Die „René will Rendite“-Kolumne - Deutschland hat ein fettes 650-Milliarden-Euro-Problem
Oft wird die Ampel-Regierung für Deutschlands Wirtschaftsmisere verantwortlich gemacht. Dabei begannen die Probleme schon viel früher. Jeder, der wollte, konnte die Anzeichen sehen.
Der Tenor der Ökonomen, mit denen ich in den Tagen nach dem Ende der Ampel gesprochen habe, war eindeutig. Niemand bedauerte den Bruch der Regierung. Alle hoffen, dass die Wahl eine Chance für einen Neuanfang ist.
Denn in Deutschland ist in den letzten Jahren viel liegen geblieben. Nicht nur die Ampel-Koalition, sondern auch die Vorgängerregierung trägt Schuld an der aktuellen wirtschaftlichen Misere. Im falschen Gefühl der Sicherheit nach den Boomjahren nach der Finanzkrise hat sie mehr oder weniger tatenlos zugesehen, wie sich die Standortqualität Deutschlands immer weiter verschlechtert hat. Die regelmäßigen Umfragen des Verbandes der Familienunternehmen belegen die Erosion der Standortqualität: Steuern, Arbeitskosten, Regulierung, Energie - all diese Standortfaktoren haben sich im internationalen Vergleich verschlechtert.

Die Firmen investieren lieber woanders
Auch andere Daten waren eindeutig. So gab es laut Zahlen der Bundesbank seit 2010 einen Nettoabfluss an Kapital von insgesamt 650 Milliarden Euro. Mit einer Ausnahme im Jahr 2020 investierten deutschen Firmen mehr im Ausland als ausländische Firmen in Deutschland. Mit Antritt der Ampel-Regierung im Jahr 2021 stieg dieser Kapitalabfluss noch einmal dramatisch an. Auf insgesamt 1,7 Billionen Euro belaufen sich die Investitionen deutscher Firmen im Ausland seit 2010.

Wenn man so will, ist die Koalition aus SPD, Grünen und FDP letztlich auch an diesem 650-Milliarden-Euro-Problem zerbrochen. Außer mehr Schulden fanden Olaf Scholz, Christian Lindner und Robert Habeck keine gemeinsame Lösung, wie der Standort Deutschland wiederbelebt werden kann. Solange es Sondervermögen gab, schien alles möglich: Investitionen, Subventionen, grüne Transformation und Bürgergeld. Doch als das Bundesverfassungsgericht diesen Ausweg versperrte, begannen die Konflikte in der Koalition. Denn nun ging es darum, Prioritäten zu setzen und abzuwägen, wie die begrenzten Mittel am besten eingesetzt werden sollten. Hier fanden die drei Parteien keine Lösung.
Über den Finanz-Experten Clemens Schömann-Finck

Clemens Schömann-Finck ist Finanz-Experte und steht hinter dem Youtube-Kanal "René will Rendite". In seiner Kolumne bei FOCUS online beleuchtet er aktuelle Themen rund um Börse und Geldanlage. Abonnieren Sie hier seinen Newsletter für mehr Finanz-Infos.
„Es gibt eigentlich nichts, was dafür spricht, in Deutschland zu investieren“, brachte Christian Kaeser, Global Head of Tax bei Siemens, vor kurzem bei einer Anhörung im Finanzausschuss des Bundestags den Status Quo auf den Punkt. Selbst Zuschüsse in Höhe von zehn Milliarden Euro reichten am Ende nicht aus, um Intel dazu zu bringen, eine Chipfabrik in Deutschland zu bauen. Das Projekt fiel den Sparplänen des Unternehmens zu Opfer.
Deutschland in der Abwärtsspirale
Nach weiteren drei mehr oder weniger verstrichenen Jahren wird die neue Bundesregierung ein Land in einer verschärften Abwärtsspirale vorfinden.
- Mit der Industrieproduktion geht es seit knapp sieben Jahren praktisch konstant bergab.

-Die Auftragsbücher sind so leer wie seit 2011 nicht mehr (vom Corona-Einbruch abgesehen)

- Die Investitionsabsichten der deutschen Firmen liegen laut DIHK weit unter dem langjährigen Durchschnitt.

Jeder Politiker weiß, was getan werden muss
Vor der nächsten Regierung liegt eine Herkulesaufgabe. Die Lage dürfte noch dramatischer sein als zur Jahrtausendwende, als Deutschland der „kranke Mann Europas“ war. Damals boomte China noch, die Globalisierung entfaltete sich und über das Demografie-Problem sprachen vor allem die Professoren. All das ist jetzt anders.
Das Gute ist – wenn man so will: Je schlechter die Lage, desto besser die Chancen, harte Reformen umzusetzen. Eigentlich sollte inzwischen jeder Politiker wissen, was getan werden muss. Aber es liegt auch an uns, ob die Reformen durchkommen und umgesetzt werden.
Kostenloses PDF erhalten: Mit Aktien für die Rente vorsorgen
Das Rentensystem ist ebenfalls eine Baustelle der neuen Regierung. Es ist absehbar, dass das Rentenniveau sinken wird. Umso wichtiger ist, dass Sie fürs Alter selber vorsorgen. Wie Ihre Rente berechnet wird und wie Sie an der Börse mit ETFs mit geringem Risiko fürs Alters vorsorgen können, erfahren Sie in diesem kostenlosen PDF des Teams von „René will Rendite“. Sie erhalten es als Dankeschön, wenn Sie den wöchentlichen Gratis-Newsletter von „René will Rendite“ abonnieren. Hier bestellen
Der „René will Rendite“-Newsletter erscheint einmal wöchentlich und analysiert kurzweilig und verständlich die Lage an den Finanzmärkten. Namhafte Experten steuern immer wieder Gastbeiträge zu. Außerdem erhalten Sie wertvolle Tipps für Ihre Geldanlage sowie regelmäßig die attraktivsten Konto- und Depotangebote