in Percha war. „Wir hatten auf allen Flächen fast das Doppelte an Volumen als im vergangenen Jahr, als es so trocken war und die Pflanzen zum Teil schon am Stiehl getrocknet waren.“ Darüber hinaus habe der viele Regen auch dazu geführt, dass zum Beispiel Orchideen heuer „so toll geblüht haben, wie es nicht jedes Jahr der Fall ist“, erklärt Franken.
Das Klosterbergerl war nach der Berg- und Talbahn/Wilder Kaiser und dem Schleifgraben in Söcking sowie dem Bereich Kleiner Buchet/Arena/Wagnerhügel in Landstetten die vierte Biotopfläche, auf denen die BN-Helfer heuer aktiv waren. Zwei Nasswiesen kommen vermutlich erst im Oktober an die Reihe, weil es dort noch sehr spät blühende Pflanzen gibt, wie Irmgard Franken berichtet. Es geht immer darum, das Grüngut zu entfernen und an den Straßenrand zu bringen, nachdem die Bauern als Eigentümer die Flächen gemäht haben. Für den Einsatz von schwerem Gerät sind die Biotope zu wertvoll und oft auch vom Gelände her zu steil. Also ist Muskelkraft gefragt – so wie es auch am Samstag in Percha der Fall war. Die Helfer trugen, schoben und zogen die Mahd nach dem Zusammenrechen zum Teil auf Planen zur Harkirchner Straße und zur Seichastraße, wo sie Mitarbeiter des städtischen Betriebshofs abholen konnten.
Das starke Wachstum macht die Arbeit der Naturschützer umso wichtiger. „Wir wollen den Pflanzen auf Dauer Licht und Luft geben“, erklärt Franken den Hintergrund der Pflegemaßnahmen. „Ansonsten würden die Flächen verfilzen und verbuschen.“ Dabei gehe es weniger um das Höhenwachstum als vielmehr darum, dass dicke Blätter zarten Pflanzen wie der Kartäusernelke oder dem Pyrenäen-Storchschnabel den Lebensraum nehmen. „Zarte Pflanzen brauchen Luft“, sagt Franken.
Um die vielen wertvollen Pflanzen noch besser zu schützen, spricht sich Irmgard Franken nicht zum ersten Mal für einen breiten Biotopverbund aus. Die Biotope selbst seien Inseln des Artenschutzes, sagt sie. Und solange sich der Bund Naturschutz um sie kümmere, gehe es ihnen auch gut. Aber auch Gärten, Grünanlagen und andere Flächen in privatem und öffentlichem Besitz spielten eine wichtige Rolle. „Es stellt sich immer die Frage, wie Arten von A nach B kommen“, sagt Franken und nennt als Beispiel das Leutstettener Moos. „Wie sind dort die Übergänge?“ Die BN-Vorsitzende appelliert deshalb an allen Besitzer: „Lasst Natur zu. Verbaut so wenig Beton, wie es geht. Stellt Tiertränken auf. Pflanzt heimische Gehölze und Pflanzen.“
Besonders gefreut hat sich Irmgard Franken am Samstag über die gut ein Dutzend ehrenamtlichen Helfer, darunter auch ein neues Gesicht – und über die Vorarbeit des Landwirts. Der habe das Grünzeug zu einem erheblichen Teil nämlich bereits zu Schwaden zusammengerecht, was den Naturschützern wiederum die Arbeit erleichtert habe.
Wer sich nach Irmgard Frankens „Lasst Natur zu“-Appell inspirieren lassen möchte: Für Sonntag, 22. September, lädt der BN zu einer Exkursion „Mit allen Sinnen: die Natur sehen, hören, riechen, schmecken und fühlen“ ein. Treffpunkt ist um 9 Uhr am Wasserwerk an der Maisinger-Schlucht-Straße.